3.03.2007

Neues aus der Diktatur


In einem halbseitigen Beitrag beschäftigte sich die "Sächsische Zeitung" Dresden dieser Tage mit dem "allseits" gefordertem Rauchverbot in Deutschland. Sie informiert mit diesem Beitrag ihre Leser, wo und ab wann denn nun endlich Schluss ist mit der lästigen Qualmerei: In öffentlichen Gebäuden, in Flugzeugen, Bahnen, Bussen und Taxis etc. und kommt schließlich unter der Zwischenüberschrift "Was gilt im Bundestag?" zu den Initiatoren der neuen Gesetzgebung selbst. (siehe Faksimile und bitte schön langsam lesen). Wieso wundere ich mich nicht?

2.25.2007

Das Dornrös´chen erwacht


Foto: Michal David, Jana Davidova und mein Nachbar Jiri Kudrna bereden im Gasthaus "u Zamku" die neusten Vorhaben.


Wer schon länger an der tschechischen Grenze wohnt, hat längst ein Gefühl für die unterschiedlichen Tempi der „gesellschaftlichen Modernisierung“ auf deutscher und tschechischer Seite entwickelt. Während die Gemeinde Oybin in Deutschland sich noch schöner machte in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten, dämmerte das tschechische Krompach (Krombach) einschließlich seiner Ortsteile Valy (Schanzendorf), Juliovka (Juliusthal) und Dolni Svetla (Nieder Lichtenwalde) auf der anderen Seite in einer Art Dornröschenschlaf vor sich hin. Die Krompacher Dorfstraßen sind zerrüttet, viele Häuser auch, die Bevölkerung war bis auf um die 130 Einwohner geschrumpft und immer älter geworden. Einen Dorfladen gab es schon Jahre nicht mehr, erstaunlicherweise aber immer noch zwei Gaststätten. Und die überlebten wahrscheinlich durch ihre zahlreichen deutschen Gäste oder die Besitzer der weit über 500 „Wochenend-Häuser“ aus Prag und anderen größeren tschechischen Städten. Diese Einwohner auf Zeit trugen und tragen ihre Kronen an den Saisonwochenenden und während der Sommerfrische gern in die Gasthäuser „u Zamku“ („Am Schloss“) oder „Vyklidce“ („Aussicht“).
Jetzt aber, wobei unter jetzt auch schon wieder drei vier Jahre zu verstehen sind, ändert sich was. Denn in dieser Zeit sind allein nach Krompach drei Familien zugezogen. (Statistisch sind das stolze 8,75 Prozent Bevölkerungszuwachs). Zu den Zugezogenen gehört die Familie Kudrna auf dem Janske Kameny (Johannisstein) und die Familie Pral. Die hat ein Haus am Südrand von Krompach bezogen. Und dann ist da noch die Familie David, die unweit der Kirche der 14 Nothelfer an der Straße nach Juliovka wohnt. Alle drei Familien haben mehrere Gemeinsamkeiten. Beispielsweise hat jede Familie hat zwei Kinder und ich glaube auch je einen Hund. Alle sind aus Prag oder der nächsten Umgebung der Hauptstadt nach Krompach gekommen.
„Wir sind aus dem Großstadt-Dschungel geflohen. Letzter Anlass dafür war, dass wir im Buddelkasten unserer Kinder (Mädchen, vier und sieben Jahre) eine Spritze gefunden haben“, sagt Michal David, das Familienoberhaupt. Er betreibt in Prag ein gut gehendes Internet-Cafe samt Computerwerkstatt. Er wird bis auf weiteres zwischen Krompach und Prag pendeln. Jana Davidova dagegen hat sich in Krompach aus Mangel an anderen Arbeitsmöglichkeiten mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft selbständig gemacht und zwar in dem Haus, in dem es im Dorf bis vor ein paar Jahren schon immer ein Geschäft gegeben hatte. Sie und Michal hoffen, dass sich das Geschäft so gut entwickelt, dass es zum Lebensunterhalt beitragen kann.
„Im Winter sieht es mit den Umsätzen eher bescheiden aus“, erzählt Jana. „Da kommen nur wenige Wochenend-Häusler und bringen zu allem Überfluss die meisten Lebensmittel mit.“ Und die Krompacher? Für die Alten ist es bei glatten Straßen und Wegen zu beschwerlich, bei Jana Davidova einzukaufen. Die mobilen Krompacher kaufen in Cvikov oder anderen Städten mit Supermärkten ein, meistens jedenfalls.
Und die Deutschen, will ich wissen. „Die deutschen Nachbarn machen etwa fünf Prozent des Umsatzes.“ Das ist momentan noch nicht viel. Aber es könnte mehr werden, denn Jana Davidova würde von den Oybinern bestellte Waren vom Brötchen über die Milch bis zu den Speckackys (wohlschmeckende, etwas fetthaltigere dicke Würstchen) und anderes durchaus auch bis zum Wandergrenzübergang liefern.
Vielleicht trifft sich dieses Angebot der Tschechin gut mit der allgemeinen Entwicklung in Oybin. Die Wurst- und Fleischgeschäft an der Straße der Jugend hat gerade seine Öffnungszeiten verringert, möglicherweise macht es demnächst sogar ganz dicht oder wird ersetzt werden durch eine mobile Verkaufsstand, der zweimal wöchentlich in der Gemeinde vorfahren soll.
Die Neu-Krompacher sind auch die im Dorf, die die Alteingesessenen wachrütteln wollen und werden. Der Bürgerverein Krompach organisierte gerade die Sammlung für die Glocke und das automatische Läutewerk für die kleine Dorfkirche unterhalb vom Schloss (Anfang August wird das Geld gezählt). Da zeichnet sich schon wieder etwas ab, das den Gemeinsinn im Dorf stärken könnte.
Und sie wollen sich einsetzen für den Straßenbau in Krompach, dafür Fördermittel der EU einwerben helfen, auf dem Johannisstein könnte noch in diesem oder vielleicht auch erst im kommenden Jahr eine Begegnungsstätte für Tschechen und Deutsche entstehen. Momentan sammeln der Bürgerverein und die Familie Kudrna Ideen für die Begegnungsstätte. Und Kudrna will noch 2007 auf einer Freifläche schon mal Sportspielgelegenheiten aufbauen – für tschechische und deutsche Kinder. Wie gesagt, es kommt Bewegung ins Dorf.

Neues vom Zoll?


Da fährt mir der Schreck in alle Glieder. Als bekennender "Pascherak" schleppe ich so manches über die EU-Grenze. Und nun das: Neue Wege des Filzens. Und ich dachte die Grenzkontrollen werden immer weniger.