Die Unterzeile des genannten Beitrages lautet: "Vor 80 Jahren wurde Adolf Hitler Kanzler. Viele fürchten"so etwas" könne wieder geschehen. Ein Irrglaube". Ein Irrglaube wenigstens in dem Sinne, dass Hitler wiederauferstehen könnte.
"Das Typische an der gesellschaftlichen Entwicklung ist ja nicht, daß durch die Dummheit dieser Hitlerjungen (heutige Rechtsxtremisten in Deutschland etc; d.A.), die ein bißchen gesellschaftlichen Rückenwind spüren, Hitler oder ein sogenannter "neuer Hitler" wiederzukommen droht, sondern dass wegen unser aller Dummheit gesellschaftliche Bedingungen wiederhergestellt werden, für die Hitler lediglich die Antwort der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewesen ist, für die aber eine völlig neue Antwort gefunden werden wird, die wir aber eben nicht wiedererkennen". . . . (Robert Menasse)
"Die Hitlerfolie hinter der statthabenden Entwicklung birgt allerdings eine Gafahr: Daß wir alles nur ´halb so schlimm` sehen, solange es sich nicht als so schlimm erweist wie damals", schreibt Menasse weiter. Und: "Als wäre der Faschismus bloß ein geistesgeschichtliches und ein ästhetisches Phänomen gewesen, erweist sich der heutige Antifaschismus bis hin zum staatlichen "Nie wieder!"-Pathos lediglich in hysterischer Sensibilität gegenüber nostalgisch autoritärem Geist in Verbindung mit einem bestimmten Outfit. Und während wir auf diese platonischen Schatten starren, wird im grellen Licht wieder faschistische Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik vollzogen: Steuerbefreiung für große Unternehmen und Konzerne, wodurch sozialpolitische Einsparungen notwendig werden, die wiederum aufgefangen werden durch die Wiedereinführung von Formen des Arbeitsdienstes, Verstärkte Investitionen in Rüstung und staatliche, nicht gesellschaftlich konsumierbare Güter. Beschneidung des individuellen Konsums. Rückkehr von der relativen zur absoluten Mehrwertproduktion, Verlängerung der Arbeitszeit und Lohnkürzunngen. Herstellung gesellschaftlicher Solidarität durch Bedrohungsszenarien (innerer und äußerer "Terrorismus"). Preisgabe von Freiheitsrechten unter dem Vorwand von Sicherheitsmaßnahmen"(2) und vieles andere
mehr.
1) "Sächsische Zeitung" Dresden, "Ist da jemand?", 30.01.2013, Seite 7.
2) Roberrt Menasse, "Die Zerstörung der Welt als Wille und Vorstellung", edition Suhrkamp, Seiten 27 ff., 2006
Nachtrag:
Denunziantenschutz beim Jobcenter? "Anonyme Anzeigen gegen Hartz-IV-Bezieher werden in deren Akten aufgenommen, ohne sie davon in Kenntnis zu setzen. Die Datenschutzbestimmungen der Jobcenter garantieren die Anonymität der Informanten. Verdient sich der Hartz IV beziehende Nachbar etwa noch etwas dazu oder lebt er gar nicht in einer Zweck-Wohngemeinschaft? Es gibt Zeitgenossen, die sich solche Fragen über die in ihrer Umgebung wohnenden Mitmenschen stellen und dem Jobcenter entsprechende Hinweise geben. Für die Betroffenen kann das gravierende Folgen haben", berichtet "telepolis" heute. Könnte man das auch so formulieren: Die Sozialgestapo im Amt HIV leistet sich Blockwarte? Selbst wen es nicht so formuliert werden darf, bleibt etwas Bedenkliches übrig. Wie können die Deutschen schon wieder auf das Niveau von Denunzianten gesunken sein? Weil die den Sogan "Nie wieder!" entweder nie wirklich verinnerlicht oder schon wieder vergessen haben?