12.11.2008

Erklärung der Vollversammlung der besetzten Theaterschule von Thessaloniki

"Alexandros war unser Freund, unser Bruder, unser Sohn, unser Mitschüler und unser Genosse. Der Mord am 15jährigen Alexandros war der Tropfen, der das Fass all der Fälle von Morden an jungen Menschen, die der Polizei widersprachen, auf Aufforderung nicht an einer Straßensperre angehalten haben oder einfach - so wie Alexandros - zur falschen Zeit am falschen Ort waren, zum Überlaufen gebracht hat. Der Mord an Alexandros war kein isoliertes Ereignis, wie der Innenminister dreist behauptet. Seine Erklärung vollendet faktisch die Ankündigung des ehemaligen Justizministers Polydaros, wonach es nur eine Frage der Zeit sei, bis einem Polizisten das Temperament durchgehe und er schießen würde. Der Polizeimord am jungen serbischen Studenten Bulatovic im Jahre 1998 in Thessaloniki, der Mord am jungen Leontidis durch einen Polizisten in der Cassandrou Straße 2003, der Tod des 24jährigen Onohua, nachdem er im Sommer 2007 von einer Zivilstreife in Kalamaria gejagt worden war, der Mord an der 45jährigen Maria in Lefkimi im Zusammenhang mit einem Angriff der Polizei auf Menschen, die sich gegen eine Mülldeponie wehrten, der Mord am pakistanistischen Migranten in der Straße Petrou Ralli in Athen im letzten Monat, die alltägliche Erniedrigung und Gewalt gegen jeden kleine Missetäter bei Polizeiaktionen überall in Griechenland, die Schüsse gegen die TeilnehmerInnen von Studierendendemonstrationen im letzten Jahr, die gewaltsame Unterdrückung von Demonstrationen, der Tränengas-Krieg der Polizei, die Gewalt gegen jeden, der protestiert. Und natürlich der tagtägliche Mord an wirtschaftlichen und politischen Flüchtlingen durch die Grenzpolizei. Selbst die Tode in den eisigen Wasser der Aegais oder den Minenfeldern von Evros: All dies ergibt das Bild der griechischen Polizei. Der Mord am Alexandros mit seinen 15 Jahren erzeugte eine Welle der Wut und Verzweiflung bei hunderttausenden von Jugendlichen und Menschen jeden Alters. Es ist nicht nur die Abscheu und die Trauer über den Tod des jungen Mannes. Es gibt ein verbreitetes Bewusstsein, dass es für jeden von uns oder diejenigen, die wir lieben, eine Kugel gibt, die auf ein unglückliches Zusammentreffen wartet und dieses Bewusstsein teilen wir alle als Brüder, Freunde und Eltern miteinander. Wir leben in einer sozialen Realität, die die Gauner belohnt, die uns manipulieren – die Politiker und den Klerus. Wir alle versuchen in einem Morgen ohne Zukunft zu überleben. Wir haben die Zukunft und die Verwaltung unserer Gesellschaft an Leute ohne Moral und Regeln übertragen, die keinen Respekt vor der Menschheit kennen. In dieser Realität war der Mord am 15jährigen Alexandros der letzte Tropfen, der das Fass unserer Wut zum Überlaufen brachte. Aber Wut ist nicht einfach nur ein Gefühl. Sie ist ein Kampf für soziale Gerechtigkeit. Eine Gerechtigkeit, von der jetzt deutlich wird, dass, solange sie in der sozialen Realität nicht existiert, es keinen sozialen Frieden geben wird, weil es nur Friedhöfe sind, die mit solcher Unterordnung und solcher sozialen Ungleichheit sozialen Frieden fordern können. Weil wir jung sind wie Alexandros, weil wir einen Traum von Würde träumen wollen, wo der Staat und die Autoritäten nur Unterordnung und Verzweiflung verbreiten, weil wir leben wollen und nicht nur über den nächsten Winter kommen, wegen all dem sind wir wütend und kämpfen. Wir werden Alexandros weder vergessen, noch wollen wir einen weiteren toten Alexandros durch Polizeikugeln. Es wird keinen Frieden geben mit denen, die die Zukunft der Jugend zerstören, kein Eingreifen, keine Krokodilstränen für die heuchlerischen Minister. Liebe im Leben und Hoffnung für die Menschen. Einen täglichen sozialen Kampf mit unseren MitschülerInnen, unseren Freunden, unseren Familien und unseren GenossInnen für eine Gesellschaft ohne Wächter, für eine solidarische Gesellschaft. Wir rufen alle Bewohner, alle StudentInnen und ArbeiterInnen auf, mit uns gegen die staatlich gedeckten Mörder auf die Straße zu gehen."
Die Vollversammlung der besetzten Theaterschule

Quelle: www.fau.org

12.10.2008

Noch Fragen?

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Und wie wär´s mit nem Schleudersitz?


Mensch, hast du ein Glück!

Drei Tage gab es in den Medien das Thema "Dioxin in irischem Schweinefleisch". Jetzt gibt Mainstrem Entwarnung: "Bund: Keine Gefahr durch irisches Schweinefleisch", titelt die "SZ" (Sächsische). Also doch nicht? Na, nicht ganz so. Denn im Text heißt es weiter (siehe Faksimile), dass das Fleisch nur als Schweinehälften, nicht als Fleischprodukte, nach Deutschland gekommen sei.
Also noch mal von vorn. Einige irische Schweine- züchter haben ihre Tiere mit einem Futter versorgt, daß nicht mit Dioxin, sondern mit PCB verunreinigt war. Die Grenzwerte wurden dabei bis zum 200hundertfachen überschritten. Kurz und knapp: Das Fleisch ist vergiftet. Und es hat gar nichts damit zu tun, ob es zu Wurst verarbeitet wurde oder als Schnitzel über den Ladentisch gegangen ist oder geht. Wieso also gibt das Verbraucher-schutz-ministerium Entwarnung. Vielleicht weil es darauf hofft, dass wir wegen der Flut halb korrekter Meinungsäußerungen sowie so nicht wissen können, was an der Geschichte dran ist. Und noch etwas. Biologen haben entdeckt, dass sich das Gift beim Tier im Fettgewebe "absetzt", also nicht ausgeschieden wird etwa. Und beim Menschen? Es ist also im Wurst-oder Schnitzelesser drin - und kann beispielsweise in Kombination mit anderen Schadstoffen durchaus zu Erkrankungen führen. Später vielleicht, wenn die irische Schweinegeschichte längst vergessen ist.

12.08.2008

Saufen, Hinlegen, Weiterschlafen!

Der 16-Jährige Schüler Alexandros-Andreas Grigoropoulos wurde am vergangenen Samstag im Athener Stadtviertel Exarchia - einer Hochburg der autonomen Szene Athens - durch einen Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten, eines sogenannten „Spezialwächters" (definiert als eine Art Hilfstruppe der Polizei, die u.a. zur Bewachung von Gebäuden und Politikern eingesetzt wird), in den Brustkorb getroffen. "Der Jugendliche starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Beamte, der den Schuss abgab, war mit einem Kollegen im Streifenwagen unterwegs. Sie sagten aus, dass das Opfer zu einer Gruppe von rund 30 Autonomen gehörte, die sie mit Steinen und Flaschen attackiert hätten. Augenzeugen zufolge soll der Polizist ohne ersichtlichen Grund aus relativ großer Entfernung in die Menge gefeuert haben. Der Leiter der Polizeistation von Exarchia und die beiden Beamten wurden suspendiert. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Täter vorsätzlichen Mord vor. Den griechischen Polizeikräften, und insbesondere den „Spezialwächtern", wurden wiederholt mangelhafte Ausbildung und häufige Verletzung von Menschenrechten und die Nichteinhaltung rechtsstaatlicher Verfahren vorgeworfen. Immer wieder war es seitens der Polizei zu einer unverhältnismäßigen Gewaltanwendung gegen Demonstranten gekommen", heißt es bei "griechenland-net".
Die Bilanz sei verheerend: In Athen wurden Brände in 24 Bankfilialen, 35 Geschäften, 22 PKWs, 12 Wohnhäusern, sieben Buswartehäuschen sowie in einem Parteibüro der Nea Dimokratia gelegt und an mindestens 63 Müllcontainern angezündet. In Patras gingen ein Streifenwagen der Polizei sowie vier private PKW in Flammen auf. Außerdem brannte es auf dem Parkplatz der Polizeidirektion. In Thessaloniki waren neun Banken, sieben PKW, ein Büro des Ministeriums für Makedonien und Thrakien und weitere Gebäude betroffen. Es brannten mindestens 40 Müllcontainer.

In Heraklion auf Kreta wurden zwei Bankfilialen beschädigt. In Chania, ebenfalls auf Kreta, ging ein Fahrzeug der Nomarchie in Flammen auf. Weitere Schäden wurden aus Kavala in Nordgriechenland und Elevsina bei Piräus gemeldet.
Die griechischen Ereignisse erinnern an einen anderen ähnlichen Fall. Der Spiegel berichtete am 27. November 2007: "Paris - Die Krawalle bei Paris nach dem Unfalltod zweier Jugendlicher haben sich in der Nacht auf sechs Gemeinden ausgeweitet. Die zuständige Präfektur teilte mit, die Unruhen hätten von Villiers-le-Bel auf Ermont, Cergy, Goussainville, Sarcelles und Garges-les-Gonesse übergegriffen. Bei Straßenschlachten von Jugendlichen mit der Polizei wurden nach unterschiedlichen Angaben der Polizei und franzoöischer Sender zwischen 30 und 40 Beamte verletzt. In den Pariser Vororten seien fünf Gebäude und mehr als 60 Fahrzeuge in Brand gesteckt worden, darunter auch ein Bus und ein Polizeifahrzeug. Erneut verwüsteten Randalierer auch Läden. . . . Zuvor hatten mehrere hundert Menschen bei einem friedlichen Schweigemarsch durch Villiers-le-Bel der beiden jungen Männer gedacht, die am Sonntag bei der Kollision ihres Minibikes mit einem Polizeiauto noch am Unfallort starben. Der Tod der 15 und 16 Jahre alten Jungen hatte schon am Sonntag zu gewaltsamen Ausschreitungen geführt, bei denen 40 Polizisten verletzt wurden".
Hatte man vor einem Jahr noch die Möglichkeit von einem singulären Ereignis zu reden, ist heute frappierend, welche Übereinstimmungen es bei beiden Krawallen gibt. Auslöser waren jedes Mal Polizisten, "Tatorte" jedes Mal Vorstädte also soziale Brennpunkte, Motive jedes Mal soziale Ausweg- und Perspektivlosigkeit junger Menschen.
Wir müssen aber keine Angst haben, dass sich solche Dinge bei uns ereignen. Wir Deutschen haben unsere Jugend längst ideologisch "im Griff". Unsere Jugend demonstriert nicht! Unsere Jugend säuft sich ins Koma (siehe Faksimile). Außerdem, zur Not, für den Fall . . . setzen wir bei uns keine durchgeknallten Polizisten, sondern die Bundeswehr ein. Schließlich haben wir genau dafür die Verfassung gebrochen - äh - geändert.

12.07.2008

Träumer oder Realist am russischen Kamin?

Nur auf den ersten Blick lustig erscheint ein Beitrag in "russland-aktuell" vom 2. Dezember unter der Überschrift "Bürgerkrieg und Zerfall der USA, Dollar wird abgeschafft". Der Bedeutung wegen hier der Beitrag ungekürzt:

Moskau. US-Katastrophenszenario: wenn 2009 klar werde, dass Obama kein Wundertäter ist, könne die Krise voll ausbrechen, meint der Politologe Panarin. Die USA könnten in sechs Regionen zerfallen, der Dollar werde abgeschafft. "Die US-Wirtschaft bricht bereit zusammen. Bisher wurde die Unzufriedenheit von den Wahlen und der Hoffnung darauf gebremst, dass Obama Wunder vollbringen wird. Gegen Frühjahr wird aber klar werden, dass es kein Wunder gibt", sagt Igor Panarin, Dekan der Fakultät für Internationale Beziehungen der Diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums in einem Interview für die Zeitung Iswestija. „Millionen von Bürgern haben ihre Ersparnisse eingebüßt. Die Preise und die Arbeitslosigkeit werden steigen. General Motors und Ford stehen am Rande des Zusammenbruchs. Das bedeutet, dass ganze Städte arbeitslos werden." Ein weiterer Faktor sei die verletzbare politische Struktur der USA, sagt Panarin. Das Land habe kein einheitliches Rechtssystem. Es gebe nicht einmal einheitliche Straßenverkehrsregeln. Außerdem seien auch die US-Eliten unter den Bedingungen der Krise gespalten. Russland könnte Alaska zurückverlangen ... Laut Panarins-Prognose könnten die USA in sechs Teile zerfallen: die Pazifikküste mit der wachsenden chinesischen Bevölkerung; den Süden mit den mehrheitlich Spanisch sprechenden Einwohnern; Texas, wo die Unabhängigkeitsbewegung wächst; die Atlantikküste, die völlig andere Völkerschaften und eine andere Mentalität vertritt und eventuell in zwei Teile zerfällt; die fünf ärmeren zentralen Bundesstaaten und den Norden, wo der kanadische Einfluss stark ist. "Wir könnten übrigens Alaska zurückverlangen, das seinerzeit bekanntlich von Russland an die USA nur verpachtet wurde", freut sich Panarin. Dollar wird durch „Amero“ ersetzt So wie die USA selbst, könnte auch der Dollar in naher Zukunft untergehen, meint der Diplomatie-Professor. "2006 haben Kanada, Mexiko und die USA ein Geheimabkommen über die Emission einer neuen Währung geschlossen, die Amero heißen wird. Die 100-Dollar-Scheine, die die Welt überflutet haben, könnten einfach eingefroren werden - etwa unter dem Vorwand, dass sie von Terroristen gefälscht würden und deshalb überprüft werden müssten.“
Die Seile kappen, die uns an die Finanz-Titanic binden "Wir müssen die Seile kappen, die uns an die Finanz-Titanic binden, weil sie nach meiner Ansicht schon bald sinken wird", betonte der Experte. Russland müsste stattdessen den Rubel als eine regionale Währung festigen und dazu unter anderem eine vollwertige Ölbörse gründen, die Öl gegen Rubel verkaufen würde. "Die jüngste Umstellung des Öl- und Gashandels zwischen Russland und Weißrussland auf den Rubel ist der Beginn dieses Prozesses. Für 2009 sollten möglichst viele auf Rubel lautende Verträge geschlossen werden. In diesem Fall könnte Russland die wachsende globale Krise umgehen." Die USA, prognostiziert der Professor, würden jedenfalls die Rolle des globalen Regulators verlieren. An deren Stelle könnten China und Russland treten.