Weil die Medien solche Fragen (siehe Überschrift) vielleicht fürchten, nehmen sie den Offenen Brief einer Elternvertretung einer Leipziger Grundschule gar nicht erst zur Kenntnis. Also machen wir es, um für Verbreitung und daraus resultierende Nachdenklichkeit zu sorgen.
Herrn
Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich V.Sächsische Staatskanzlei Archivstraße 1
01097 Dresden
Herrn
Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich V.Sächsische Staatskanzlei Archivstraße 1
01097 Dresden
Förderverein Schule und Hort am Rabet e.
Eisenbahnstr. 50
04315 Leipzig
Eisenbahnstr. 50
04315 Leipzig
Offener Brief: Missstände an der Schule am Rabet
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
wir möchten Sie auf gravierende Missstände an der Schule am Rabet im Leipziger Osten (Eisenbahnstraße) aufmerksam machen und bitten Sie dringend um Unter stützung, da die Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig (SBAL), ihrer Verantwortung zum Schutz unserer Kinder nicht nachkommt.
Die Schule am Rabet ist eine Grundschule mit gegenwärtig 236 Kindern, die in einem sozialen Brennpunkt mit hohem Migrantenanteil sowie vielen einkommensschwachen und bildungsfernen Familien liegt. Die Schule ist sachsenweit die Grundschule mit dem höchsten Migrantenanteil (61,6 Prozent1) und hat einen sehr schlechten Ruf. In der sozial sehr heterogenen Schülerschaft gibt es große Probleme und viele Konflikte.
In unserer Schule gibt es seit Anfang Januar de facto keine Schulsozialarbeit mehr, da die Schulsozialarbeiterin dauerhaft erkrankt ist. Diese Erkrankung scheint in direktem Zusammenhang mit ihren Arbeitsbedingungen an der Schule und dem Führungsstil der Schulleiterin zu stehen. Seit ihrem Arbeitsbeginn im Februar 2012 ist die hochkompetente und engagierte Schulsozialarbeiterin bei ihren Bemühungen um das Wohl unserer Kinder ausgebremst worden und gegen Wände gelaufen. Es wundert uns nicht, dass dies nun, nach drei Jahren, gesundheitliche Folgen hat.
Dies ist kein Einzelfall. Auch andere Lehrer waren bereits von derselben Erkrankung nach Konflikten mit der Schulleitung betroffen. Insgesamt deutet eine hohe Lehrerfluktuation auf Probleme in Arbeitsklima und Personalführung hin. Im vergangenen Jahr wurde die Sportlehrerin Michaela Heß nach einem Konflikt mit der Schulleiterin
1 Laut der letzten öffentlich zugänglichen Vergleichsstatistik (Schuljahr 2011/12): Antwort des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus auf die Große Anfrage der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Drs.-Nr.: 5/8655 „Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund im sächsischen Bildungswesen“ vom 23.05.2012.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
wir möchten Sie auf gravierende Missstände an der Schule am Rabet im Leipziger Osten (Eisenbahnstraße) aufmerksam machen und bitten Sie dringend um Unter stützung, da die Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig (SBAL), ihrer Verantwortung zum Schutz unserer Kinder nicht nachkommt.
Die Schule am Rabet ist eine Grundschule mit gegenwärtig 236 Kindern, die in einem sozialen Brennpunkt mit hohem Migrantenanteil sowie vielen einkommensschwachen und bildungsfernen Familien liegt. Die Schule ist sachsenweit die Grundschule mit dem höchsten Migrantenanteil (61,6 Prozent1) und hat einen sehr schlechten Ruf. In der sozial sehr heterogenen Schülerschaft gibt es große Probleme und viele Konflikte.
In unserer Schule gibt es seit Anfang Januar de facto keine Schulsozialarbeit mehr, da die Schulsozialarbeiterin dauerhaft erkrankt ist. Diese Erkrankung scheint in direktem Zusammenhang mit ihren Arbeitsbedingungen an der Schule und dem Führungsstil der Schulleiterin zu stehen. Seit ihrem Arbeitsbeginn im Februar 2012 ist die hochkompetente und engagierte Schulsozialarbeiterin bei ihren Bemühungen um das Wohl unserer Kinder ausgebremst worden und gegen Wände gelaufen. Es wundert uns nicht, dass dies nun, nach drei Jahren, gesundheitliche Folgen hat.
Dies ist kein Einzelfall. Auch andere Lehrer waren bereits von derselben Erkrankung nach Konflikten mit der Schulleitung betroffen. Insgesamt deutet eine hohe Lehrerfluktuation auf Probleme in Arbeitsklima und Personalführung hin. Im vergangenen Jahr wurde die Sportlehrerin Michaela Heß nach einem Konflikt mit der Schulleiterin
1 Laut der letzten öffentlich zugänglichen Vergleichsstatistik (Schuljahr 2011/12): Antwort des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus auf die Große Anfrage der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Drs.-Nr.: 5/8655 „Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund im sächsischen Bildungswesen“ vom 23.05.2012.
von der Sächsischen Bildungsagentur an eine andere Schule zwangsabgeordnet
und schließlich versetzt (siehe Leipziger Volkszeitung vom 19./20. Juli 2014, S. 17).
Frau Heß genoss großes Vertrauen bei Schülern und Eltern, vor allem auch bei Migranten-Eltern, die sie noch nach Feierabend aufsuchte und zur Mitwirkung an Festen
und Sportveranstaltungen motivierte.
Die von ihr ins Leben gerufene Judo-AG, mit der sie das Aggressionspotenzial von Schülern in geregelte Bahnen lenken konnte, und ihr diesbezügliches Engagement ist in dem MDR-Dokumentarfilm „Kleine Kämpfer – Judo statt Randale“ (Erstausstrahlung am 1.9.2013 im Ersten) eindrucksvoll dokumentiert.
Die von ihr ins Leben gerufene Judo-AG, mit der sie das Aggressionspotenzial von Schülern in geregelte Bahnen lenken konnte, und ihr diesbezügliches Engagement ist in dem MDR-Dokumentarfilm „Kleine Kämpfer – Judo statt Randale“ (Erstausstrahlung am 1.9.2013 im Ersten) eindrucksvoll dokumentiert.
Wertvolle Mitarbeiter werden also von der Schulleitung zermürbt, anstatt dass ihre
Energie und Kreativität unseren Kindern zugute kommt. Schon frühere Elternvertreter
beklagten, dass Engagement von der Schulleiterin nicht gewünscht war und ihnen empfohlen wurde, bei Unzufriedenheit doch die Schule zu wechseln (siehe Leipziger Volkszeitung vom 22. Juli 2014, S. 14).
Gegenüber der SBAL hatten wir bereits im Januar 2014 die Missstände an der Schule benannt (mangelnde Kooperation der Schulleitung mit Eltern, fehlendes Krisen- management, mangelhafter Informationsfluss usw.) und unsere Vorstellungen für die Zukunft der Schule in einem Papier formuliert. Daraufhin wurde im März 2014 ein Prozess mit Runden Tischen und Arbeitsgruppen in Gang gesetzt, ein halbes Jahr lang stellte die SBAL dafür einen Moderator zur Verfügung. Nach Beendigung der Moderation ist der Prozess allerdings im Sande verlaufen, wir betrachten ihn als gescheitert. Die Kommunikation mit der Schulleitung hat sich nicht verbessert, sondern im Gegenteil sogar wesentlich verschlechtert.
Überdies beobachten wir ein absolut ungenügendes Konfliktmanagement der Schulleitung. Schüler, Eltern und Lehrer werden mit Problemen allein gelassen. Häufig ist durch Versäumnisse oder Handlungen der Schulleiterin das Kindswohl gefährdet. Einige Beispiele:
Gegenüber der SBAL hatten wir bereits im Januar 2014 die Missstände an der Schule benannt (mangelnde Kooperation der Schulleitung mit Eltern, fehlendes Krisen- management, mangelhafter Informationsfluss usw.) und unsere Vorstellungen für die Zukunft der Schule in einem Papier formuliert. Daraufhin wurde im März 2014 ein Prozess mit Runden Tischen und Arbeitsgruppen in Gang gesetzt, ein halbes Jahr lang stellte die SBAL dafür einen Moderator zur Verfügung. Nach Beendigung der Moderation ist der Prozess allerdings im Sande verlaufen, wir betrachten ihn als gescheitert. Die Kommunikation mit der Schulleitung hat sich nicht verbessert, sondern im Gegenteil sogar wesentlich verschlechtert.
Überdies beobachten wir ein absolut ungenügendes Konfliktmanagement der Schulleitung. Schüler, Eltern und Lehrer werden mit Problemen allein gelassen. Häufig ist durch Versäumnisse oder Handlungen der Schulleiterin das Kindswohl gefährdet. Einige Beispiele:
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Ein Kind, das ein anderes regelmäßig schlug, erfuhr keinerlei Konsequenzen,
während dem Opfer von der Schulleiterin empfohlen wurde, den Täter nicht zu
provozieren und die Schule zu wechseln. Ein an Zynismus grenzendes Fehlverhalten vom November 2014, das aus unserer Sicht ein Zeichen von Überforderung und symptomatisch für den Umgang mit Konflikten an der Schule ist.
-
Ein verhaltensauffälliges Kind, welches dem Jugendamt bekannt war, terrori-
sierte seine Klasse über ein halbes Jahr (1. Schulhalbjahr 2013/14) so sehr, dass
kaum normaler Unterricht stattfinden konnte, es schlug Mitschüler und Lehrer.
Von der Schulleitung wurde nichts unternommen, um die Situation zu verändern.
Allein aufgrund des Engagements der Klassenlehrerin in Zusammenarbeit mit der
Schulsozialarbeiterin – während die Schulleitung darum bemüht schien, das
Problem totzuschweigen bzw. zu bagatellisieren – konnte dem Kind geholfen
werden, so dass es jetzt endlich eine darauf spezialisierte Einrichtung besucht.
-
Die Kinder der Elternratsvorsitzenden wurden von der Schulleiterin seit Anfang
2014 (dem Beginn der offenen Konflikte zwischen Schulleiterin und Elternvertretern) mehrfach vor der Klasse verbal gedemütigt. Die betroffenen Kinder leiden
unter dauerhafter Schulangst.
- Uns sind seit 2014 mehrere Fälle bekannt, in denen überforderte und verzwei- felte Lehrer Schüler angebrüllt, beschimpft und sogar geschlagen haben. Durch vermittelnde Aktivitäten der Elternratsvorsitzenden haben die betreffenden Eltern von Strafanzeigen abgesehen. Wir gehen davon aus, dass den Lehrern für den Umgang mit schwierigen Situationen Handlungsstrategien bzw. -richtlinien fehlen, die eigentlich die Schulleitung ausgeben müsste.
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Ein Erstklässler des Schuljahres 2012/13 wurde nicht versetzt und wiederholte
das erste Schuljahr. Erst im aktuellen Schuljahr (er geht jetzt in die 2. Klasse) hat
die neue Lehrerin seinen Förderbedarf erkannt und er soll zum nächsten Schuljahr auf die Förderschule wechseln – nach drei Jahren auf der Regelschule! Offenbar wird über solche Problemfälle im Lehrerkollegium nicht ausreichend gesprochen. Generell ist die Wiederholerquote sehr hoch: Im aktuellen Schuljahr
beträgt sie 10,6 Prozent2. Zum Vergleich: In der Wilhelm-Wander-Schule (im selben Problemviertel Neustadt-Neuschönefeld) beträgt sie 2,1 Prozent. In der Lessingschule (Waldstraßenviertel) beträgt sie 0,6 Prozent.
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Die meisten Schüler unserer Grundschule wechseln anschließend auf die 16. Mit-
telschule im Nachbarviertel Leipzig-Volkmarsdorf. Dort machen Eltern die Erfahrung, dass mit Problemlagen ganz anders gearbeitet wird und auch, dass bei einigen Rabet-Kindern besonderer Hilfebedarf festgestellt wird, der eigentlich
schon in der Grundschule hätte erkannt werden müssen.
Dies sind Fälle, mit denen wir Elternvertreter direkt zu tun hatten. Wir gehen davon aus, dass der Schulsozialarbeiterin und den Lehrern weitere Fälle bekannt sind. Missstände bestehen auch bezüglich der Organisation der Schule sowie der Kom- munikation und Zusammenarbeit mit Eltern und Hort:
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Drei Wochen nach den Sommerferien 2014 fand immer noch Klassenleiterunterricht statt, da kein Stundenplan erstellt war. Die Eltern wurden über dieses Problem nicht informiert. Erst nachdem Eltern durch aktives Nachfragen davon erfuhren, wurden adäquate Maßnahmen ergriffen.
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Auf Druck der Eltern wurde ein Internetauftritt für die Schule angegangen, um
das Image der Schule zu verbessern und die Zahl der Abmeldungen v.a. von
bessergestellten Familien zu verringern (somit letztlich die soziale Mischung in
der Schülerschaft zu verbessern). Es wurde eine Arbeitsgruppe aus Lehrern, Eltern und Horterziehern gebildet. Die Eltern wurden sodann von der Schulleitung
aus dieser AG mit einer fadenscheinigen Begründung herausgedrängt, obwohl
sie technischen Sachverstand und Kommunikations-Fachwissen besaßen. Stattdessen wies die Schulleiterin den beiden Lehrern der Arbeitsgruppe Stunden aus
dem knappen Kontingent der Ergänzungsstunden zu, damit sie sich allein in die
Materie einarbeiten. Bis heute, ein Jahr nach Gründung der Arbeitsgruppe, gibt
es noch keine sichtbaren Ergebnisse.
Ganztagsangebote, von der Sächsischen Bildungsagentur ausdrücklich gewünscht und gefördert, wurden erst auf starken Druck der Eltern beantragt und gegen den ausdrücklichen Willen der Schulleiterin auf den Weg gebracht. Immer wieder wurden diesem Projekt von der Schulleitung Steine in den Weg gelegt, es wurde verzögert und gebremst. -
Auf Druck der Eltern wurde eine Arbeitsgruppe aus Eltern, Lehrern und Horter-
ziehern gebildet, die die Einbeziehung von Migranten-Eltern in das Schulleben
verbessern sollte. Von der Schulleiterin kam diesbezüglich keinerlei Unterstützung, obwohl über die Hälfte der Schüler, wie erwähnt, einen Migrationshintergrund aufweisen und viele Eltern nur schlecht Deutsch sprechen.
2 https://schuldatenbank.sachsen.de/index.php?id=520 (abgerufen am 13.03.2015)
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
mit dem dauerhaften Ausfall der Schulsozialarbeiterin, die bisher viele Probleme ab-
gefedert hat und die einige schwierige Klassen überhaupt erst beschulbar gemacht
hat, läuft für uns das Fass endgültig über. Die Schule kann und darf nicht länger von
einer offensichtlich überforderten Schulleiterin geführt werden, die die Probleme
nicht adäquat wahrnimmt und nur defensiv oder gar nicht auf sie reagiert. Uns wurde
aus der SBAL intern zugetragen, dass auch dort die Problemstelle Schulleiterin erkannt wurde. Dennoch hat dies keinerlei Konsequenzen, außer dass man der Schulleiterin diverse Fortbildungskurse angeboten hat und uns mit Versprechungen und
Verzögerungstaktiken hinhält. Das kranke System an unserer Schule wird von der
SBAL durch Wegschauen und Vertrösten aktiv gestützt. Wir fordern Sie daher auf:
Veranlassen Sie, dass unsere Schule unverzüglich eine neue, fähige Schulleitung bekommt!
Wir möchten darüber hinaus anregen, dass sich der Arbeitskreis „Integration und Zuwanderung“ der CDU Sachsen mit unserer Schule befasst, weil die Problematik des Zusammenlebens von Migranten und Einheimischen nicht mit der Entscheidung über den Asylantrag und die Erstunterbringung beendet ist, sondern Integration in Bildungseinrichtungen wie unserer Schule erst beginnt. Wir Eltern, die hier im Leipziger Osten leben, leisten unseren Beitrag zur Integration gern. Aber wir erwarten dabei Ihre Unterstützung und kommen auf das Gesprächsangebot zurück, dass Sie im Diskussionsprozess um Pegida/Legida den Bürgern Sachsens unterbreitet haben.
Mit freundlichen Grüßen
Katarzyna Pawlitzki
Vorsitzende des Elternrates der Schule am Rabet
Dr. Uwe Krüger
Vorsitzender des Fördervereins Schule und Hort am Rabet e. V.
Ulrike Geisler
Stellv. Vorsitzende des Elternrates und Vorstandsmitglied im Förderverein
Veranlassen Sie, dass unsere Schule unverzüglich eine neue, fähige Schulleitung bekommt!
Wir möchten darüber hinaus anregen, dass sich der Arbeitskreis „Integration und Zuwanderung“ der CDU Sachsen mit unserer Schule befasst, weil die Problematik des Zusammenlebens von Migranten und Einheimischen nicht mit der Entscheidung über den Asylantrag und die Erstunterbringung beendet ist, sondern Integration in Bildungseinrichtungen wie unserer Schule erst beginnt. Wir Eltern, die hier im Leipziger Osten leben, leisten unseren Beitrag zur Integration gern. Aber wir erwarten dabei Ihre Unterstützung und kommen auf das Gesprächsangebot zurück, dass Sie im Diskussionsprozess um Pegida/Legida den Bürgern Sachsens unterbreitet haben.
Mit freundlichen Grüßen
Katarzyna Pawlitzki
Vorsitzende des Elternrates der Schule am Rabet
Dr. Uwe Krüger
Vorsitzender des Fördervereins Schule und Hort am Rabet e. V.
Ulrike Geisler
Stellv. Vorsitzende des Elternrates und Vorstandsmitglied im Förderverein
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