5.03.2015

Geschichten, die das Leben schreibt

Ich habe zur Zeit Schwierigkeiten mit der rechten Hand. Es gibt beinahe täglich Phasen, da kann ich nicht mehr schreiben oder nur sehr schlecht. Natürlich möchte ich das nicht einfach so hinnehmen. Und so ließ ich mich von meinen ehemaligen Hausarzt und heutigen Rentner beraten. "Besorg dir ein Tensgerät. Ich schreibe dir bis morgen einen Behandlungsplan dazu, wie oft täglich, mit welcher Intensität und wie lange pro Sitzung du deine Hand und deinen Arm elektrischen Impulsen aussetzen musst, damit die Hand zumindest wieder funktionsfähig wird." Gut, ich wollte mir ein Tensgerät bestellen und bin durchs Internet gegeistert. Ich stieß auf einen Seite, deren Inhaber zwar keine verkaufte, aber mit solchen Geräten an seinen Patienten arbeitet. Im Einführungstext beschrieb der Mediziner, dass das medizinische Gerät schon in den frühen 50er Jahren in der Sowjetunion erfunden wurde. Aha, dachte ich, schon wieder die . . . Weil ich mich natürlich in diesem Zusammenhang an einen Dok.-Film erinnerte, den ich vor rund nur zwei Jahren gesehen hatte. Da war ein französischer Arzt mitsamt einer seiner Patienten nach Tplissi (Georgien) gefahren war. Grund: Der Patient würde, falls die Georgier nicht helfen könnten, seinen Fuß verlieren. Der war von einem Keim befallen und es gab in Frankreich kein Mittel, diese Infektion zu bekämpfen. Der französische Arzt hatte aber gehört, das es in Tplissi ein ein den 30er-Jahren gegründete Klinik (auf Anweisung Stalins übrigens) gab, die sich intensiv und erfolgreich mit der Bekämpfung solcher Erkrankungen befasste. Das ging in dem Film so: Zwei Krankenschwestern mit je einer 5-Liter-Alu-Kanne in der Hand schlenderten zu dem Fluß, der durch Tplissi fließt. Dort füllten sie ihre Kannen und gingen wieder zurück. Aus dem Wasser wurden alle darin gefundenen Keime isoliert und in Schalen aufgeteilt. Keime aus dem arg angegriffenen Fuß des Franzosen wurde zu den Fluß-Keimen dazugegeben. Und dann wurde gewartet, was zwischen den Keimen passierte. Jedenfalls gab es nach Tagen mindestens einen Fluß-Keim, der dem Keim aus dem Fuß des Mannes den Garaus gemacht hatte. Die georgische Klinik bastelte aus "Modell" eine bestimmte Menge Ampullen, verpackte sie in einem Karton für die Fortsetzung der Behandlung in Frankreich. Ergebnis: ein Vierteljahr später warf der mittelalte Patient den Stützschuh, den er monatelang gebraucht hatte, ins Meer. Als Abschied von der Erkrankung. Ach ja, im letzten Viertel des Films wurde auch ein deutscher Wissenschaftler interviewt, der sich mit der gleichen Problematik beschäftigte. Der antwortete auf eine entsprechende Frage: "Nein, ich forsche jetzt knapp 30 Jahre an dieser Problematik. Es gibt keine zuverlässigen Behandlungsmethoden".

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