6.13.2015

Die Welt in der wir leben - und was uns die Medien darüber erzählen

Wie viele Menschen leben in Deutschland unter der Armutsgrenze?

"Hallo,
aufgrund des Strassenbildes in meiner Umgebung mache ich mir große Sorgen um die Lage der Menschen in Deutschland. Ich lebe in einem eigentlich gut situiertem Vorort einer Großstadt, aber zunehmend muss ich mir ansehen, wie Menschen "heimlich" sich an die Mülltonnen heranmachen um nach Sachen zu suchen, die sie brauchen könnten. Oder wenn Abends Sperrmüll aufgestellt wird, ist der größte Teil davon am nächsten Tag weggetragen, bevor der Müllwagen gekommen ist.
Ständig erfahre ich, dass Menschen nicht genug zu Essen zu haben oder ihre Kinder nicht mehr in die Schulveranstaltungen schicken, weil sie die anfallenden Kostenanteile nicht mehr aufbringen können. Ich bekomme ständig schreiben von irgend welchen Vereinen die um eine Spende bitten. 
Besitzer von Lebensmittelläden berichten mir von Einkäufen auf Raten. Kioskbesitzer berichten, dass häufig Menschen zu denen kommen, die einzelne Zigaretten kaufen wollen.
Dies alles hat sich in den letzten Jahren und Monaten angehäuft und sind für mich ein Zeichen einer sichtbaren Armut.
Wozu sind Menschen in der Lage, wenn sie nicht genügend zu Essen haben oder ihre Kinder und Familien nicht ernähren können? Wo bleibt die Würde des Menschen, wenn er klang heimlich Mülltonnen nach Gebrauchsgegenständen durchwühlt?

Gruß . . ." 

 Die"SZ" ("Sächsische Zeitung") Dresden hat eine Serie begonnen, die die Zeit seit der Einführung der DM in Ostdeutschland betrachten will. Und ich will mich an der Serie beteiligen (allerdings hier nicht da.

Heute 1. Teil


Armutsgrenze

Thema Armutsgrenze: Die Armut steigt

Trotz wirtschaftlicher Spitzenwerte leben in Deutschland immer mehr Menschen an der Armutsgrenze. Von Armut betroffen sind insbesondere Kinder und Jugendliche sowie Alleinerziehende und Arbeitslose. Zu unterscheiden sich absolute und relative Armutswerte.

Was ist Armut? Mit wenig Einkommen auskommen?

Neben positiven Export- und Wirtschaftsnachrichten wird in den letzten Monaten vor allem ein Thema immer wieder diskutiert: Armut in DeutschlandMehr als zwölf Millionen Menschen leben heute an der Armutsgrenze und sind damit stark von Armut gefährdet. Wer an der Armutsgrenze lebt, gilt noch nicht als arm, kann seinen Lebensunterhalt aber nur noch knapp bestreiten. An der Grenze zur Armut lebt, wer lediglich 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens zur Verfügung hat.
Auch Haushalte, die immerhin noch 70 Prozent des durchschnittlichen Einkommens beziehen, gelten heute bereits als armutsgefährdet. Echte Armut wird mit einem Nettoeinkommen von 40 bis 50 Prozent des Durchschnitts definiert. Wenn in Deutschland von der sogenannten Armutsgrenze gesprochen wird, sind Einkommen von 60 Prozent des mittleren Einkommens (inkl. staatlicher Sozialleistungen wie Kinder- und Wohngeld) gemeint. Heute leben in Deutschland rund 16 Prozent der Bevölkerung, das sind 13 Millionen Menschen, an der Grenze zur Armut. Dieser Wert ist in den letzten Jahren leicht gestiegen.

Aktuelle Zahlen

  • In Deutschland liegt der Anteil der Kinder unter 15 Jahren, die von Armut betroffen sind, bei 15,7 Prozent.
  • In der Altersgruppe der 17- bis 64-jährigen sind knapp 18 Prozent der Frauen armutsgefährdet, aber nur 16 Prozent der Männer.
  • Bei Alleinerziehenden liegt die Armutsgefährdungsquote bei 35,2 Prozent.
  • Bei Arbeitslosen sind 69,2 Prozent von Armut bedroht, während diese Quote bei Erwerbstätigen nur bei 8,6 Prozent liegt.

Wer lebt an der Armutsgrenze?

Als Armutsgrenze gilt in Deutschland für eine allein stehende Person ein Einkommen von  979 EUR monatlich (11.749 EUR im Jahr). Für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt der Schwellenwert bei 2.056 EUR im Monat (24.673 EUR im Jahr). Hierbei werden staatliche Leistungen mit einbezogen. Die Anzahl aller Personen, die in Armut leben, wird als Armutsquote bezeichnet. Weltweit lebt jeder sechste Mensch in Armut und verdient weniger als einen US-Dollar am Tag. Auch in Deutschland lebt jeder Sechste an der Armutsgrenze – in anderen europäischen Ländern wie Spanien liegt die Armutsquote sogar noch höher.
Wenn das Thema Armut thematisiert wird, ist immer von einer relativen Armut die Rede: Das Einkommen wird mit dem sozialen Umfeld ins Verhältnis gesetzt. Das Nettoäquivalenzeinkommen zur Ermittlung der relativen Armut lag 2003 in Deutschland bei etwa 1.500,- Euro und ist in den letzten Jahren gestiegen. Es gibt statistisch gesehen immer mehr einkommensstarke Haushalte, eine schrumpfende Mittelschicht und deutlich mehr armutsgefährdete Personen als noch vor einem Jahrzehnt. Besonders hoch ist die Armutsquote in Städten wie Berlin.

Relative Armut

Die relative Armutsgrenze wird von den weltweiten Organisationen WHO und OECD für Personen festgelegt, die weniger als 50 Prozent vom Mittelwert des jeweiligen Nettoeinkommens zur Verfügung haben. In der Europäischen Union gelten Personen, die weniger als 40 Prozent vom Mittel des Nettogehalts verdienen, als arm und Personen, die weniger als 50 Prozent dieses Wertes zur Verfügung haben, als relativ einkommensarm.
Bei einem Wert von 60 Prozent gelten Personen laut Statistik als armutsgefährdet. Die Armutsgrenze in den USA liegt 2013 für Alleinstehende bei einem Jahreseinkommen von 11.490 US-Dollar und für eine vierköpfige Familie bei 23.550 US-Dollar. In der Schweiz gelten Einzelpersonen mit einem Einkommen von 1.000 Franken als arm, wobei hier bereits die Mietkosten und Krankenversicherungsbeiträge abgezogen wurden.

Armutsgrenze: Die Betroffenen

In Deutschland leben hauptsächlich erwerbslose Menschen an der Armutsgrenze. Steigend ist die Gruppe der sogenannten Working Poor, den Geringverdienern. Etwa 5,5 Prozent der Erwerbstätigen sind arm und mehr als acht Prozent der Selbstständigen sind von Armut betroffen. Neben Erwerbslosen fallen zudem besonders Alleinerziehende in die Gruppe der Armutsgefährdeten. Dementsprechend leben Frauen häufiger an der Armutsgrenze als Männer. Auch in Deutschland ist Kinderarmut längst ein Thema: Jedes sechste Kind wächst in Armut auf und lebt von Leistungen wie Hartz 4. Fast 35 Prozent der Kinder in Berlin leben in einkommensschwachen Familien, in Bayern sind es lediglich sieben Prozent.
Ältere Menschen sind hingegen seltener von Armut betroffen: Teilweise sind die Werte hier sogar rückläufig. Für die Zukunft wird aber mit einem starken Anstieg der Altersarmut gerechnet. Gefährdet sind hier besonders Geringverdiener und Personen, die lange arbeitslos gewesen sind. 

Quelle: http://www.cecu.de/armutsgrenze.html

Keine Kommentare: