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7.05.2013
Dreiseitige Doktor-Arbeit mit sieben "Vätern"
"Anonyme Plagiatsjäger haben in den letzten Jahren immer wieder Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil sie eine Arbeit übernommen haben, die eigentlich die Universitäten selbst hätten leisten müssen: die Aufdeckung von grobem wissenschaftlichen Fehlverhalten wie Plagiaten. Neben Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan sind noch eine ganze Reihe, größtenteils weniger bekannte Politiker aufgrund der Schwarmintelligenz im Netz über ihre Doktorarbeit gestolpert.
Nach dem Willen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) soll damit nun Schluss sein. Sie hat neue "Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis"verabschiedet. Darin heißt es (u.a.), eine zweckmäßige Untersuchung von Vorwürfen gebiete grundsätzlich, dass der Whistleblower seinen Namen nennt", schreibt Silvio Duwe auf "telepolis". (1)
Forscher "Whistleblower" zu nennen, ist eigentlich allenfalls amerikanischer Standard, herabwürdigend gemeint, bzw. negativ besetzt. Dass die DFG in dieser Sache gerade diesen Ausdruck benutzt, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Forschungsgemeinschaft und das wird noch diffuser, wenn man folgenden Satz liest: "Zudem verlangt die DFG, dass alle Anzeigen vertraulich behandelt werden sollten. "Frühzeitig" an die Öffentlichkeit zu gehen, sei "nicht hinzunehmen" - ein deutlicher Wink in Richtung der Plagiatsjäger von Vroniplag und Co."
Wichtiger wäre allerdings, dass die Wissenschaftsbetriebe ihre Hausaufgaben machen und eingereichte Arbeiten gründlicher prüfen, verhindern, dass "Autoren" mit Plagiaten "wissenschaftliche Karriere" machen. Ein deutliche Beleg dafür, ist ein Beitrag Peter Mühlbauers - ebenfalls auf "telepolis" - aus dem ich auszugsweise zitieren möchte: "Oft bestehen sie (wissenschaftliche Arbeiten zur Erlangung des Titels Dr.med.) aus relativ wenigen Daten, die durch ein Statistikprogramm gejagt und mit ein paar medizinischen Allgemeinplätzen textlich verziert werden. Dass die Ergebnisse solcher Titeljagden nur vereinzelt über 50 Seiten umfassen und meist unzitiert und unverwendet in Archiven schlummern, ist seit langem bekannt.
Neu ist allerdings, was die Berliner Plagiatsforscherin Debora Weber-Wulff nun Tageslicht förderte.:
". . . . Noch bemerkenswerter . . . . sind jedoch einige andere Fälle, die Weber-Wulff von Helfern zugetragen wurden und in denen medizinische Fakultäten noch weniger Seiten mit noch mehr Autoren als Dissertationen anerkannten: Darunter eine neunseitige Schrift von sieben Autoren, die die Universität Hamburg 2001 akzeptierte, ein sechsseitiges Papier von vier Verfassern, das man dort 2005 als Doktorarbeit annahm, eine 2006 an der Universität Münster gebilligte dreiseitige Arbeit mit merkwürdigen Rechtschreibfehlern und dem Doktorvater als Ko-Autor und eine dreiseitige Publikation mit sieben Vätern, die die Technische Hochschule Aachen noch im letzten Jahr als ausreichend für die Verleihung eines Doktorgrades ansah." (2)
Noch Fragen?
Quellen: 1. http://www.heise.de/tp/blogs/10/154576
2. http://www.heise.de/tp/artikel/39/39436/1.html
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