5.05.2007

Deutsch für Gastronomen (2)

Holz, - Kunststoff- oder was für Rahmen. Ach ja. Wohl bekomms!

Trau schau wem


Das fand ich auf der Internet-Site von "europolitan". Die veranstalten in diesen Tagen eine Umfrage zum Thema "Wie bewerten Sie das erste Amtsjahr von Angela Merkel?
In einer fünfstufigen Skala wollen die Macher sich und der deutschsprachigen Internet-Welt einen Überblick über den Zuspruch verschaffen, den Angela Merkels Politik bei den Deutschen findet.
Na ja, dachte ich. Auf den ersten Blick sieht das so gut gar nicht aus. Vor allem irritierten mich die 40 Prozent "mangelhaft". Das entspricht so gar nicht den Werten, die Infratest in den letzten Wochen ermittelte und gleich gar nicht den Werten, die uns im Zusammenhang mit der sogenannten "Sonntagsfrage" wöchentlich von den "Öffentlichrechtlichen" serviert wird. Bei denen strahlt die Angela ja förmlich wie eine zweite Sonne, die auf uns Deutsche runterschaut.
Aber dann kam mir die Erleuchtung. Die Werte hängen nicht nur mit der Konkretheit der Fragestellungen zusammen, sondern auch, wen man die Fragen stellt. Denn je nach sozialer, wirtschaftlicher und politischer Disposition wird meine Antwort und damit das Ergebnis ausfallen. Ein "abhängig Beschäftigter" beispielsweise bei der Telekom, wo 50.000 Mitarbeiter künftig zu deutlich schlechteren Konditionen in ausgelagerten Gesellschaften weiterarbeiten können/müssen, wird Angela Merkel als Hauptweichenstellerin für diese Art neoliberaler Politik kaum einen Pluspunkt zugestehen wollen. Insofern wären die genannten 40 Prozent "magelhaft" äußerst verständlich. Sie hat "für mich" zu wenig getan!
Andererseits, wäre ich Mitglied der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM), dem Thinktank neoliberaler Politik, so wäre ich mit Angela Merkel eben so wenig zufrieden. Denn noch sind längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, mit der man der sozialen Marktwirtschaft (Übrigens ein Verfassungsgebot) den längst überfälligen Todesstoß versetzen kann. Wäre ich also bei der INSM, ich gäbe der Kanzlerin auch nur ein mangelhaft. Da sind noch deutliche Wünsche offen!
Und was hat das Ganze nun mit der Umfrage von "europolitan" zu tun? Das weiss ich auch nicht. Aber ich kenne einen Soziologen-Grundsatz: Trau keiner Umfrage, die du nicht selber gefälscht hast!"

5.01.2007

Gott, wirf Hirn ab!


"Gott, wirf Hirn ab auf deutsche Journalisten, denn sie können nur noch abschreiben!", lautete leicht verkürzt kürzlich ein Hilferuf Burkhard Schroeders. Und ich bitte Gott, auf keinen Fall die Redaktion der "Neue Osnabrücker Zeitung" zu verfehlen. Die brachte am 29. April auf ihrer "Boulevard"-Seite einen Beitrag zum so genannten Irak-Einsatz von Englands Thronfolger-Ersatz Prinz Harry. Runtergerubelt auf den eigentlichen Gehalt der - wie nenn ich es bloß? - "geschriebenen Schmierenkomödie", soll Prinz Harry (22) irgendwann in den nächsten Tagen in den Irak abkommandiert werden. Harry sei Leutnant bei den "Blues & Royals" und damit Kommandeur einer zwölf Mann starken Aufklärungsgruppe.
Was Harry im Irak soll, das wissen weder die Götter noch die NOZ. Es könnte mit hoher Wahscheinlichkeit ein Schreibtischjob werden, mutmaßt der anonym gebliebene Abschreiber. Und damit das nicht zu gefährlich werde, sei bereits eine Spezialeinheit der britischen Armee unterwegs, um Harry im Irak zu beschützen. (Noch mehr Hirn, Gott).
Das schreit nach ein wenig höhere Mathematik.
Wie groß muss eine Spezialeinheit sein, die den Prinzen vor allen Eventualitäten abschirmen soll? Die Antwort lautet: Eine taktisch perfekte Grösse für eine solche Aufgabe sind rund 30 "Spezis". Mit anderen Worten: Man riskiert das Leben von mindestens 30 anderen Soldaten, damit Harry zu seinem ersten "Fronteinsatz hinterm Schreibtisch" kommt. Betriebe man den gleichen Aufwand für jeden der 7200 im Irak umgängigen britischen Soldaten, müsste das Möchtegern-Imperium seine Truppen auf 216 000 Mann aufstocken. Aber um die Soldaten geht es ja nicht, sondern um das Ego eines verweichlichten und verwöhnten Sprosses der britischen Dynastie und natürlich um ein wenig Kriegspropaganda. Und, na ja, so richtig heiß wirds für Harry ja nicht werden. Für den Jungen gibt es, kaum bei den bösen Irakern angekommen, gleich wieder Sonderurlaub. Er muss dringend an den Vorbereitung der Gedenkparty für seine vor zehn Jahren verunglückten Mutter Diana dabei sein.
Der Prinz hat, so lässt uns die NOZ weiter wissen, schon mal eine Abschiedsparty geschmissen und dort reichlich weinerliche Töne angeschlagen (vermutlich war er wieder mal besoffen). Wörtlich: "Ich werde meine Familie vermissen», sagte der laut Augenzeugen sichtlich bewegte Enkel der Königin Elizabeth II. in der Nacht zum Samstag in seinem Lieblingsclub «Mahiki». Seine blonde Freundin Chelsy Davy (21) stand ihm vor rund 20 geladenen Gästen zur Seite". Sofort drängte sich mir die Frage auf, wie das aussieht, wenn Chelsy Harry beisteht? Und, ob Chelsy auch mit in den Irak geht? Die Frage lässt der Boulevard-Redakteur offen. Vermutlich gab es dazu nichts abzuschreiben.
Weiter heisst es im gleichen Absatz: "Harrys Bruder Prinz William (24) kam zu spät und verpasste die Rede." Klügerer Junge, klügerer Bruder? Prinz Harry ließ - so die NOZ - die Party-Gäste außerdem noch wissen, dass er sich unglaublich freue, seinem Land im Irak dienen zu dürfen (Rammtatamm, rammtatamm, rammtatamm). Und aus der Bildunterschrift der Möchtegern-Zeitung erfahren wir zuguterletzt: "Prinz Harry hat keine Angst davor zu sterben!". Kennen wir das nicht, diese "Blumen am Gewehr", den Heldentod schon fest gebont?
Gäbe es meine resolute Großmutter noch, sie nähme sich den Osnabrücker Abschreiber und den Adelssproß zur Brust oder besser auf die Knie. Für eine gehörige Tracht Popoklatsche.
Weil uns das Vergnügen - wegen ihres Ablebens bereits vor einigen Jahren - nicht vergönnt ist, bleibt eben doch nur der Hilferuf: Wirf viel Hirn ab, Gott!