schon mal auf die Jagd nach dem Supernazi.
Die Ergebnisse sind überraschend.
Da haben wir doch wieder mal eine mediale Sau, die wir durch das Dorf treiben können. Kerner schmeisst die Eva Hermann aus seiner Talk-Runde mit zwei weiteren hysterischen Weibern und einem Clown. Und das nur, weil Hermann nicht das tut, was die Runde und vielleicht noch ein paar andere Gutmenschen von ihr erwarten. Sie soll ihre umstrittenen Äußerungen über die Kindererziehung im Dritten Reich korrigieren und sich entschuldigen.
Sie hat es nicht getan. Na und? Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, die soviel "Uneinsichtigkeit" durchaus verträgt. Andererseits hat die hysterische Diskussion um den Skandal bei Interessierten durchaus etwas Gutes. Sie lenkt von der Kernfrage der Eva Hermann ab, nämlich wie wir künftig unser Verhältnis zu Familien und zu Kindern gestalten wollen. Solange wir uns bloß mit dem Eklat beschäftigen, müssen wir uns keine ernsthaften Gedanken darüber machen, welche Rolle die Familie zukünftig in unserer Gesellschaft spielen soll. 750 000 neue Kinderbetreuungsplätze sind eben nicht die Lösung des Problems erodierende bundesdeutsche Gesellschaft, sondern nur ein Pflaster auf einer der schlimmsten gesellschaftlichen Wunden.
In früheren Epochen war Kinderreichtum ein "Privileg" der Unterschichten. Je mehr Kinder, um so besser die Aussicht der Eltern, in der Schar der Kinder einen halbwegs verlässlichen sozialen Anker zu haben. Je reicher die Gesellschaften wurden, um so schneller sanken die Geburtenraten. Der soziale Anker Familien wurde gegen die Kapitallebensversicherung eingetauscht, der soziale Zusammenhalt gegen die entgrenzte persönliche Freiheit oder Verantwortungslosigkeit. Die Gesellschaft wurde gesteuert atomisiert. Die Verteilungskämpfe der Zeit um Arbeit generell, um die Lebensarbeitszeit, die Rentenhöhe, die Versorgung von Alten und Kranken resultieren genau aus diesem Problem. No Childrens, no future!
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