5.21.2015

Die Stunde der Abduck - Kommentar

Im Zusammenhang mit dem Lokführerstreik gibt in den Medien eigentlich nur zwei Themen: Weselsky, das A.-Loch und zweitens "die armen Bahnreisenden".   Dass es auch anders geht, sah ich heute in meiner Leib- und Magenzeitung "Sächsische Zeitung" in folgendem Kommentar. Den zu lesen und zu verdauen, kann ich nur empfehlen:



Michel Rothe,
über
Grundrechte
und Lokführerstreik

Waren das noch Zeiten, als sich die Obersten von Lokführern Bahn persönlich duelliert haben:  
2007/08 bei den ersten großen Streiks, als GDL-Boss und „Ferrari-Fahrer“ Schell Ex-Bahnchef Mehdorn von der Kur aus „Rumpelstilzchen“ schimpfte und jener mit „Terrorist“ konterte. Den Bahnkunden ging es zwar auch nicht besser, aber es hatte wenigstens noch Unterhaltungswert.
Und heute? Da auch die Ex-Geliebte des Lok- und Streikführers Weselsky nichts mehr zur Konfliktlösung beitragen kann, ist die unterste Schublade leer, sind alle nur noch genervt. Zwar bietet Schells Erbe der Bahn und dem Gros der offentlichen Meinung tapfer die Stirn, doch sein
eigentlicher Widerpart, Mehdorns Nachfolger Grube, hält sich tunlichst aus allem heraus. Er schickt seinen Personalvorstand an die Front und die Konzernsprecher in die Butt. Devise: Sollen sich bei den heiligen Themen Streik und Koalitionsfreiheit doch andere Mund und Finger verbrennen! Zumal, wenn es um verbriefte Grundrechte geht.
In der Verfassung steht aber auch: „Eigentum verpf1ichtet“. Besitz sollte dem Allgemeinwohl dienen, nicht schaden. Das gerät beim Staatsunternehmen Bahn in Vergessenheit. Vor allem bei jenen, die, wie Verkehrsminister Dobrindt, popular nach Schlichtung eines Grundrechts rufen und sich aus der Verantwortung stehlen. Wer, wenn nicht er, hat die Macht, auf Bundesbesitz Einfluss und den Vorstand in die Pflicht zu nehmen? Doch es ruft sich leichter: ,,Haltet den Dieb!“
Derweil verbrennt der Streik Hunderte Millionen zulasten der Allgemeinheit. Wenn der Bundestag morgen über das Gesetz zur Tarifeinheit entscheidet, Werden die Abducker in der Masse umd mit
blauer'Stimmkarte für „Ja“ Farbe bekennen: für kunftig nur noch einen Tarifvertrag pro Betrieb. Bei einem Kräfteverhältnis von 504:127 Sitzen zwischen schwarz-roter Koalition und grün-linker Opposition brennt da nichts an. Doch wider mancher Hoffnung sind die Probleme nicht vom Tisch - weder der Streik, noch Berufsgewerkschaften wie GDL & Co. Das Verfassungsgericht lässt grüßen. Gut, dass Deutschland so ein Grundgesetz hat, dass die Bürgerrechte fixiert; Und gut, dass es
Weselskys gibt, die diesen Wert vor Augen führen. Bei allem Für und Wider.

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