Vor zehn Jahren lockte die sächsische Landespolitik den Chiphersteller Infineon vermittels einiger hundert Millionen Subventionen an den Standort Dresden. Gefeiert wurde dieses "Leuchtturmprojekt" mit vielen Superlativen. Vom "sächsischen Silicon Valley" war die Rede. Zumindest beschäftigungspolitisch war das Infineon-Projekt tatsächlich ein Schwergewicht für Dresden und das Umland. Infineon und das spätere Tochterunternehmen Quimonda schufen rund 5.600 Arbeitsplätze. Aber lange schon vor der Finanzkrise begann es auch bei Infineon zu kriseln. Der Grund: Nicht nur in Dresden wurde in diese Branche investiert, sondern auch in Europa, den USA und vor allem in Asien. Die Folge waren Überkapazitäten und ein gnadenloser Konkurrenzkampf um Marktanteile. Die eine weltweite Überproduktion von Speicherchips verband sich schnell mit einem rapiden Preisverfall. Chips können weltweit nicht mehr kostendeckend produziert werden oder anders, die Chip-Produktion hat sich genau genommen zu einem Zuschussgeschäft entwickelt.
Infineon und seiner Tochter Quimonda bescherte das vor allem im Geschäftsjahr 2007/2008 eine verheerende Bilanz. Obwohl der Chiphersteller im Bilanzzeitraum den Umsatz um 6,0 Prozent steigern konnte, fuhr das Unternehmen einen Verlust von 3,12 Mrd. Euro ein. Seit der Gründung 1998 summieren sich die Infineon-Verluste damit auf 5,64 Milliarden Euro. Auch an der Börse ging es bergab. "Die Aktie des Chipherstellers Infineon ist auch gestern gefallen. Sie rutschte um ein Prozent auf 99 Cent. Damit ist Infineon die erste Aktie im Deutschen Aktienindex (Dax), die unter einem Euro notiert. Am Mittwoch war das Papier nach Vorlage einer miserablen Jahresbilanz und düsterer Prognose um 40 Prozent gefallen. Der erste Kurs beim Börsengang im März 2000 hatte bei 70,20 Euro gelegen. Größte Aktionäre von Infineon sind derzeit fünf US-Investmentgesellschaften sowie der französische Versicherer Axa. Sie halten gemeinsam 38,11 Prozent. Die Marktkapitalisierung Infineons beträgt derzeit nur noch 792 Millionen Euro", meldete die "Sächsische Zeitung" Dresden am 5.12.2008.
Infineon versuchte zu retten, was noch zu retten war, suchte zunächst einen Käufer für das hochdefizitäre Quimonda. Als sich kein Interessent fand, war, Gott sei Dank, die Finanzkrise da. Jetzt konnte man sich unter einen der diversen Rettungsschirme des Staates flüchten. Das Land Sachsen sagte auch 150 Millionen Euro zu, den gleichen Betrag sollte Infineon drauf packen. Das wollte oder konnte Infineon aber nicht. Und so sah es so aus, als ob zum Jahresende bei Quimonda die Lichter ausgehen würden. Jetzt können die Beschäftigten bei Quimonda erst mal durchatmen (oder auch nicht), weil Sachsen die versprochenen Millionen hergibt, Infineon 50 Millionen und ein weiteres portugiesisches Infineon-Unternehmen 75 Millionen. Ist der Laden damit gerettet? Ich glaube eher nicht. Denn an der Marktsituation hat sich nichts verbessert, eher verschlechtert. Unter Marktgesichtspunkten müsste Quimonda aufgeben. So sehr mir es um die Inhaber der Arbeitsplätze im Einzelnen leid täte, aber: Was sind schon 3000 Arbeitsplätze in Dresden bei knapp drei Millionen Arbeitslosen in Deutschland? Stimmt, gerademal 0,01 Prozent Veränderungen in der Arbeitslosenstatistik. Außerdem werden viele trotz des Rettungspakets für Quimonda ihren Job trotzdem nicht behalten. Denn die ARD (tagesschau vom 21.12.) meldete: "Im Oktober hatte das Unternehmen angekündigt, ein Viertel der weltweit gut 12.000 Stellen zu streichen, davon rund 1500 auf dem Heimatmarkt.
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