11.16.2009

Robert Enke


"Möge die Erde ihm leicht sein". Das dachte ich mir an den Anfang. Dann entschied ich mich anders. In dem vielen medialen Geschwurbel seit seiner Selbsttötung fiel einmal ein Satz, der einen möglichen Grund für seine Verzweiflungstat einleuchtend machte: "Er litt unter einem enormen Erfolgsdruck". Warum mir das einleuchtet? Weil innerhalb von nur drei Sommer-Monaten im Machtbereich der France Telekom über 20 Mitarbeiter unter genau derselben Begründung ebenfalls "freiwillig" aus dem Leben schieden. In einigen Abschiedsbriefen der französischen Telekom-Mitarbeiter war von eben diesem Erfolgsdruck und einer unglaublich harten Konkurrenzsituation zwischen den einzelnen Beschäftigten die Rede. Die einen, glaube ich, bestehen solche Situationen nach dem Motto "Was dich nicht umbringt, macht dich stark", die anderen überleben solche Situationen nicht oder nicht lange. Enke gehörte zu denen, vor allem nach den tragischen Tod seiner Tochter.
Ich sehe mir schon gerne mal das eine oder andere Fußballspiel an. Aber ein Fan und gleich gar nur einer Mannschaft bin ich nicht. Weil das so ist, war Enke für mich auch nur ein Torwart unter vielen. Selbst in der Nationalmannschaft war er nur einer neben anderen. Und in einer Konkurrenzsituation zu ihnen und zu den Medien. Wir alle wissen aus Konsumenten-Erfahrung wie schnell einer zum Superstar wird und wie gnadenlos zerrissen (um im Fußball-Bild zu bleiben), wenn er ein- oder zweimal daneben gegriffen hat. Robert Enke war offensichtlich nicht hart genug für ein solches Leben.
Ist ein Fußball-Stadion ein geeigneter Platz Platz für eine Trauerfeier mit 40.000 Fans? Wieviel Pietät muss es haben, einen Menschen würdevoll zu verabschieden? (Screenshot Ausgabe "Junge Welt" vom 17.11.2009: Juza) Über all dem, so sah ich es bei einem Kamera-Schwenk, prangte losungsgleich eine Schriftzeile: "AWD - ihr unabhängiger Finanzoptimierer". Wieviel Pietät braucht es für einen aufrichtigen Abschied? Über die Trauer-Redner mag ich nicht schreiben. Wulff, Zwanziger und wie sie hießen. Schwamm drüber. All das war kein Abschied. Es war die Verwertung der Reste eines vom "Schicksal" geschlagenen Mannes.

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