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5.19.2007
Grenzgeschichten
Am 28. Mai 1956 treffen sich nahe Oybin an der CSSR/DDR-Grenze zwei Grenzstreifen. Die deutschen und tschechischen Grenzer plauschen miteinander, tauschen Zigaretten. Dann gehen sie auseinander. Einer der tschechischen Grenzer wirft sich im Weggehen seine MPi über die Schulter. Dabei lösen sich drei Schüsse aus der Waffe, treffen einen der Deutschen in den Oberschenkel. (Der Tscheche wird später verurteilt wegen fahrlässigen Umgang mit einer Waffe). Der deutsche Grenzer kommt ins Krankenhaus. Nach dem Krankenhausaufenthalt bekommt er Genesungsurlaub im sächsischen Königsstein. Dort unternimmt er, um wieder fit zu werden, oft längere Fahrradtouren. Bei einer dieser Touren gerät er in ein Gewitter. An einer Elbbrücke stürzt der Sturm einen Starkstrommast auf das Brückengeländer. Der beurlaubte Grenze kommt in den Windböen mit dem Fahrrad ins Straucheln, greift haltsuchend nach dem Geländer und bekommt einen tödlichen Stromschlag.
5.16.2007
Die ARD, da schau her . . .
Da schau her, die ARD! Da macht sie Online-Umfragen zu allen möglichen Themen und bittet die User, "zu melden", wenn denen bekannt sei oder werde, dass bestimmte Interessengruppen durch gezieltes Voting die Umfrageergebnisse beeinflussen oder präziser gesagt zu verfälschen versuchen. Vermutlich meint die ARD damit Ergebnisse wie die auf die Frage "befürworten Sie die Einführung flächendeckender Mindestlöhne?" Wenn dann 90 Prozent der Umfrageteilnehmer diese Frage mit Ja beantworten, ist das womöglich unangenehm, weil eigentlich diametral entgegengesetzt den eigenen Argumentationen in den Nachrichten oder den allseits beliebten Talks. Man muss im Net immer damit rechnen, dass "bestimmte interessierte Gruppen" sich bevorzugt auf sie am stärksten tangierende Umfragen stürzen, in ihrem Sinne beantworten und womöglich auch beeinflussen möchten. So isser halt, der interessengeleitete Mensch! Nehmen wir mal an, die ARD fragte online "Sind sie dafür, die Mehrwertsteuer für Tiernahrung von sieben auf 19 Prozent zu erhöhen? Das Ergebnis wäre vorhersehbar. Die Masse der nichthaustierbesitzenden User würden die Umfrage a priori ingnorieren, die haustierbesitzenden User würden sich empört gegen dieses Ansinnen wenden und möglicherweise versuchen ihren Gleichgesinntenkreis dafür zu mobilisieren, gegen das hinter der Frage steckende Ansinnen zu stimmen (sehr zur Freude der Tierfuttermafia).
Zu dieser Einsicht hätte die ARD aber auch selbst kommen können. Sie weiss es ja sogar. Wenn die Anstalt dennoch die User zur Denunziation aufruft, stellt sie sich selbst ein nicht unerwartetes Armutszeugnis aus. Denn sie müsste auch wissen, dass solche Umfragen einen Wert gleich Null haben.
5.14.2007
Russland ist stur, der Westen ist was?
Es kriselt zwischen Russland und den USA meldet ein Hermann Krause (ARD) aus Moskau am Tag als US-Außenministerin Rice nach Moskau kam. Er untertreibt, denn es kriselt auch zwischen Russland und der EU oder präziser: Es kriselt zwischen Russland und dem Westen generell. Es kriselt so sehr, dass der deutsche Außenminister Steinmeier sich nach Moskau aufmachen musste, die Wogen zu glätten, die sogar den EU - Russland-Gipfel gefährden könnten. Die Probleme bestehen, argumentiert man, in einer gewissen russischen Halsstarrigkeit und in einem überaus starken Misstrauen gegenüber dem Westen. Das mag stimmen und ist ein altbekanntes Phänomen.
Schon Sir Alexander Cadogan, ehemals hochrangiger Mitarbeiter des britischen Außenministeriums, ereiferte sich gegen Ende des Weltkriegs II: Die Russen "sind von einem fast krankhaften Misstrauen beherrscht", weshalb man im Umgang mit ihnen "unendliche Geduld" aufbringen müsse, "als würden wir glauben, dass sie vernünftige menschliche Wesen seien". Fast im gleichen Moment (1944), als die Sowjet-Russen die Hauptlast des Krieges gegen das faschistische Deutschland trugen, planten die Briten - nachdem die USA die Sowjetunion als nächsten Gegner ausgemacht hatten - unter dem Codenamen "Unthinkable", den Überfall auf die Sowjetunion nach Ende des Krieges. Aufbieten wollte sie nach diesen Plänen hunderttausende britische und amerikanische Soldaten sowie 100.000 wiederbewaffnete Deutsche. Von nordwestlichen Stützpunkten aus, war die Fortsetzung des erprobten Luft-Terrorkrieges nunmehr gegen sowjetische Städte geplant.
Und heute? Condoleeca Rice werde Themen ansprechen, die in Moskau nicht gerne gehört werden, schwanzwedelt Krause. Welche Themen könnten denn das sein? Aktuell sind es a) der geplante Aufbau des US-Raketenschirms in Polen und Tschechien. Natürlich misstraut Russland dem Wort Amerikas, dass es nicht um eine Bedrohung Russlands gehe, sondern um die potenzielle Abwehr möglicher Atomraketenangriffe aus dem Iran und Nordkorea. (über die Begründung hat schon die halbe Welt gelacht). Nicht Russlands Misstrauen ist lächerlich, wie Rice immer wieder süffisant betont, lächerlich sind die USA und Rice mit ihren Begründungen. Russland hat gute Gründe misstrauisch zu sein. Wegen der wortbrüchigen Ausdehnung der Nato nach Osteuropa beispielsweise. In den Verhandlungen über den Rückzug der Sowjetarmee/Russischen Armee aus Ostdeutschland hatte Clinton Russland eben dies zugesichert als Gegenleistung. Wo steht die Nato heute?
Die Amerikaner dürften selbst wissen (ich meine hier nicht jeden Amerikaner, sondern lediglich die politischen Eliten), dass sie versuchen Russland und der Weltöffentlichkeit einen rethorischen Bären aufzubinden, der geeignet ist, die tatsächlichen Absichten zu verhüllen.
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