9.21.2013

Was geht ab in Deutschland vor der Wahl?

Meine Leib- ud Magenzeitung berichtete in den letzten drei Tagen unter anderem darüber:

Kommmentar von Robert Menasse:

Als wäre der Faschismus bloß ein geistesgeschichtliches und ein ästhetisches Phänomen gewesen, erweist sich der heutige Antifaschismus bis hin zum staatlichen "Nie-wieder"-Pathos lediglich in hysterischer Sensibilität gegenüber nostalgisch autoritärem Geist in Verbindung mit einem bestimmten Outfit. Und während wir auf diese platonischen Schatten starren, wird im grellen Licht wiederum faschistische Wirtschafts,- Sozial- und Gesellschaftspolitik vollzogen: Steuerbefreiung für große Unternehmen und Konzerne, wodurch sozialpolitische Einsparungen notwendig werden, die wiederum aufgefangen werden durch Wiedereinführung von Formen des Arbeitsdienstes. Verstärkte Investition in Rüstung und staatliche, nicht gesellschaftlich konsumierbare Güter, Beschneidung des individuellen Konsums. Rückkehr von der relativen zur absoluten Mehrwertproduktion, Verlängerung der Arbeitszeit und Lohnkürzungen. Herstellung gesellschaftlicher Solidarität durch äußere Bedrohungsszenarien. Preisgabe von Freiheitsrechten unter dem Vorwand von Sicherheitsmaßnahmen. Transformation sozialer Probleme in ästhetische Anforderungen - zum Beispiel Kürzungen im Gesundheitsbereich bei gleichzeitiger Fetischisierung des "schönen Körpers", der der individuell herstellbar sei. Eine dementsprechende geprägte politische Propagandasprache: während soziale Errungenschaften preisgegeben werden, dienejede dementsprechende politische Entscheidung lediglich der Fitness: Wir müssen fit werden für den globalen Konkurrenzkampf, fit werden für die Zukunft, fit werden für die neuen Entwicklungen - und wie das so ist im Fitneß-Studio: Es muss weh tun! (1)






Noch eine Anmerkung zum Wahlsonntag:
In den vergangenen Monaten erklärten unsere Medien uns beispielsweise immer wieder "Die Deutschen sind so reich wie nie!" Das mag schon sein, es wird nur nicht beschrieben, um welche Deutschen es sich handelt. In der Realität sieht es merkwürdig anders aus. Oder wussten Sie, das wir Deutschen mehr als 2000 Euro höhere Pro-Kopf-Schulden haben als die Griechen? Betrachten Sie bitte die abgebildete Statistik. (rechts) (2)

(1) Robert Menasse, "Die Zerstörung der Welt als Wille und Vorstellung", edition suhrkamp 2006, Seiten 17,18
(2) http://www.economist.com/content/global_debt_clock

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