4.16.2010

Afghanistan: Sprache & Desiformation

In der heutigen Nachrichtensendung des ARD-Mittagsmagazins sprach Moderator Scheider im Zusammenhang mit den vier gefallenen Bundeswehrsoldaten von Opfern eines "Terrorangriffs". Westerwelle hatte bereits gestern "den hinterhältigen Angriff in aller Schärfe" verurteilt. Da fragt man sich, wissen die es nicht besser? Oder wollen die uns hinters Licht führen, uns vorsätzlich täuschen? Wir wissen, dass in Afghanistan ein asymetrischer Krieg geführt wird. Dabei kämpfen einerseits eher weniger gut bewaffnete, aber mit dem Vorteil ausgestattete Afghanen gegen tausende hochgerüstete und modernst ausgebildete Soldaten der westlichen Koalitionstruppen.
Was wir den Afghanen verübeln ist, dass sie sich nicht an die Spielregeln halten und sich in einer offenen Feldschlacht wie gewünscht hinmetzeln lassen, sondern anwenden, was sie sich nicht erfolglos gegen die sowjetischen Truppen antrainiert haben: den Partisanenkrieg, den Krieg der schmerzhaften Nadelstiche. Nur wer das nicht verstehen (kann) will, argumentiert wie die oben zitierten und andere Lohnschreiber. Möglich ist aber auch, dass sie es sehr wohl verstehen. Dann sind solche Begriffe für etwas ganz anderes gebraucht: Die da sind Terroristen! Die da sind feige und hinterhältige Verbrecher! Und vor denen verteidigen unsere Soldaten unsere Heimat.
Das sollen wir glauben. Glaubt es nicht und widersprecht! Die deutschen Soldaten gehören nach Hause, nicht in Särge.

4.15.2010

Afghanistan: Zuviel Panzer, zu wenig Hirn!

Der bestgehasste DDR-Deutsche aller Zeiten, Karl-Eduard von Schnitzler, begann in den frühen sechziger Jahren einen Kommentar zur auf westdeutscher Seite angestrebten atomaren Bewaffnung der Bundeswehr mit den Worte: "Wir wissen, warum die Sauriere ausgestorben sind: Zuviel Panzer, zu wenig Hirn". Als ich erfahren habe, dass heute erneut vier Soldaten im Afghanistan-Krieg ihr Leben verloren haben, dann fällt mir genau diese Zusammenfassung ein: "Zuviel Panzer, zu wenig Hirn"! Nicht bei den Soldaten, sondern bei den für den Tod der Bundeswehrsoldaten verantwortlichen deutschen Politiker. Diese wissen, dass 70 Prozent der deutschen Bevölkerung sich gegen diesen Krieg ausspricht und ignorieren diesen Mehrheitswillen, halten starrköpfig daran fest, dass die deutsche Freiheit auch am Hindukusch verteidigt werden müsse.
"Zuviel Panzer, zu wenig Hirn" gilt aber auch für die Eltern der Soldaten. Wie können sie es zulassen, dass sich ihre Kinder für einen Krieg opfern, der nicht der ihre ist, sondern der Krieg einer politischen Kaste. Mit der gewollten Teilhabe am amerikanischen Afghanistan-Krieg unter falsche Flagge sorgen sie doch nur für eines: Dass das in Form von Rüstungsgütern angehäufte "tote" Kapital endlich einer Verwertung zugeführt werden kann - um den Preis von immer mehr Kriegstoten.
Wer verhindern will, dass nicht noch mehr Soldaten umkommen, der soll nicht über den Einsatz von Panzerhaubitzen und Kampfhubschraubern nachdenken, sondern darüber, wie man die Soldaten am schnellsten nach Hause holen kann.