2.28.2013

Neue Tourismus-Attraktion in Athen: Elend besichtigen zum Preis eines Puff-Besuchs

Athen ist (nach Religionstourismus, Agrotourismus und Sextourismus) um eine touristische Attraktion reicher, um den "Greek Crisis Walk". Das ist ein dreistündiger Ausflug für Touristen zu bestimmten Orten der Hauptstadt, die eng mit der griechischen Wirtschafts- und Finankrise verbunden sein sollen, wie die Athener Börse, das Parlament, das Finanzministerium, die Griechische Bank und andere "karitative Stiftungen", sowie offensichtlich auch die umliegenden Straßen, die zu Freiluft-Schlafstätten für obdachlose Athener umfunktioniert worden sind.
Auf diese großartige Idee gekommen (des Krisen- und Erniedrigungtourismus - letzteres für die Griechen) ist - wer hätte  anderes gedacht - ein amerikanisches Touristikunternehmen. Es handelt sich um eine völlig neue Art von Tourismus, der die edelsten Instinkte des Menschen befriedigt, wie jenen, das Elend in Athen und Griecheland als Bestätigung des "eigenen Glücks" zu empfinden. Und je größer dieses Elend, je größer der eigene Abstand dazu ist, um so größer dürfte auch die “Befriedigung” darüber sein, dass “wir – Gott sei Dank – nicht so wie die Griechen sind“.
Solcherlei perverse Touristik-Ideen benötigen natürlich einen “seriösen” Anstrich. Bei einer solchen “Bildungstour” darf natürlich auch nicht ein über den "Greek Crisis Walk" führender "Volkswirt” fehlen, der – wohl oder übel – dieser ganzen lächerlichen Geschichte eine "zusätzliche Seriosität" verleiht, die es natürlich nicht wert ist.
Da wir gerade vom Wert reden. Der Preis für die Tour kostet um die 70 Euro, genau soviel etwa wie der organisierte Besuch in einem Athener Bordell.
Die griechischen Medien sind von der neuen Tourismus-Attraktion begeistert.   schließt eine Batrachtung zur neuen Tourismusattraktion ab mit den Worten: "Der Aufschwung ist gekommen – allerdings anders als erwartet. Nachdem die Touristen von dem Wander-Ökonomen (der völlig unkontrolliert sagen und propagieren wird, was er will) über die “tieferen Hintergründe der Krise” informiert worden sind, wird die Herde dann in irgendeiner Taverne angelangen, auf einen Retsina und einen Tzatziki, damit sie uns ihr Glück leichter ins Gesicht rülpsen können".

Europahymne: . . .alle Menschen werden Brüder . . .


Ich habe heute viel Zeitung gelesen, mehr als ein Dutzend, denke ich. Und da bin ich auf dies gestoßen:
"Zunächst dachte Gulia Tosti an ein Versehen ihres Jobcenters, als plötzlich kein ALG II mehr auf ihrem Konto eingegangen war. Die in Rom geborene Frau hat in Berlin als Assistentin in einer Kunstgalerie gearbeitet. Nachdem die Galerie schließen musste, wurde Tosti arbeitslos. Sie meldete sich beim Jobcenter und bezog Hartz IV, bis plötzlich ihr Konto im Minus war. Dabei handelte es sich allerdings nicht um ein Versehen des Jobcenters und Tosti war nicht die Einzige, der ohne Vorankündigung das Geld gestrichen wurde. Auch der in Spanien geborene Physiker Toni Chirrispe machte diese Erfahrung. Wie Tosti teilte man auch ihm mit, die Rechtslage habe sich geändert und sie hätten keinen Anspruch mehr auf Hartz IV-Leistungen. Tosti bekam von ihrer Sachbearbeiterin noch den Ratschlag, entweder eine Arbeit zu finden, nach Italien zurückzugehen oder einen reichen Mann zu heirateten. Auch Chirrispe bekam am Jobcenter zu hören, er solle sich in Spanien einen Job suchen. Doch Tosti und Chirrispe hatten Glück. Sie fanden in ihrem Bekanntenkreis Menschen, die ihnen den Rat gaben, sich gegen den Hartz-IV-Entzug zu wehren. Sie fanden Juristen wie den Berliner Rechtsanwalt Lutz Achenbach, der zahlreiche Menschen verteidigt, denen die Hartz IV-Leistungen gestrichen wurden, weil sie keinen deutschen Pass haben. Im März 2012 hatte die Bundesregierung einen Vorbehalt gegen das Europäische Fürsorgeabkommen eingelegt und damit die Grundlage dafür geschaffen, dass Tosti, Chirrispe und Tausende weitere EU-Bürger, die in Deutschland lebten und arbeitslos wurden." 
Und auf dies:
84 Abgeordnete des griechischen Parlaments haben eine Eingabe gestartet, derzufolge es gesetzlich vorgeschrieben werden soll, dass in die Offiziersschulen der griechischen Streitkräfte, in den Polizeidienst und in die Küstenwache nur Personen griechischer Staatsangehörigkeit und griechischer Abstammung übernommen werden dürfen. Eine einfache Staatangehörigkeit soll nicht mehr ausreichen. Dass damit auch Personen mit europäischem Migrationshintergrund ausgebootet werden, somit die von der EU garantierte europäische Freizügigkeit ad absurdum geführt wird, erscheint den Abgeordneten egal. Es handelt sich allerdings nicht um Parlamentarier der rechtsradikalen Chryssi Avgi, sondern vielmehr um den größten Teil der Abgeordneten der Nea Dimokratia, die immerhin mit der CDU/CSU zur Europäischen Volkspartei zählt.
Tja, das kann schon bissel verwirren! So hatte ich kurz aus dem Fester geguckt. Überall Schnee noch immer. Und dann dachte ich, was wohl wäre, wenn der Schnee schmilzt und nur seine weiße Farbe bleibt, als Staub? Sowas kommt vom Zeitunglesen.