8.22.2013

Etwas über kleinkriminelle Wespen

Abendbrot gibt's heute auf der Terrasse, sagt meine Frau. Ich lass sie machen, hat ja tatsächlich was für sich.  Es ist ein schöner milder Abend, die bald untergehende Sonne strahlt uns an. "Oh", denke ich angesichts hauchdünn geschnittenem Schweinebraten. Im Munde wässerts, so freu ich mich auf den Genuss. Ähnliche "Gedanken" hatte wenig später wohl auch eine Wespe. Sie landete auf der letzten übriggebliebenen Scheibe Schweinebraten und begann sofort mit großem Körpereinsatz an dem Fleisch zu nagen. Meine Frau holte schon aus zum großen Befreiungsschlag. "Lass das" bat ich sie, stand auf, holte eine Untertasse und die angeknapperte Scheibe Fleisch da drauf und stellte sie in meine Nähe, so dass ich sie gut beobachten konnte.
Zwei Stunden später hatte das fleißige Tier schon ein Loch in der Größe einer Euro-Münze aus der Scheibe genagt und abstransportiert. Und das geht so: Die Wespe nagt im Halbkreis ein Stückchen Fleisch aus der Scheibe, formt es zu einer Kugel, klemmt sie zwischen den vier vorderen Beinen fest - und je nach Größe der Kugel fliegt sie entweder flott oder eben auch ziemlich schwerfällig davon.  Drei Minuten später landet sie erneut auf der Untertasse und die Arbeit beginnt von vorn.
Über eine Stunde lang geht das gut. Dann  kommen eine zweite, dann eine dritte und vierte und schließlich ein fünfte dazu. Die allerdings - obwohl noch genügend Schweinebraten vorhanden -  attackiert zunächst mal alle anderen, verscheucht sie, bevor sie sich selbst auf das Schweinefleisch stürzt.
Iss ja wie bei den Menschen, denke ich, wie bei den Kleinkriminellen des kapitalistischen Wirtschaftssystem beispielsweise.  Natürlich gehts bei den Menschen viel technischer zu. Sind ja keine Wespen schließlich. Bloß, wer hat das von wem gelernt? Die Wespe vom Menschen oder umgekehrt?

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