2.22.2015

Neuauflage: Je suis Schwarwel

Die Berichterstattung (vor allem in den deutschen Medien, d.A.) der letzten Tage hatte etwas vom Plott eines schlechten Westerns: Kommt es zum großen Showdown zwischen Deutschen und Griechen? Werden Merkel und Schäuble – in unheiliger Allianz mit Bundesbankchef Jens Weidmann – die frischge- wählte griechische Regierung auflaufen lassen? Der Thrill setzte so selbstverständlich ein deutsch-griechisches Gegeneinander voraus, dass überhaupt niemand mehr fragte: Wieso ist das denn selbstverständlich, dass Deutsche und Griechen gegeneinander handeln? . . . Die deutsche Haltung ist stark und prekär zugleich: Deutschland ist die mächtigste Wirtschaftskraft und die politisch führende Nation in der EU. Gleichzeitig ist niemand so sehr wie die deutsche Kanzlerin und ihr Finanzminister mit dem Austeritätskurs in Europa verbunden, der nun schon sieben Jahre Rezession und Stagnation zur Folge hatte." (1)

Vor allem der erste Satz aus Robert Misiks Beitragnhat es mir angetan. Denn ich lese jeden Tag meine ehemalige Leib- und Magenzeitungen ("Sächsische Zeitung" Dresden. Und es erstaunt mich immer wieder, wie gerade auf der Titelseite (Kellerspalten) per "Satire" einseitig Propaganda betrieben wird. Nebenstehende "Karikaturen" sind die Ernte aus etwa acht Ausgaben, alle zum selben Thema, der Herabwürdigung der von der Austeritätspolitik
 geplagten Griechen. 

Hier ein paar Fakten aus 2014:


  • Sechs Millionen (von reichlich 10 Millionen) Griechen leben an der oder unter der Armutsgrenze.
  • Das Gesundheitssystem des Landes weitestgehend ist außer Betrieb. Fünf Millionen Griechen können sich keine Krankenversicherung mehr leisten.
  • 55 Prozent der Griechen können die geforderten Steuern nicht mehr zahlen.
 (Der größte Steuerschuldner in Griechenland ist das Unternehmen Hochtief. Das schuldet der griechischen Staatskasse 600 Millionen Euro Steuern).
  • Eine der Ursachen ist  die Tatsache, dass viele Griechen durch Arbeit nicht mehr als zwei Euro verdienen.
  • Ändert sich nichts, dann sinkt die Mindestrente in diesem Jahr auf 360 Euro.
  • 60 Prozent aller griechischen Haushalte können sich auch in diesem Winter kein Heizöl mehr leisten.
In welchem Verhältnis mit der Wirklichkeit stehen nun diese "Satiren" in der "Sächsichen Zeitung"? In keinem. Sie sind funktionell nichts anderes als typisch deutsche antigriechische Medienpropaganda.

Ich weiß schon: "Je suis Schwarwel"! 




(1) http://misik.at/2015/02/deutsche-gegen-griechen/#more-2426





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