1.31.2008

Ich wurde von einem roten Blitz getroffen!

In einer Tageszeitung las ich heute, eine Krankenschwester habe kurz vor einer Operation weisungsgemäß den OP-Tisch samt Patienten drauf etwas anheben wollen. Sie habe die falsche Taste der Fernbedienung erwischt, worauf sich der Tisch seitlich neigte und der Patient auf dem Boden landete. An einem anderem Tag und in einer anderen Geschichte operierte ein Chirurg bei einem Patienten das gesunde linke anstelle des kranken rechten Kniees.
In Koblenz wird eine junge Autofahrerin von einem roten Blitz getroffen, als sie mit ihrem Auto unter einer Fußgängerbrücke hindurchfährt. Sie alarmiert die Polizei und behauptet, Fußgänger auf der Brücke hätten den Blitz ausgelöst. Und, sie sei sogar nochmals zurückgefahren, gewendet und kurz vor der Brücke nochmals vom roten Blitz getroffen worden. Die Aufklärung der Polizei: Sie war zweimal zu schnell durch den Meßbereich eines mobilen Blitzers gefahren.
In München erstellt und verschickt das Finanzamt einer Imbiß-Kioskbesitzerin einen Vorsteuerbescheid über 1,3 Milliarden Euro. Beschwerden der Frau über diesen Bescheid weißt das Finanzamt zurück. Die Berechnung sei richtig, man irre sich nicht.
Harsche Kritik hagelt es von Wahlbeobachtern des Chaos Computer Clubs am hessischen Wahlverlauf. Der Leiter eines Wahllokals (und Mitglied einer gewissen Partei) habe am Vorwahlabend den Wahlcomputer mit nach Hause genommen. Der Landeswahlleiter wiegelt ab, den Computer könne man nicht manipulieren, was der CCC völlig anders sieht. Stellen wir es uns mal anders vor: Ein Wahlleiter nimmt eine Wahlurne samt Wahlzetteln mit nach Hause. . .
Die Bundesregierung hadert mit den Ölkonzernen wegen deren Preistreiberei und will beschliessen, dass ab 2010 dem Benzin an der Tankstelle künftig zehn Prozent Bioäthanol beigemischt werden soll wegen der Umweltbilanz. Ältere Fahrzeuge können das Gemisch aber nicht verarbeiten, deshalb sollen die Besitzer ältere Pkws künftig nur noch Super tanken.
"Das Finale von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ sahen ab 21.15 Uhr bis zu 7,22 Millionen Zuschauer. Im Schnitt verfolgten 6,44 Millionen (22,2 % MA) den letzten Tag im Dschungelcamp und die Wahl von Ross Antony zum neuen Dschungelkönig. Bei den jungen Zuschauern erreichte die Dschungelshow 36,0 Prozent Marktanteil. Damit erreichte die Show im Finale sowohl beim Gesamtpublikum als auch bei den jungen Zuschauern neue Rekordwerte" vermeldet www.fernsehjunkie.de.
Ist das nun schon alles Pisa oder nur ein Vorgeschmack auf das was kommen wird?

1.27.2008

Schreiben wir mal Geschichte

So mag man in mancher Redaktion manchmal denken. Wer käme sonst auf die Idee, die von den Israelis widerrechtlich annektierten syrischen Golanhöhen (siehe Text auf dem Faksimile) in "israelische Golanhöhen" umzubenennen.

Ein Buch ist zu empfehlen

Der Hannoveraner Ossietzky-Verlag hat noch im vergangenen Jahr ein kleines Buch von Ralph Hartmann herausgebracht. Es trägt den natürlich wenig prosaischen Titel "Die DDR unterm Lügenberg". Im reichlich 110 Seiten knappen Buch beschäftigt sich Hartmann mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte durch den politischen und literarischen Mainstream der Bundesrepublik, die politischen- und regierungsamtlichen Organisationen sowie die Auftragnehmer für die vom einstigen FDP-Innenministers Klaus Kinkel herausgegeben Ordre, dass es von jetzt an darauf ankomme, der DDR und ihrem gesellschaftlichen System jegliche Legitimation zu nehmen. Und tatsächlich ist in diesem Sinne in den vergangenen 18 Jahren viel geschrieben, gesprochen und gefilmt worden über die "wahre" DDR.
Genau mit dem Geschriebenen, Gesprochenen und Gefilmten setzt sich Hartmann auseinander. In seinem kleinen Buch referiert er über die "zehn Lügen über die DDR". Da geht es beispielsweise um die "Lüge Nummer 5: Die DDR vor dem Staatsbankrott". Hartmann greift in diesem Kapitel seines Buches eine noch im Jahre 1999 vom Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Peter Ramsauer verbreitete Horrorrechnung auf, nach der "die Bundesrepublik Deutschland (habe) mit der Vereinigung 400 Milliarden DM Altschulden des SED-Regimes . . . übernommen". Und stellt dem den Befund der Deutschen Bundesbank aus dem gleichen Jahr gegenüber. Und schreibt: "Darin (im Bericht der Bundesbank) wird für 1989 eine Nettoverschuldung der DDR gegenüber westlichen Valutaländern in Höhe von 19,9 Milliarden ausgewiesen, was einer Dollargröße von 12 Milliarden zum damaligen Kurs entspricht". Hartmann nennt den Bericht der Bundesbank eine "wesentliche Entdramatisierung der Schuldensituation".
Auch mit den anderen neun "Legenden" westdeutscher Geschichtsschreibung über die DDR räumt der Autor nicht weniger nachdrücklich auf.
Das Buch ist eine faktenreiche Korrektur einer folgenreichen Sieger-Literatur. Die Ostdeutschen kann es bestärken, den Westdeutschen ermöglichen, Vorurteile zu korrigieren. Wenn sie es denn tatsächlich wollen.

"Die DDR unterm Lügenberg", Ralph Hartmann, Ossietzky-Verlag, ISBN-Nummer 978-3-9808137-3-0