2.23.2008

Kuba: In Freiheit konsumieren!

Nein, sie begreifen es nicht! "Wenig Wandel nach Castros Rücktritt" lautet die Dachzeile über einem Beitrag von rbb-Korrespondeten Castritius aus Havanna. Der schreibt unter dem Titel "Castro geht nur in Altersteilzeit" das übliche. Castro bleibe Parteichef und behalte damit die Richtlinienkompetenz auf der Insel. Und weiter: "Die "Kubaner von Heute" blieben äußerlich ruhig in den Tagen nach Fidels Ankündigung, dass er auf das Präsidentenamt verzichten werde. Einzige Auffälligkeit: Ausnahmsweise wurde der Zeitung "Granma" Beachtung geschenkt. Mit den Sicherheitskräften wollte sich niemand anlegen, aber es platzen immer öfter Meinungen aus den Menschen heraus, die den Mythos Fidel Castro bröckeln lassen. Er zitiert eine Passantin: "Jeder weiß, dass das Leben einen Anfang und ein Ende hat. Man weiß einfach, wann es Zeit für etwas ist", sagte sie. "Das ist wie beim Sportler: der weiß ja auch, wann er sich zurückziehen muss." Ja, dass ist natürlich ein beredter Beweis dafür, dass der Mythos Castro bröckelt. "Noch weiter geht ein anderer Kubaner, der keine harten Worte scheut. "Schon vor 1000 Jahren hätte der zurücktreten müssen. Und von hier abhauen und das Land endlich freilassen", polterte er. Und als Zusammenfassung lässt uns Herr Gastritius wissen: Sie haben genug von den alten Männern und von deren ein halbes Jahrhundert alten Revolution. Sie wollen ihre eigenen Ideale leben - und konsumieren. Na bitte, ist doch mal Klartext. Kubaner zu Konsumenten!
Irgendwie musste Castritius, der, angefressen wie er ist, eigentlich Gastritis heißen sollte, dann aber noch die Kurve kriegen zur Ursache der Unzufriedenheit der Kubaner. Und so legt er nach: "Unsere Arbeiter, unsere Bauern werden mit kubanischen Pesos bezahlt. Wenn sie sich eine Zahnbürste kaufen wollen, müssen sie drei Tage dafür arbeiten", klagte ein Student. "Sie haben keine Möglichkeit in ein Hotel zu gehen oder ins Ausland zu reisen. Bevor ich sterbe, möchte ich den Ort in Bolivien besuchen, an dem Che Guevara gefallen ist", lässt er einen Studenten sagen. Die wahren Verursacher der an unseren Verhältnissen gemessenen mißlichen wirtschaftlichen Lage auf Kuba, die US-Amerikaner, nennt er nicht. In diesem Monat jährt sich zum 46. Mal der Beginn des amerikanischen Totalembargos gegen Kuba. Seit dieser Zeit sind der Handel, die Wirtschafts- und Finanzbeziehungen mit der Außenwelt nahezu unmöglich.
Es mag richtig sein, dass vor allem jüngere Leute unzufrieden sind mit den Verhältnissen in ihrem Land. Aber sie sind offensichtlich nicht so unzufrieden, dass sie sich für eine bunte Revolution mit US-Flaggen in Havanna herablassen.
Insofern gibt es tatsächlich wenig Wandel auf Kuba.

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