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12.06.2006
Frauen mit nassem Handtuch erschlagen!
Hilfe! Ich bin introvertiert und spiele (!) gewisse Computerspiele! Und ich möchte auch mal Amok laufen! Bloß, ich gehe nicht mehr in die Schule, auch mein letztes Studium liegt schon ein paar Jahre zurück, so kann ich nicht mal die FU Berlin heimsuchen. Auf Anhieb fällt mir da höchstens der Kindergarten meines Enkels ein oder dieser Club gerade eben vergnüglich Romme spielender Frauen hinter meinem Computersessel. Aber dafür hätte ich weder einen Grund, noch ist die Runde eine besonders medientaugliche Idee. Brächte ich die Mädels um, schriebe so ein Depp möglicherweise eine Überschrift wie "Fünf Frauen mit nassem Handtuch erschlagen - Jungrenter verlor bei Romme-Runde seiner Frau die Nerven und erschlug sich anschließend selbst!" Nee, so was ist doch kein Abgang für einen angehenden Amoker. Ich muss mir was einfallen lassen, etwas, was richtig einschlägt und sogar so einem Allround-Klapsmüller wie dem hannoveraner Professor Pfeifer (oder doch mit drei f?) die Spucke wegbleibt. Und es muss mindestens ein Drei-Tage-Programm mit Teilen am Vormittag und Teilen am Nachmittag sein, also eine Amok-Soap sozusagen (Der Dank aller Medien wäre mir schon mal sicher).
Vorstellbar wäre, dass ich im ersten Teil von meinem Handy aus nach dem Zufallsprinzip mindestens tausend Menschen in ganz Deutschland anrufe (die Rechnung muss ich sowieso nicht mehr bezahlen) und auf großes Pionierehrenwort hin Worte sage wie: "Amok, Schusswaffe, Kiffen, Pumpgun, Schule, Deppenlehrer, Polonium 210, Mottenpulver, Heil Erde, Bush iss doof und so weiter. Und ich hoffe, dass die Computer der Geheimdienste und des BKA anspringen und sofort die Spur meines Handys aufnehmen, dass ich natürlich sowieso nur mit wechselnden Prepaid-Karten betreibe.
Nachmittags, spätnachmittags - wegen der wieder erwachten Kauflust der Deutschen - würde ich mich mit einem Teppich unter dem linken Arm, einem Muezzin-Megaphon unter dem anderen und einem Koffer in der Hand (den ich versehentlich am Busbahnhof abstelle) auf den Weg in die Shopping-Meile machen, den Teppich gen Mekka ausrichten, Herrn Beckstein (München) anrufen und in seinem "Beisein" ein bissel Allah anrufen.
Ähnlich würden auch die nächsten anderthalb Tage verlaufen. Einmal würde ich so um die 100 Briefe mit einem Milzbrand-Pulver füllen, sie mit den Adressen ausgesuchter Fernsehfritzen beschriften (Sie können in der Zeitung lesen welche). Dann würde ich noch "Vorsicht Vogelgrippe" drauf schreiben und "Empfänger zahlt selbst", und sie in den Kasten einwerfen.
Und so ähnlich würde es weiter gehen bis zum Showdown am Abend des dritten Tages. Mittlerweile hätte sich die Polizei mit Sicherheit schon an meine Fersen geheftet. Aber ich würde mich, einem plötzlichen Sinneswandel folgend, nicht in die Luft sprengen. Vor der Polizei flüchtete ich in eine Strafvollzugsanstalt und aus der auf das Dach der selbigen. Und den Psychologen, die mich dann über einen Feuerwehrfahrkorb auf dem Dach besuchen und mich nach meinen Wünschen befragen möchten, denen riefe ich entgegen. "Bitte provozieren sie mich nicht! Ich bin introvertiert, würde jetzt gerne gewisse Computerspiele spielen und anschließend ein bissel Amok laufen".
So lieb hatte Gott Gottlieb wohl nicht
Sind oder waren Sie auch ein Gucker eines der oder aller sieben politischen Magazine im "Ersten"? Und erinnern Sie sich noch, wie auf Sie die Ankündigung der ARD gewirkt hat, die politischen Magazin-Sendungen um 15 Minuten zu kürzen?
Seinerzeit (Januar 2006) hatte der Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eine Podiumsdiskussion organisiert. Sigmund Gottlieb, Chefredakteur Bayerischen Fernsehens, Sonia Mikich, Redaktionsleiterin des politischen Magazins „Monitor“ (WDR), sowie Fritz Wolf, freier Medienjournalist aus Düsseldorf, haben zu diesem Problem miteinander und gegeneinander diskutiert. Gottlieb verteidigte seinerzeit die Sendezeitkürzungen. Es ginge, führte er aus, um eine erwünschte Stärkung der Position der Tagesthemen, der die gekürzten 15 Magazin-Minuten für einen früheren Sendestart zu Gute kommen. Die Steigerung des Marktanteils der Tagesthemen auf 12 Prozent sei ein erster sichtbarer Erfolg, rieb sich Gottlieb voller Freude die Hände. Außerdem sei die Kürzung eine „Anregung der journalistischen Qualität“ für die Macher der Magazine: Unrelevante Themen müssten herausgefiltert und eine Konzentration auf das Essentielle vorgenommen werden. Entscheidend sei schließlich die „Kundschaft, und nicht was in den Köpfen der Redakteure vorgeht.“ Da staunten wir. Gottlieb als letzte Instanz für "Unrelevantes und Essentielles" zugleich? Fritz Wolf, freier Medienjournalist, der einen Aufsatz zur Geschichte der politischen Magazine in der ARD im Rahmen des 50. Geburtstages des WDR verfasst hat, antwortete ironisch spitz: "Kürzte man die Magazine weiter auf 25-20 Minuten Sendezeit, so müsse ja eigentlich die Kreativität der Redakteure explodieren“.
Vielleicht hätten wir Zuschauer als Finanziers der Öffentlich-rechtlichen auch gerne mit diskutiert. Aber wurden oder werden wir gefragt? Nein. Aber geantwortet haben viele Zuschauer. "400.000 Zuschauer haben die montags ausgestrahlten Magazine "Fakt", "Report Mainz" und "Report München" gegenüber dem Vorjahr verloren" hat die ARD-Medienforschung ermittelt. Zwischen Januar und November 2006 waren nur noch 2,77 Millionen Zuschauer im Schnitt dabei, im Vorjahreszeitraum seien es noch 3,17 Millionen gewesen. Der durchschnittliche Marktanteil lag bei 9,7 Prozent und damit nur im einstelligen Bereich. Nicht ganz so stark verloren die Donnerstags-Magazine "Kontraste", "Monitor" und "Panorama", doch auch dort zeigt die Tendenz nach unten. Nun ja, so lieb hatte Gott Gottlieb wohl doch nicht.
Seinerzeit (Januar 2006) hatte der Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eine Podiumsdiskussion organisiert. Sigmund Gottlieb, Chefredakteur Bayerischen Fernsehens, Sonia Mikich, Redaktionsleiterin des politischen Magazins „Monitor“ (WDR), sowie Fritz Wolf, freier Medienjournalist aus Düsseldorf, haben zu diesem Problem miteinander und gegeneinander diskutiert. Gottlieb verteidigte seinerzeit die Sendezeitkürzungen. Es ginge, führte er aus, um eine erwünschte Stärkung der Position der Tagesthemen, der die gekürzten 15 Magazin-Minuten für einen früheren Sendestart zu Gute kommen. Die Steigerung des Marktanteils der Tagesthemen auf 12 Prozent sei ein erster sichtbarer Erfolg, rieb sich Gottlieb voller Freude die Hände. Außerdem sei die Kürzung eine „Anregung der journalistischen Qualität“ für die Macher der Magazine: Unrelevante Themen müssten herausgefiltert und eine Konzentration auf das Essentielle vorgenommen werden. Entscheidend sei schließlich die „Kundschaft, und nicht was in den Köpfen der Redakteure vorgeht.“ Da staunten wir. Gottlieb als letzte Instanz für "Unrelevantes und Essentielles" zugleich? Fritz Wolf, freier Medienjournalist, der einen Aufsatz zur Geschichte der politischen Magazine in der ARD im Rahmen des 50. Geburtstages des WDR verfasst hat, antwortete ironisch spitz: "Kürzte man die Magazine weiter auf 25-20 Minuten Sendezeit, so müsse ja eigentlich die Kreativität der Redakteure explodieren“.
Vielleicht hätten wir Zuschauer als Finanziers der Öffentlich-rechtlichen auch gerne mit diskutiert. Aber wurden oder werden wir gefragt? Nein. Aber geantwortet haben viele Zuschauer. "400.000 Zuschauer haben die montags ausgestrahlten Magazine "Fakt", "Report Mainz" und "Report München" gegenüber dem Vorjahr verloren" hat die ARD-Medienforschung ermittelt. Zwischen Januar und November 2006 waren nur noch 2,77 Millionen Zuschauer im Schnitt dabei, im Vorjahreszeitraum seien es noch 3,17 Millionen gewesen. Der durchschnittliche Marktanteil lag bei 9,7 Prozent und damit nur im einstelligen Bereich. Nicht ganz so stark verloren die Donnerstags-Magazine "Kontraste", "Monitor" und "Panorama", doch auch dort zeigt die Tendenz nach unten. Nun ja, so lieb hatte Gott Gottlieb wohl doch nicht.
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