Ich gebe zu, ich habe seltsame Lesegewohnheiten. Ich kaufe Bücher und lege sie regelmäßig auf einen Stapel noch ungelesener Bücher. Immer, wenn ich wieder ein Buch aus habe, ziehe ich aus dem Stapel das unterste und beginne mit der neuen Lektüre. Diesmal habe ich Frank Schätzings Buch "Der Schwarm" gezogen. Die neunte Auflage ist schon von 2005. Woran man sehen kann, wie lange es unter dem Stapel zugebracht haben muss. Aber: Ich habe es in drei Nächten ausgelesen. Die Kurzfassung: Ein norwegisches Unternehmen, beschäftigt mit der Erkundung von Methanhydratlagerstätten in der norwegischen See, entdeckt eine Merkwürdigkeit. Die Lagerstätten sind übersät mit Millionen bislang unbekannter Würmer, die sich in das Eis des Methanhydrats bohren und dabei "mitreisende" Einzeller freisetzen, die wiederum das unter hohen Druck und tiefen Temperaturen vereiste Methanhydrat zerstören. Das Gefährliche an der Geschichte: Sie zerstören die Methanlagerstätten genau an den Stellen, wo das dem Festland vorgelagerten Schelf in Tiefseeabhänge übergehen. Die Gefahr kommt auf, das die Schelfkanten, die von den Methanhydrat stabilisiert werden, in die Tiefsee abstürzen könnten und es im Roman tatsächlich auch tun.
Gleichzeitig geschehen in anderen Weltmeeren absurde Dinge. Wale überfallen Menschen in Booten und Schiffen, giftige Quallen töten Badende an Meeresstränden, Krebse erstürmen zu Millionen ganze Küstenregionen und setzen eine giftige Fracht ab, Mikroben, die bei den Menschen in den Küstenregionen zu tödlichen Epedemien führen.
Eine ständig wachsende Gruppen von Wissenschaftlern soll die Ursachen für die einzelnen Phänomene herausfinden. Und sie finden nach und nach heraus, dass alle die einzelnen Erscheinungen eng miteinander verbunden sind und gesteuert. Bloß von wem oder was?
Die Wissenschaftler finden unter unendlichen Mühen und beständig bedroht von einer weltumspannenden Katastrophe, dass in den Weltozeanen eine zweite, nichtmenschliche, einzellige Intelligenz lebt, fähig sich zu organisieren. Dass sie die Menschen anzugreifen beginnt, hängt ist die direkte Antwort dieser Intelligenz auf die Zerstörung der Weltmeere und ihrer Bewohner durch die Menschen. Die Zerstörung der Ozeane will diese nichtmenschliche Intelligenz jetzt mit der Ausrottung der Menschen beenden.
Schätzing hat einen Roman geschrieben, der vieles in sich vereint: philosophische Traktate, Lehrbuch der Ozeanographie, der Biologie, lehrreiches über menschliche Moral und Ethik und das determinierte Versagen der Menschheit gegenüber der Natur. Und man kann die Bali-Klimakonferenz durchaus schon zum Versagen der Menschen hinzurechnen. Schätzing hat alles das geschrieben wie einen Krimi über sage und schreibe reichlich 900 Seiten.
Sehr empfehlenswert!
("Der Schwarm", Fischer-Taschenbuch-Verlag, www.fischerverlag.de)