5.14.2007

Russland ist stur, der Westen ist was?


Es kriselt zwischen Russland und den USA meldet ein Hermann Krause (ARD) aus Moskau am Tag als US-Außenministerin Rice nach Moskau kam. Er untertreibt, denn es kriselt auch zwischen Russland und der EU oder präziser: Es kriselt zwischen Russland und dem Westen generell. Es kriselt so sehr, dass der deutsche Außenminister Steinmeier sich nach Moskau aufmachen musste, die Wogen zu glätten, die sogar den EU - Russland-Gipfel gefährden könnten. Die Probleme bestehen, argumentiert man, in einer gewissen russischen Halsstarrigkeit und in einem überaus starken Misstrauen gegenüber dem Westen. Das mag stimmen und ist ein altbekanntes Phänomen.
Schon Sir Alexander Cadogan, ehemals hochrangiger Mitarbeiter des britischen Außenministeriums, ereiferte sich gegen Ende des Weltkriegs II: Die Russen "sind von einem fast krankhaften Misstrauen beherrscht", weshalb man im Umgang mit ihnen "unendliche Geduld" aufbringen müsse, "als würden wir glauben, dass sie vernünftige menschliche Wesen seien". Fast im gleichen Moment (1944), als die Sowjet-Russen die Hauptlast des Krieges gegen das faschistische Deutschland trugen, planten die Briten - nachdem die USA die Sowjetunion als nächsten Gegner ausgemacht hatten - unter dem Codenamen "Unthinkable", den Überfall auf die Sowjetunion nach Ende des Krieges. Aufbieten wollte sie nach diesen Plänen hunderttausende britische und amerikanische Soldaten sowie 100.000 wiederbewaffnete Deutsche. Von nordwestlichen Stützpunkten aus, war die Fortsetzung des erprobten Luft-Terrorkrieges nunmehr gegen sowjetische Städte geplant.
Und heute? Condoleeca Rice werde Themen ansprechen, die in Moskau nicht gerne gehört werden, schwanzwedelt Krause. Welche Themen könnten denn das sein? Aktuell sind es a) der geplante Aufbau des US-Raketenschirms in Polen und Tschechien. Natürlich misstraut Russland dem Wort Amerikas, dass es nicht um eine Bedrohung Russlands gehe, sondern um die potenzielle Abwehr möglicher Atomraketenangriffe aus dem Iran und Nordkorea. (über die Begründung hat schon die halbe Welt gelacht). Nicht Russlands Misstrauen ist lächerlich, wie Rice immer wieder süffisant betont, lächerlich sind die USA und Rice mit ihren Begründungen. Russland hat gute Gründe misstrauisch zu sein. Wegen der wortbrüchigen Ausdehnung der Nato nach Osteuropa beispielsweise. In den Verhandlungen über den Rückzug der Sowjetarmee/Russischen Armee aus Ostdeutschland hatte Clinton Russland eben dies zugesichert als Gegenleistung. Wo steht die Nato heute?
Die Amerikaner dürften selbst wissen (ich meine hier nicht jeden Amerikaner, sondern lediglich die politischen Eliten), dass sie versuchen Russland und der Weltöffentlichkeit einen rethorischen Bären aufzubinden, der geeignet ist, die tatsächlichen Absichten zu verhüllen.

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