Kennt jemand Rene Pfister? Muss man nicht. Aber: Der Mann schreibt für den "Spiegel"! Für eine eine Reportage über Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer bekam der Mann den Egon-Erwin-Kisch-Preis der Nannen-Stiftung. Am Tag darauf, nach einer Intervention Stefanie Nannens, der Enkelin des Stiftungsgründers, war Pfister den Preis auch schon wieder los. Der Grund: "Unter dem Titel "Am Stellpult" entwickelte Pfister ein Psychogramm des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, dessen Einstieg eine detaillierte Beschreibung einer Modelleisenbahn- Anlage im Keller des Ferienhauses des Politikers ist. Problem nur: Der Mann vom Spiegel hat diesen Keller nie betreten, er hat buchstäblich keine Ahnung aus eigener Anschauung, wie es dort aussieht, weil er sich bei allem, was er schreibt, auf Hörensagen beruft." (1) Seitdem tobt die allübliche Pro- und kontra-Meinungsschlacht im deutschen Mainstream. An der will ich mich nicht beteiligen.Täte ich das, müsste ich mich ebenso echauffierne über die reihenweise Aberkennung von erschlichenen Doktortiteln prominenter Politiker oder etwa darüber, dass der deutsche Journalismus - speziell der Auslandsjournalismus der öffentlich rechtlichen - a priori Second-Hand-Jouurnalismus ist. Ein Beispiel gefällig? Da berichtet ein gewisser Banjamin Dzialowski aus Abbottabad über das "Ableben" Osama bin Ladens. Er schreibt die Stadt als einen Nobelort in Pakistan und nennt die letzte Bleibe Bin Ladens "eine Villa hinter sechs Meter hohen Mauern". Tatsächlich ist diese Zuflucht ein ehemaliges und eher unansehnliches Lagerhaus. Die höchste Mauerstück ist 5,50 Meter hoch (und vielleicht 12 m lang), alle anderen, das Haus abschirmenden Mauerstücke sind zwischen 2.13 und 4 m hoch. Auch beschreibt Dzialowski das Haus Bin Ladens als "komfortable letzte Bleibe", obwohl er wahrscheinlich bis heute noch nicht in diesem Haus war. Beschreibt er also nicht auch wie Pfister nur etwas, was er nur aus irgendwelchen Schilderungen kennengelernt hat, betreibt er also icht auch nur Second-Hand-Journalismus. Mit anderen Worten: Belügt er uns, die Medienkonsumenten. Wahrscheinlich. Denn ein Foto, ein Screenshot aus einem Pentagon-Video zeigt uns etwas anderes. nämlich das hier:
So also sieht eine "komfortable letzte Bleibe" aus.
Aber das kennen wir ja schon von anderen Gelegenheiten. Erinnern wir uns nur an die "nahezu uneinehmbare" Bergfestung Tora Bora (Afghanistan 2001) mit all den Hightec-Anlagen darin, in die sich Osama bin Laden verschanzt haben sollte. In Wirklichkeit war es ein Höhlensystem mit unbefestigten Gängen ohne moderne Kommunikations- und Waffensysteme.
Wahn und Wirklichkeit
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