2.14.2008

Westergaard hat Angst - Warum nicht?

Mohammed-Karikaturen die Zweite: "Am Dienstag hatte die dänische Polizei drei Verdächtige festgenommen, die einen Anschlag auf einen der Zeichner der Mohammed-Karikaturen geplant haben sollen. Zwei Tunesier und ein Däne marokkanischer Abstammung wurden bei Razzien in Aarhus im Westen des Landes festgenommen, wie der Polizei-Geheimdienst PET mitteilte", meldet die "Süddeutsche" diese Woche. Die zwei Tunesier sind blitzabgeschoben worden, der Däne soll bis auf weiteres auf freiem Fuß sein, heißt es weiter. Und was machen die dänischen Medien? Sie drucken die Mohammed-Karikaturen gleich noch mal. Die Chefredakteurin der Zeitung Berlingske Tidende, Lisbeth Knudsen, erklärte zur erneuten Veröffentlichung, alle Medien müssten nun "gegen Fanatismus und für die Verteidigung der Meinungsfreiheit zusammenstehen." Plumper geht Ideologie nicht und auch nicht fanatischer. Dem Macher der Karikatur Mohammeds mit Turban und Bombe drin, Kurt Westergaard, hat Angst. Zu Recht. Denn, wer glaubt, mit der Beleidigung von Millionen gläubiger Muslime etwas gegen Fanatismus und Terrorismus zu tun, der ist nicht nur auf dem glattesten aller Holzwege, sondern reichlich dämlich. Etwa so dämlich wie die deutschen Autoren diverser Tatort-Filme über die türkischen Aleviten in Deutschland.

2.12.2008

Es riecht nach Blei und macht süchtig!


Was sagt uns heute jeder halbwegs gescheite Ernährungsberater? "Lassen Sie das mit dem Turbo-Fleisch aus dem Supermarkt. Holen Sie sich was vom Biobauern im nächsten Dorf. Das mag zwar teurer sein, dafür aber gut für ihre Gesundheit!" Wieso, frage ich mich, ist dieser Tipp für unsere Eßgewohnheiten schon nahezu allgemeingültig, nicht längst aber auch für unsere geistige Ernährung? Wieso sagen uns die Berater für geistige Lebensmittel - die so genannten Literaturkritiker - nicht, daß wir die Supermärkte des literarischen Mainstream (Jingle: "literarische Hits der 70er, 80er, 90er Jahre und von heute - Wir haben sie alle . . ! ".), des geschriebenen Turbo-Schunds, der second-handmade gemachten stußigen Lebensbeichten etc. meiden sollten, wenn uns unsere geistige Unversehrtheit am Herzen liege? Die Antwort ist einfach: Sie sind die Werbemanager der Literatur- und Medienindustrie und damit Teil eines fatalen Systems.
Meiden wir also die Supermärkte und versuchen wir unser Glück in den kleinen, feinen Anstalten guten literarischen Geschmacks. Eine habe ich im Internet gefunden. Sie nennt sich "Edition Schwarzdruck" und gehört laut Verlagsprogramm-Prospekt Marc Berger und Undine Schneider aus (in) Berlin. "Schöngeistige Literatur und kritisch-pessimistische Hilfestellungen zum Zeitgeschehen" offeriert "Schwarzdruck" im Prospekt. Das Verlagsangebot ist überschaubar und daraus hervorzuheben die Buchreihe "Jetzt BWL studieren!" (neue und wiederentdeckte Lyrik und Prosa). " Das dickste Buch hat um die 180, dass dünnste wohl gerade mal 70 Seiten. Elf - wenn ich richtig gezählt habe - sind bislang in dieser Reihe erschienen. Zu den Autoren der Bändchen oder Bände gehören in loser Folge Arthur West, Marcus Brühl, Waltraud Lewin, Wolfgang Kohlhaase, nicht zuletzt Günter Rücker und Adele Ridder, aber auch Steffen Mensching mit "Quijotes letzter Auszug". Alle die BWL-Bücher erscheinen in 333er durchnumerierter Auflage, sind in aller Regel illustriert von Roland Berger beziehungsweise Undine Schneider.
Natürlich werden bei Edition Schwarzdruck auch "dickere Bretter" gebohrt. Im 2008er Programm sind das neben anderem "Friedrich Wolf 1953 - eine unvollständige Biographie rückwärts" von Christel Berger. Von Omar Saavedra Santis erschien "Die große Stadt", der Bericht über das ungeheuerliche und verrückte Projekt, den Versuch einer Bewegung von Sozialisten, Kommunisten, linken Christen und Radikalen, in Chile ohne Waffengewalt die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse radikal umzugestalten. Ein Glanzstück gemessen an der Größe des kleinen Verlages ist das ebenfalls 2007 verwirklichte Projekt einer Arthur West- Werkausgabe in drei Bänden. Raritäten im doppelten Sinne sind es, die der Verlag im Handpressendruck fertigt und in der "Elefantenhautreihe" herausgibt (weil ausschließlich auf Elefantenhautpapier gedruckt) und die ausschließlich DDR-Autoren vorbehalten ist. Hier findet man Christoph Hein (Kein Seeweg nach Indien), Anna Seghers (Das Argonautenschiff), Franz Fühmann (Pavlos Papierbuch) oder auch Bernd Schirmer (Der König und der Holzwurm).
Ich möchte Ihnen "Edition Schwarzdruck" ausdrücklich ans Herz legen, vor allem im Sinne oben erwähnten genussvollen, unbeschadeten literarischen Vergnügens.
Und, wenn Sie noch mehr wissen wollen über "Edition Schwarzdruck", dann bitte besuchen sie die Herausgeber im Internet (Link oben). Es lohnt sich.