12.08.2008

Saufen, Hinlegen, Weiterschlafen!

Der 16-Jährige Schüler Alexandros-Andreas Grigoropoulos wurde am vergangenen Samstag im Athener Stadtviertel Exarchia - einer Hochburg der autonomen Szene Athens - durch einen Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten, eines sogenannten „Spezialwächters" (definiert als eine Art Hilfstruppe der Polizei, die u.a. zur Bewachung von Gebäuden und Politikern eingesetzt wird), in den Brustkorb getroffen. "Der Jugendliche starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Beamte, der den Schuss abgab, war mit einem Kollegen im Streifenwagen unterwegs. Sie sagten aus, dass das Opfer zu einer Gruppe von rund 30 Autonomen gehörte, die sie mit Steinen und Flaschen attackiert hätten. Augenzeugen zufolge soll der Polizist ohne ersichtlichen Grund aus relativ großer Entfernung in die Menge gefeuert haben. Der Leiter der Polizeistation von Exarchia und die beiden Beamten wurden suspendiert. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Täter vorsätzlichen Mord vor. Den griechischen Polizeikräften, und insbesondere den „Spezialwächtern", wurden wiederholt mangelhafte Ausbildung und häufige Verletzung von Menschenrechten und die Nichteinhaltung rechtsstaatlicher Verfahren vorgeworfen. Immer wieder war es seitens der Polizei zu einer unverhältnismäßigen Gewaltanwendung gegen Demonstranten gekommen", heißt es bei "griechenland-net".
Die Bilanz sei verheerend: In Athen wurden Brände in 24 Bankfilialen, 35 Geschäften, 22 PKWs, 12 Wohnhäusern, sieben Buswartehäuschen sowie in einem Parteibüro der Nea Dimokratia gelegt und an mindestens 63 Müllcontainern angezündet. In Patras gingen ein Streifenwagen der Polizei sowie vier private PKW in Flammen auf. Außerdem brannte es auf dem Parkplatz der Polizeidirektion. In Thessaloniki waren neun Banken, sieben PKW, ein Büro des Ministeriums für Makedonien und Thrakien und weitere Gebäude betroffen. Es brannten mindestens 40 Müllcontainer.

In Heraklion auf Kreta wurden zwei Bankfilialen beschädigt. In Chania, ebenfalls auf Kreta, ging ein Fahrzeug der Nomarchie in Flammen auf. Weitere Schäden wurden aus Kavala in Nordgriechenland und Elevsina bei Piräus gemeldet.
Die griechischen Ereignisse erinnern an einen anderen ähnlichen Fall. Der Spiegel berichtete am 27. November 2007: "Paris - Die Krawalle bei Paris nach dem Unfalltod zweier Jugendlicher haben sich in der Nacht auf sechs Gemeinden ausgeweitet. Die zuständige Präfektur teilte mit, die Unruhen hätten von Villiers-le-Bel auf Ermont, Cergy, Goussainville, Sarcelles und Garges-les-Gonesse übergegriffen. Bei Straßenschlachten von Jugendlichen mit der Polizei wurden nach unterschiedlichen Angaben der Polizei und franzoöischer Sender zwischen 30 und 40 Beamte verletzt. In den Pariser Vororten seien fünf Gebäude und mehr als 60 Fahrzeuge in Brand gesteckt worden, darunter auch ein Bus und ein Polizeifahrzeug. Erneut verwüsteten Randalierer auch Läden. . . . Zuvor hatten mehrere hundert Menschen bei einem friedlichen Schweigemarsch durch Villiers-le-Bel der beiden jungen Männer gedacht, die am Sonntag bei der Kollision ihres Minibikes mit einem Polizeiauto noch am Unfallort starben. Der Tod der 15 und 16 Jahre alten Jungen hatte schon am Sonntag zu gewaltsamen Ausschreitungen geführt, bei denen 40 Polizisten verletzt wurden".
Hatte man vor einem Jahr noch die Möglichkeit von einem singulären Ereignis zu reden, ist heute frappierend, welche Übereinstimmungen es bei beiden Krawallen gibt. Auslöser waren jedes Mal Polizisten, "Tatorte" jedes Mal Vorstädte also soziale Brennpunkte, Motive jedes Mal soziale Ausweg- und Perspektivlosigkeit junger Menschen.
Wir müssen aber keine Angst haben, dass sich solche Dinge bei uns ereignen. Wir Deutschen haben unsere Jugend längst ideologisch "im Griff". Unsere Jugend demonstriert nicht! Unsere Jugend säuft sich ins Koma (siehe Faksimile). Außerdem, zur Not, für den Fall . . . setzen wir bei uns keine durchgeknallten Polizisten, sondern die Bundeswehr ein. Schließlich haben wir genau dafür die Verfassung gebrochen - äh - geändert.

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