Erinnern Sie sich noch an Emstetten? Zur Erinnerung: Ich schrieb am 11.12.2006: "Ein 18jähriger ist in Emsdetten ausgerastet, durch seine ehemalige Schule gezogen und hat auf Schüler und den Hausmeister geschossen. Getötet hat er niemanden, aber mehrere schwer verletzt. Dann soll er sich laut Polizeiberichten mit einer seiner vorsintflutlichen Waffen selbst getötet haben. Beschrieben wird er von diversen Zeugen als introvertierter Junge mit einem ausgeprägten Hang zu Ballerspielen vom Typus "Counter Strike". Sein Berufswunsch - laut Schulkameraden - Soldat der Bundeswehr. Ein bedauernswerter Mensch".
Und was war damals noch? Na, der berüchtigte Sturm im Wasserglas. Die üblichen "ich-bin-sowas-von-wichtig"-Menschen, voran jede Menge Politiker des Schlages Beckstein und eine Handvoll "Experten" machten derartige Wellen im Glas, dass man nur noch konstatieren konnte "Verstand unter".
Das von diesem Menschenschlag am häufigsten genannte Mittel, um Amokläufe wie in Erfurt und Emsdetten möglichst zu verhindern, lautete "Verbot der (sogenannten) Killerspiele". Ja. Und was ist aus der Geschichte geworden? Na nix. Vermutlich gibt es im Bundestag auch eine (finanz)kräftige Lobby der Spiele-Hersteller. Oder die Politiker und Experten wollen nasebohrend nicht mehr das Letzte aus sich herausholen, weil für die Medien das "abgelutschte" Thema seinen Reiz längst verloren hat. Und so verliert es sich halt im Nirvana.
Fast. Denn abseits der Schreihälse im Wasserglas beschäftigen sich noch ernsthafte Menschen mit dem Thema, aber eben nicht (!) plakativ. Ich zitiere aus einer Pressemitteilung der Universität Osnabrück vom 10. Dezember 2006: "Die Amokläufe am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt und in der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten, tätliche Angriffe auf Lehrkräfte in Meissen, Aachen und Kamenz, aber auch eine "Todesliste" aus Osnabrück, haben gezeigt, dass es Schüler gibt, die auch in Deutschland auf Lebens- und Schulprobleme mit verzweifelter Gewalttätigkeit reagieren. Ein Blick auf ihre Lebensumstände offenbart, dass sie ihre Wut mitunter in sich hineinfressen, weil sie keine Ansprechpartner finden, die in der Lage sind, den Frust, der sich aufgestaut hat, vertrauensvoll abzuarbeiten. Diese Lücke will das bislang einmalige Modellprojekt "Fliegende Schulpartner" schließen, welches in diesen Tagen von der Universität Osnabrück, der Heiligenwegschule Osnabrück und dem Weißen Ring initiiert wurde".
Für das Projekt "Fliegenden Schulpartner" stehen neben anderen Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind vom Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Claudia Solzbacher (Fachgebiet Schulpädagogik) und der Schulleiter der Osnabrücker Heiligenwegschule, Walter Altenhoff. Die Opferorganisation "Weißer Ring" ist
Träger des Projektes.
Die "Fliegenden Schulpartner" wollen sowohl mit Schülern als auch mit Lehrern ins Gespräch kommen, das heisst, sowohl mit denen, die - wie oben skizziert - unter bestimmten Lebensumständen ein Agressionspotenzial aufbauen können als auch mit denen, die heute in zunehmenden Maße schon länger mit wachsender seelischer und körperlicher Gewalt konfrontiert sind. Das ist ein Anfang und ein Projekt, das nicht nur Schule machen kann, sondern es sogar muss.
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