3.08.2012

Griechenland: Kein Ende des Abstiegs in Sicht

Die Arbeitslosigkeit in Griechenland hat im Dezember des vergangenen Jahres 20,9 % erreicht. (14,8 % im Dezember 2010).
Nach Angaben der griechischen Behörde für Statistik gibt es mittlerweile 1.033.507 Arbeitslose. Auch die Wirtschaftsleistungen sind weiter eingebrochen. Das Bruttoinlandsprodukt ist im vergangenen Jahr um weitere 7 Prozent gesunken.

"Germans next Topmodel" oder als Ampel?

Heute ist Internationaler Frauentag. Natürlich habe ich heute das Frühstück gemacht. Und ich habe paar Blümchen auf den Tisch gestellt, eine Kiste Pralinen usw. Ich glaube, dass gehört sich so.
Die Russen haben mich mit ihrem Beitrag zum Internationaen Frauentag überrascht. Die schicken doch tatsächlich sechs Omas - die Sieger des Wettbewerbs (wie er bei uns heißt) "Unser Star für Baku" - zum Eurovision Song Contest. Und die Deutschen überraschen mich auch. Die haben anlässlich des Internationalen Frauentages - ich weiß nicht in welcher Klitsche - die erste Fußgänger-Ampel von Grünes Männchen auf Grünes Frauchen umgestellt (allerdings mit einem Herrenfahrrad - morgen Nachrichten gucken, die ARD bringt ja 24 Stunden lang immer die selben).
Und die Türken überraschen mich auch noch. Sie haben 14 Prozent Frauen in Führungspositionen. Wir Deutschen knapp die Hälfte und stehen damit auf dem letzten Platz im der OECD. Und bei uns verdienen Frauen in vergleichbaren Positionen immer noch bis zu 25 Prozet weniger als die Männer.

3.07.2012

JournalisMus, Plakatiererei und Austräger




Moskau. Präsidentenwahlen. Putin will es wieder wissen. Und wird gewählt von reichlich 60 Prozent aller Wahlberechtigten. Das kann nicht sein! Jedenfalls nicht für die öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF. Darum haben sie Tom Buhrow und Marietta Slomka in die russische Hauptstadt geschickt (jedefalls sieht es so aus). Vor einer "Rote Platz-Pappwand" referieren sie über den Sowieso-Wahlbetrug. Buhrow begleitet eine "unabhängige Wahlbeobachterin" in ein Wahllokal. Die fotografiert, macht sich wichtig und Notizen. Ihr Urteil: "In diesem Wahllokal ist alles in Ordnung, das kann aber im nächsten Wahllokal ganz anders sein". Muss! Schnitt, über den Bildschirm flimmern Aufnahmen von zwei nebeneinanderstehenden Wahlautomaten, vor denen zwei Männer stehen mit dicken Bündeln von Wahlzetteln, mit denen sie die Wahlautomaten füttern.
Sowohl Buhrow als auch Slomka haben natürlich auch einen Gesprächspartner, einen russischen Schriftsteller, der sich ausführlich über die Nicht-Demokratie Russland und Nicht-Demokraten Putin und Medwedew auslassen darf. Gemessen natürlich an der freiheitlich-demokratischen Grundordnung Deutschlands, einem Land, dass noch nicht einmal über eine Verfassung verfügt (Weshalb man eigentlich nicht vom Verfassungsschutz reden dürfte).
Man könnte also angesichts der Auftritte von Buhrow und Slomka nicht von Journalismus reden, allenfalls von Plakatmalerei für die politische Klasse hierzulande.
Es sieht nicht gut aus um den deutschen Journalismus. Das bestätigt sich mit einer Meldung vom Tage.
"meedia" meldet: Redakteure sollen Schwäbische Zeitung austragen Weil es der Schwäbischen Zeitung an Zustellern für ihr Blatt fehlt, hat sich das Unternehmen mit einer außergewöhnlichen Bitte an seine Redakteure gewandt: Sie sollen für zehn bis 15 Euro pro die Stunde Zeitungen austragen. Die Mitarbeiter reagieren nicht mit Begeisterung auf den Vorschlag. "Heute wenden wir uns mit einer ungewöhnlichen Bitte an Sie", heißt es in einem Schreiben an die Mitarbeiter, wie das Fachmagazin journalist meldet. "Wir bitten Sie, auf freiwilliger Basis und zeitlich befristet im Notfall als Zusteller einzuspringen." Und das höchstens einmal pro Jahr und dann längstens für zwei Wochen. "Wir haben erst gelacht und waren dann schockiert", sagte einer der Redakteure dem
journalist. Er und seine Kollegen seien ohnehin schon den ganzen Tag eingespannt. "Wenn wir auch noch Zeitungen austragen müssten, könnten wir gleich unsere Wohnung kündigen." Chefredakteur Hendrik Groth versteht die Aufregung nicht: "Offensichtlich ist da einiges verzerrt bei Ihnen angekommen. (...) Jedem ist es selbst überlassen, ob er mitmacht oder nicht."
Ja, wie soll man das denn wieder einordnen? Liberalisiert die "Schwäbische Zeitung" gerade den Berufsstand Zeitungsausträger?
so wie unter Federführung Deutschlands in Griechenland gerade ein paar "geschlossene" Berufe wie den der Taxi-Fahrer oder etwa den des Apothekers. Fürderhin wird es also möglich sein für Griechen in Not das Gewerbe zu wechseln. Sagen wir mal so, Giorgos hat bisher als Schumacher gearbeitet, was aber nichts einbringt. Dann kann er jetzt auch ne Apotheke aufmachen.

Bildquellen: Screenshots "tagesthemen" und "heute journal" vom 04,03.; Foto unten: "anti-ntp.net" Athen.

Und hier noch der Witz des Tages. Der Chef der (eigentlich bankrotten) "KfW"-Bank befürchtet eine Staatspleite Griechenlands.
Zur Erinerung ein Beitrag der Tagesschau vom 12.10.2008: "Die Finanzmarktkrise hat die staatliche KfW Bankengruppe gleich mehrfach in die Bredouille gebracht. Jüngst sorgte eine Panne für einen Skandal: Die KfW überwies 320 Millionen Euro an die US-Investmentbank Lehman Brothers, als diese schon in der Pleite steckte. Nach Angaben der KfW handelte es sich um ein seit Monaten verabredetes Währungsgeschäft – wegen der Zahlungsunfähigkeit der US-Bank habe die KfW aber keine Dollar mehr zurückerhalten. KfW-Chef Ulrich Schröder, der erst kurz zuvor dieses Amt angetreten hatte, räumte Fehler seiner Bank ein. Der Vorgang mache grundlegende Schwächen der staatlichen Bankengruppe deutlich. In der Folge sei mit Verlusten im laufenden Geschäftsjahr zu rechnen, sagte Schröder dem "Handelsblatt"."

3.05.2012

Der politischen Klasse ein Dorn im Auge?

Athen. Gestern Abend verschwand eines der bekanntesten griechischen Blogs "ellinikoforum.blogspot.com aus dem Internet. Blogbetreiber Kiriakos Kiriakopoulou meldete, dass sein Blog gelöscht wurde. Er wisse nicht von wem. Zu dieser Löschaktion hat sich noch niemand bekannt. Viele Blogger, aber auch viele Leser des Blogs vermuten eine staatliche Attacke, denn der Blog beschäftigte sich sehr intensiv mit der griechischen Finanzkrise und den Folgen für die griechische Bevölkerung. Er galt als "widerständig".
Von den einzigen, die sagen könnten, wer das Blog gelöscht hat, nämlich blogspot.com, war bisher keine Stellungsnahme zu erreichen.

Kirsche im Ouzo

Gastkommentar: BRD-Solidarität mit Griechenland
Von Pierre Lévy

Es sei für die Griechen »nicht zu spät für ein Wort des Dankes und der Anerkennung für die Solidarität der Deutschen und aller Europäer«, teilte FDP-Generalsekretär Patrick Döring per Bild am Sonntag-Interview mit. Die Hellenen haben also noch eine Chance. Voraussetzung ist aber laut Döring u.a., daß der griechische Staatspräsident zur Mäßigung beiträgt, »anstatt die Konflikte anzuheizen«.

Auf dessen Aufregung über den deutschen Vorschlag, in Athen einen Sparkommissar zu stationieren, antworten »die Deutschen« jetzt demnach mit freundschaftlichen Initiativen. Dazu zählt, wie der Wirtschaftswoche zu entnehmen war, die Absicht der Berliner Regierung, 160 Finanzbeamte nach Griechenland zu schicken. Die Eingeborenen sollen lernen, wie ein modernes System des Steuereintreibens eingerichtet ist.

Solche Großzügigkeit ist zu begrüßen. Sie verschließt allen Skeptikern den Mund und demonstriert, in welchem Maß Europa sozial und solidarisch ist. Angesichts derartiger Selbstlosigkeit sollten sich Groll und Vorurteile, die auf griechischem Boden gegen Deutschland noch bestehen, in Luft auflösen. Sollten. Aber leider ist das nichts weniger als sicher. Bekannt ist, daß die Griechen jahrzehntelang ein opulentes Leben mit Champagner und Kaviar führten, daß sie außerordentlich beschränkt und jähzornig sind und daß sie das, was einige Rädelsführer unaufhörlich »Einmischung« nennen, nur lustlos unterstützen. Die Bewohner eines Landes, in dem der Begriff »Demokratie« nie richtig verstanden wurde, sind offen für absurde Debatten über »Souveränität«. Es gibt dort einfach zu viele, die noch nicht begriffen haben, daß Staaten nunmehr voneinander abhängig, »interdependent« sind. Jedenfalls hindert derartiger Konservatismus sehr stark die europäischen Industriellen und Finanziers, die es sich angelegen sein lassen, die Ökonomie vernünftig zu regeln.

Kurz, es wäre unklug, die unglücklichen deutschen Beamten ohne Absicherung dorthin zu schicken. Und an diesem Punkt wird die Berliner Idee bemerkenswert: Um ein soziales Europa zu gestalten, bedarf es der ergänzenden Erprobung eines Europas der Verteidigung. Denn – offen gesagt – die »Kampfgruppen« der EU vergehen vor Langeweile wegen Mangels an Einsätzen. Sie bilden zwar in Uganda Soldaten aus, um Somalia die Zivilisation zu bringen, aber das geschieht weitab gegen Barbaren.

Diesmal könnten die EU-Militärs in den Städten und Dörfern Attikas, auf dem Peloponnes und in Mazedonien Posten beziehen, um den humanitär-fiskalischen Einsatz zu schützen. Die Kirsche im Ouzo: Einige umsichtige Geostrategen haben bemerkt, daß Athen – von Berlin aus gesehen – auf der Strecke nach Damaskus liegt. Wie sagte Angela Merkel am 26. Januar in Le Monde? Europa wird beweisen, daß es »die Welt gestalten« kann.

Pierre Lévy ist Redakteur der Zeitung Bastille-République-Nation in Paris

Quelle: "Junge Welt"