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10.25.2007
Kupfer hilft nicht gegen Rechtschreibschwäche
In der aktuellen Fernsehzeitschrift "rtv" wirbt ein Unternehmen wortreich für Kupfer-Einlegesohlen. Wie man lesen kann, verbessern sich damit alle möglichen köperlichen Beschwerden. Mag sein. Nur gegen eines - siehe Bild - hilft auch die kupferne Sohle wirklich nicht, gegen eine gewisse Rechtschreibschwäche.
10.24.2007
Kabinett kreiste und gebar nicht mal ne Maus
"Anbieter von Gammelfleisch sollen künftig härter bestraft werden. Wer mit verdorbenem Fleisch handelt, soll nach dem Willen der Bundesregierung mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro bestraft werden. Bislang liegt die Obergrenze bei 20.000", freut sich die ARD. Das Bundeskabinett habe dazu heute beraten und so entschieden, meldet der öffentlich rechtliche Sender. Spruchreif sei das aber noch nicht, denn Bundestag und Bundesrat müssten noch zustimmen. Außerdem müssen Abnehmer, denen Gammelfleisch angeboten werde, das künftig anzeigen. Über das von Verbraucherschützern immer wieder geforderte Einfärben und damit nicht mehr handelbarmachen des Fleisches ist keine Rede mehr.
Also wird es wohl bei der höheren Geldstrafe für die "Lebensmittelverbrecher" bleiben - wenn die Länder im Bundesrat nicht wieder für eine Abschwächung sorgen. Aber gehen wir mal davon aus, dass es bei den höchstens 50.000 Euro bleibt und rechnen wir mal nach. Im August 2007 wurde aus Memmingen/Wertingen (Bayern) bekannt, daß etwa 200 Tonnen sogenanntem K3-Fleisch (Handelskategorie 3), das nicht für menschlichen Gebrauch tauglich ist, in den Verkehr gebracht wurde, nachdem es vom Großhändler nach bisherigen Erkenntnissen umetikettiert worden war. Verwendet wurde das Fleisch angeblich vorwiegend zwischen Juni 2006 und August 2007 zur Herstellung von Döner Kebap vor allem in Berlin. 200 Tonnen sind gleich 200.000 kg Fleisch. Multipliziert man das mit einem durchschnittlichen Kilopreis von 1,47 €, dann kommt man auf den stolzen Umsatz von 294.000 Euro. Kann man davon 50.000 Euro Strafe zahlen? Locker, meine ich. Also dann bis zum nächsten Döner - und guten Appetit.
Also wird es wohl bei der höheren Geldstrafe für die "Lebensmittelverbrecher" bleiben - wenn die Länder im Bundesrat nicht wieder für eine Abschwächung sorgen. Aber gehen wir mal davon aus, dass es bei den höchstens 50.000 Euro bleibt und rechnen wir mal nach. Im August 2007 wurde aus Memmingen/Wertingen (Bayern) bekannt, daß etwa 200 Tonnen sogenanntem K3-Fleisch (Handelskategorie 3), das nicht für menschlichen Gebrauch tauglich ist, in den Verkehr gebracht wurde, nachdem es vom Großhändler nach bisherigen Erkenntnissen umetikettiert worden war. Verwendet wurde das Fleisch angeblich vorwiegend zwischen Juni 2006 und August 2007 zur Herstellung von Döner Kebap vor allem in Berlin. 200 Tonnen sind gleich 200.000 kg Fleisch. Multipliziert man das mit einem durchschnittlichen Kilopreis von 1,47 €, dann kommt man auf den stolzen Umsatz von 294.000 Euro. Kann man davon 50.000 Euro Strafe zahlen? Locker, meine ich. Also dann bis zum nächsten Döner - und guten Appetit.
Wie konstruiert man Terroristen?
Der Bundesgerichtshof hat mit einer Pressemitteilung heute (24.10.) bekannt gegeben, dass der Haftbefehl gegen Andrej H., einen Berliner Stadtsoziologen, aufgehoben wurde. H. wurde von der Bundesanwaltschaft verdächtigt, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein. Und das kam so: Eine Gruppe, die sich "mg" (militante gruppe) nennt und im Verdacht steht, mehrere Brandanschläge unter anderem auf Bundeswehrfahrzeuge verübt zu haben, hat mit Bekennerschreiben die Verantwortung für die Anschläge übernommen. Das BKA analysierte die Schreiben und stellte insgesamt neun Begriffe fest, die immer wieder in den Schreiben verwendet wurden. Im wesentlichen waren das die Begriffe "Prekarisierung", "Gentrifikation", "Reproduktion", "implodieren", "politische Praxis" und "marxistischleninistisch". Die Ermittler analysierten die Schreiben und suchte fieberhaft - ich vermutet, sie haben dazu gegoogelt - nach Übereinstimmungen in anderen Texten gesucht und sind dabei unter anderem auf Andrej H. gestoßen. Vor allem der Begriff "Gentrifikation", der die relative Verelendung von Wohnquartieren beschreibt, tauchte in Hs wissenschaftlichen Publikationen häufig auf. Daraus und aus der Tatsache, dass es wohl einen Kontakt Hs mit einem Mitglied der "mg" hatte, konstruierte die Bundesanwaltschaft den Vorwurf der "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" und der intellektuellen Führerschaft der "mg". H wurde verhaftet.
Was können wir aus dem Skandal für Schlüsse ziehen? Zwei meine ich. Erstens, die Bundesanwaltschaft muss unter gewaltigen Druck der Politik stehen. Schließlich hat die (die Politik) in den vergangenen Jahren die bürgerlichen Grundrechte drastisch eingeschränkt. Nun braucht sie a) für die Scheinlegitimierung der bereits erfolgten Grundrechtseinschränkungen schnellstens ein paar echte Terroristen. Und sie braucht sie b) für den kommenden weiteren Abbau grundrechtlich garantierter Bürgerrechte.
Zweitens: Seien Sie vorsichtig mit Begriffen (wie oben) in selbstverfertigten Dokumenten (Mail, Worddateien etc.), wenn man diese ergooglen kann. Oder wundern Sie sich dann wenigstens nicht, wenn es ganz früh an der Haustür klingelt und es nicht der Postmann ist.
Was können wir aus dem Skandal für Schlüsse ziehen? Zwei meine ich. Erstens, die Bundesanwaltschaft muss unter gewaltigen Druck der Politik stehen. Schließlich hat die (die Politik) in den vergangenen Jahren die bürgerlichen Grundrechte drastisch eingeschränkt. Nun braucht sie a) für die Scheinlegitimierung der bereits erfolgten Grundrechtseinschränkungen schnellstens ein paar echte Terroristen. Und sie braucht sie b) für den kommenden weiteren Abbau grundrechtlich garantierter Bürgerrechte.
Zweitens: Seien Sie vorsichtig mit Begriffen (wie oben) in selbstverfertigten Dokumenten (Mail, Worddateien etc.), wenn man diese ergooglen kann. Oder wundern Sie sich dann wenigstens nicht, wenn es ganz früh an der Haustür klingelt und es nicht der Postmann ist.
10.23.2007
SPD: Tricksen, täuschen, wehklagen
"Ick werd wahrscheinlich diese Partei wählen - es ist so ein beruhjendes Jefiehl. Man tut wat for de Revolutzjon, aber man weeß janz jenau: mit diese Pachtei kommt se janz bestimmt nich", schrieb Tucholsky 1931 in "Ein älterer, aber leicht besoffener Herr" über die SPD vor den Reichstagswahlen. Die spöttische Bemerkung Tuchos kommt mir in Erinnerung, wenn Kurt Beck neuerdings wenigstens einmal täglich zum Rundumschlag gegen seine politischen Gegner inner- und außerhalb der Partei ausholt. Mal tobt er gegen die Gewerkschaft der Lokführer und deren angebliche Particular-Interessen, obwohl er zumindest wissen könnte, dass ein erfolgreicher Arbeitskampf der Lokführer Signalwirkung auch auf alle anderen Gewerkschaften haben könnte. Dass er sich strikt gegen den Arbeitskampf einer kleinen Partei wendet, zeigt, dass er genau deren Erfolg nicht haben will. Zeitlich früher stampfte er den Müntefering in die Tonne, weil der sich für die Fortsetzung der Agenda 2010 und sich gegen eine neuerliche Verlängerung der Auszahldauer des ALG I aussprach.
Für diese Attacken gibt es natürlich handfeste Gründe. Das Image der SPD stimmt schon länger nicht mehr, hat Beck erkannt. Seit 1990 bis heute hat die Partei fast 40 Prozent seiner Mitglieder verloren. 567 925 Parteimitglieder sind es noch. Und der Schwund hält an. "Jetzt läuft der Deutschen Sozialdemokratie auch noch der eigene Nachwuchs davon. Am Montag haben auf einen Schlag fünf Juso-Führungskräfte in Niedersachsen ihr SPD-Parteibuch abgegeben. Ihre neue politische Heimat sehen die Ausgetretenen in der Linkspartei.PDS, die am kommenden Wochenende ihre Fusion mit der WASG vollziehen wird. Als Gründe für ihren Schritt führten die Jungpolitiker die »perspektivische Fehlentwicklung« sowie »zunehmende Ideologie- und Utopielosigkeit« der Partei an" schrieb Ralf Wurzbacher am 12. Juni in "telepolis". Ähnlich verhält es sich mit den SPD-Wählern. Die Partei hat Millionen Wähler verloren und bekäme, wären am kommenden Wochenende Wahlen voraussichtlich nicht mehr als rund 24 Prozent der Stimmen.
Darum setzt er sich mit viel medialen Getöse für eine längere Zahldauer des Arbeitslosengeldes I für ältere Arbeitslose ein. Die Wiederentdeckung der sozialen Verantwortung durch diese Partei? Es ist nicht mehr als ein wahltaktisches Manöver. Die Angst vor der Linkspartei grassiert in der SPD und durch Becks Oberstübchen. So müssen es wohl auch viele Wähler sehen, denn Becks Vorstoß honorieren sie nicht. "Sogar die meisten Sozialdemokraten würden Merkel wählen: SPD-Chef Beck fällt in Sympathieumfragen ab, obwohl seine ALG-Forderung äußerst populär ist", meldet die "netzeitung".
Für diese Attacken gibt es natürlich handfeste Gründe. Das Image der SPD stimmt schon länger nicht mehr, hat Beck erkannt. Seit 1990 bis heute hat die Partei fast 40 Prozent seiner Mitglieder verloren. 567 925 Parteimitglieder sind es noch. Und der Schwund hält an. "Jetzt läuft der Deutschen Sozialdemokratie auch noch der eigene Nachwuchs davon. Am Montag haben auf einen Schlag fünf Juso-Führungskräfte in Niedersachsen ihr SPD-Parteibuch abgegeben. Ihre neue politische Heimat sehen die Ausgetretenen in der Linkspartei.PDS, die am kommenden Wochenende ihre Fusion mit der WASG vollziehen wird. Als Gründe für ihren Schritt führten die Jungpolitiker die »perspektivische Fehlentwicklung« sowie »zunehmende Ideologie- und Utopielosigkeit« der Partei an" schrieb Ralf Wurzbacher am 12. Juni in "telepolis". Ähnlich verhält es sich mit den SPD-Wählern. Die Partei hat Millionen Wähler verloren und bekäme, wären am kommenden Wochenende Wahlen voraussichtlich nicht mehr als rund 24 Prozent der Stimmen.
Darum setzt er sich mit viel medialen Getöse für eine längere Zahldauer des Arbeitslosengeldes I für ältere Arbeitslose ein. Die Wiederentdeckung der sozialen Verantwortung durch diese Partei? Es ist nicht mehr als ein wahltaktisches Manöver. Die Angst vor der Linkspartei grassiert in der SPD und durch Becks Oberstübchen. So müssen es wohl auch viele Wähler sehen, denn Becks Vorstoß honorieren sie nicht. "Sogar die meisten Sozialdemokraten würden Merkel wählen: SPD-Chef Beck fällt in Sympathieumfragen ab, obwohl seine ALG-Forderung äußerst populär ist", meldet die "netzeitung".
Wenn der Polit-Kopp aber nun een Loch hat . . .
"Mit einem bürokratischen Trick will Mecklenburg-Vorpommern rechtsextreme NPD-Mitglieder aus Ehrenämtern fernhalten. Wer sich sich für eine Funktion wie Bürgermeister, Wehrführer oder Amtsvorsteher bewirbt, muss künftig schriftlich erklären, aktiv für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzustehen und keiner verfassungsfeindlichen Partei anzugehören. Das teilte gestern das Innenministerium in Schwerin mit", hieß es gestern in der "Sächsischen Zeitung". Na so was! Die NPD-Mitglieder, die es jemals betreffen sollte, könnten diese Erklärung mit gutem Gewissen unterschreiben, ist ihre Partei doch zugelassen und damit als demokratisch genug für dieses Land eingeschätzt. Und übrigens ihr Sandflöhe in MacVopo. Was heißt hier Wehrführer?
10.22.2007
Atze spricht über die Woche
Nee, so was! Die "taz" meldet diese Woche: "Affen töten Politiker". Wow, dachte ich. Sind Affen also doch die schlaueren Menschen? Aber wie so oft sind wir wieder nur einer Überschriften-Ente aufgesessen. Denn die Rhesusaffen, die angeblichen Täter, haben den indischen Politiker (stellvertretender Bürgermeister von Neu Dehli) natürlich nicht getötet, jedenfalls nicht im Sinne einer aktiven Handlung, wie die Totschlagzeile uns suggerieren will, sondern allenfalls passiv. Der Kern der wirklichen Geschichte: Eine Horde Affen hatte sich auf dem Balkon des Provinz-Politikers breit gemacht. Das hat den Mann natürlich gestört. Also wollte er sie verjagen und ist dabei vom seinem Balkon im ersten Stock gestürzt.
Eine andere Nachricht (arte am 22. Oktober, "Zukunft im Schatten") hat mich ziemlich nachdenklich gemacht. So heißt es, der Kampf zur Senkung des Feinstaubs, der bisher ja ohnehin nur mit den Mitteln der Kfz.-Steuer geführt wird, ist gar nicht so gut. Richtig viele Dreckschleudern führen nämlich zu einer Verdunkelung der Atmosphäre und damit zu einer Abkühlung der globalen Temperatur. Senke man den Feinstaub-Ausstoß ohne gleichzeitig den Stickoxidausstoß zu vermindern, helle die Atmosphäre auf, die globale Temperatur steige erheblich. Die referierenden Wissenschaftler glauben, dass die Temperatur in den nächsten hundert Jahren so um zehn Grad höher liegen könnte. Und wo ist nun mein Problem? Nun ja, ich habe vor einer Woche meinen "Opel Frontera TD" verkauft, eine echte Dreckschleuder. Hätte ich den nicht eigentlich behalten müssen?
foto: Alle Rechte mdr/Junghans
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