3.17.2015

Lügenpresse /Lügenfernsehen und ihre Geschichten


Eigentlich wollte ich Sonntagabend Jauch gucken, wegen Yanis Vaoufakis (griechischer Finanzminister), der online zugeschaltet war. Aber dann sah ich Jauch selber, Elitz von der "BILD" und Söder von der CSU. Sowas verträgt mein Mangen nicht und ich fühlte schon den aufkommenden Brechreiz. Abgeschaltet, nicht bloß Jauch, sondern gleich die komplette Gniffke-ARD. Und: Ich werde ab sofort die Haushaltsabgabe streichen. Ich finanziere keine politischen Kleinkriminellen!
Dass meine Ausschalt-Entscheidung richtig wa, konnte ich am Montag auf !le Bohemian" lesen: 
"Nach dem gestrigen Abend und dem Polittalk “Günther Jauch” in der ARD, wo der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis vor dem bereits aufgebrachten deutschen Volk Rede und Antwort stehen durfte, bleibt eine Erkenntnis: Der beliebteste Deutsche sollte wieder seine Quizshows machen, beim Journalismus hat er nichts verloren. Doch auch Letzterer verkommt, wie gestern mal wieder gesehen, zum niedersten Infotainment.
Nicht das sich Jauch in seinen Sendungen jemals als Moderator mit kritischen Format erwiesen hätte, seit gestern Abend allerdings ist der Tiefpunkt in der Berichterstattung über den Schuldenstreit mit Griechenland erreicht. Ab sofort wird noch weniger über Inhalte, sondern nur noch über einen vermeintlichen Stinkefinger Yaroufakis gestritten werden. Die Springerpresse läuft bereits auf Hochtouren. Den “Deutschen Michel” zumindest hat sie längst im Sack, und Yaroufakis wohl auch – Hintergründe richten da nur Schaden an.
“Jetzt reicht ́s, ihr Griechen!”
Doch um die ging es auch nicht wirklich. Überhaupt glich die Sendung mehr einem Tribunal, denn einer Gesprächsrunde mit dem Finanzminister eines souveränen Landes. Zwei der drei geladenen Gäste, der bayerische CSU-Finanzminister Markus Söder und der Bildkolumnist Ernst Elitz, spielten sich auf wie die Reichsprotektoren eines teilautonomen Griechenlands. Yaroufakis selbst wurde respektlos behandelt (Elitz: “Mir scheint, der Minister habe Weichspüler geschluckt oder Kreide gefressen.”). Allein die Taz-Journalistin Ulrike Herrmann sorgte für Aufklärung und lichte Momente. Der Applaus des Publikums aber galt vor allem den simplen Parolen des Schaumschlägers Söder: “Jeder muss seine Schulden selber zahlen und nicht Deutschland für alle!”. Das zieht und ist für jeden verständlich, der ohnehin nur in Schablonen denkt.
Und so spielten sich die Protagonisten, wenn nicht gerade Herrmann oder Varoufakis sprachen, die Bälle zu. Um eine sachliche Diskussion ging es nie, sonst wäre man auf die von Herrmann angedeutete unrühmliche Rolle, welche die privaten Finanzinstitute in der Geschichte der Finanzkrise spielten und spielen, näher eingegangen. Hören wollte man nur, ob Griechenland seine Schulden zurückzahle, oder nicht. Diesbezüglich muss die Frage gestellt werden, welcher Politiker dem Publikum einen größeren Bären aufbinden wollte: Varoufakis, weil er es musste (“Griechenland wird seine Schulden zurückzahlen”), oder Söder, der die schwäbische Milchmädchenrechnung aufstellt, Griechenland müsse sparen, um seine Schulden zahlen zu können. Einzig Ulrike Herrmann redete auch hier wieder mit Substanz", schrieb gestern .
 Sebastian Müller auf "le Bohémien". 
Das mit dem Stinkefinger habe ich gerötet, weil auf dem Originalvideo keine Stinkefinger zu entdecken ist. Und weil wir ja auch schon ganz andere Sachen fälschen und medial unter die "Massen" bringen. Denken wir doch nur mal an das Htler-Foto von Dresdens Pegida-Gründer Bachmann. Es war eine Fälschung. Aber das hat von "BILD" bis "Süddeutsche" nicht abgehalten, das Bild zu veröffentlichen. Das Absicht war in beiden Fällen gleich: Erniedrigung und Herabwürdigung politischer Gegner. Und da sage noch einer, in Deutschland gebe es keine Lügenpresse (inklusive Lügen-Fernsehsender).

Nachtrag: Ich arbeite gerade einer sehr irritierenden Geschichte auf Youtube zum Thema Yanis Varoufakis. Ich glaube, spätestens am Wochenende fertig zu sein.

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