1.14.2010

China: hat es sich ausgegoogelt?

Die Geschichte Google in China und die Internetzensur ist mehr als drei Jahre alt. Wohl um den Fuß in den gewaltigen chinesischen Markt zu bekommen, hatte Google Ende Januar 2006 bekannt gegeben, eine zensierte Version der Suchmaschine in China zu starten, vielleicht in der Hoffnung, "Baidu", die führende chinesische Suchmaschine von hinten aufrollen zu können. Was aber nicht gelang. Nach wie vor beherrscht "Baidu" den chinesischen Markt mit rund 69 Prozent, während Google nach unterschiedlichen Angaben zwischen 17 und 29 Prozent Marktanteil erreicht haben soll. Angesichts der stagnierenden Entwicklung könnte Google auf eine Gelegenheit gewartet haben, sich aus China wieder zurückzuziehen - ohne Gesichtsverlust versteht sich. Und diese Gelegenheit ist vor einigen Tagen Google mit einem "Hackerangriff" schlichtweg "in den Schoß" gefallen (ausführlich bei telepolis). Denn Google steht wegen seiner Zensurpraktiken in China seit längerem unter heftiger Kritik von Menschenrechts-Aktivisten weltweit. Jetzt kündigte Google als ersten Schritt an, die Suchergebnisse nicht mehr zu filtern. In den nächsten Wochen wolle man mit der chinsischen Regierung klären, ob es die Möglichkeit gibt, eine ungefilterte Suchmaschine zu betreiben. Sollte dies nicht möglich sein, werde man Google.cn beenden und die Büros in China schließen. So wird aus einem eigentlich wirtschaftlich begründeten Rückzug dann eine Angelegenheit der "Ehre". Kritiker bezeichnen folgerichtig den angekündigten Rückzug auch als "das PR-optimierte(s) Ausschlachten eines ökonomischen Scheiterns". Was an den vermeintlichen Hackerangriffen dran ist, weiß eh keiner, zumal Google selbst die Geschichte nur sehr vage beschreiben kann und der Verdacht nicht ganz von der Hand zu weisen ist, dass es sich bei den "Hackerangriffen" um eine bloße Inszenierung handeln könnte.