11.28.2011

Griechenland: Was wir wissen müssen!


Natürlich sind die Griechen faul. Wissen wir ja aus den Nachrichten, die abends im Fernsehen kommen und am nächsten Tag in den Zeitungen stehen. Wissen wir wirklich, was Dank Angela Merkel, der Stellevertreterin des deutschen Kapitals, diesem geplagten Land und vor allem den Mennschen angetan wird? Ich habe heute eine kleine Zeitungschau gemacht:

1. Um bis zu 35 % sollen nun die Gehälter und Zulagen von Angestellten in Betrieben der öffentlichen Hand (DEKO) gekürzt werden. Betroffen sind etwa 51.000 Festangestellte und Beschäftigte mit Zeitverträgen in insgesamt 14 DEKO-Betrieben, darunter die Griechische Post (ELTA), die Wasserwerke (EYDAP), die Häfen in Piräus und Thessaloniki, Hellenic Petroleum (ELPE), die Elektrizitätsgesellschaft DEI, des Wettspielunternehmens OPAP und die Bank von Attika (Trapeza Attikis).
Diese Kürzungen gelten rückwirkend ab dem 1. November. In einer ersten Phase werden dem Rotstift 25 % der Bezüge zum Opfer fallen. Weitere 5 % sollen im November 2012 gekürzt werden und die restlichen 5 % im November 2013. Ziel ist es, dass der Brutto-Durchschnittslohn in jedem dieser Betriebe bei 1.900 Euro liegt. Bei jenen Angestellten, deren Löhne bereits auf dem jetzigen Niveau liegen oder darunter, kommt es zu keinen oder nur zu kleineren Gehaltskürzungen. Bei den Lohnkürzungen sind auch alle weiteren Zuschläge mit einbezogen. Diese Regelungen gelten bis zum Jahre 2015; beinhaltet sind sie in dem mit der Troika unterzeichneten „Mittelfristigen Programm“. Von den vereinbarten Mindestlöhnen sind lediglich die Vorstände der Betriebe ausgeschlossen. Hier sind Gehälter von bis zu 5.856 Euro möglich. In Ausnahmefällen kann sich dieses Salär aber auch verdoppeln, vorausgesetzt, dass dies zuvor vom Finanzministerium genehmigt wurde. (Griechenland Zeitung / eh.)  

2. Für etwa 16.000 Staatsdiener tritt ab dem heutigen Montag die so genannte „Arbeitsreserve“ in Kraft. 4.000 von ihnen werden ab sofort pensioniert. Die restlichen 12.000 werden in eine Art „Vorpensionierungsstatus“ bis Ende 2013 versetzt. Sie erhalten in dieser Zeit weiterhin 60 % ihres bisherigen Gehaltes. Betroffen sind überwiegend Arbeitnehmer, die über 55 Jahre alt sind und die bereits 35 Jahre Arbeitserfahrung gesammelt haben, wodurch sie kurz vor der Rente stehen. Sie werden aus der Arbeitsreserve heraus in Pension gehen. Weitere 12.000 Staatdiener sollen ab dem 1. Januar 2012 in die Arbeitsreserve geschickt werden. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Zahl der öffentlich Angestellten zu reduzieren. Zudem soll überzähliges Personal auf andere Posten der öffentlichen Hand versetzt werden, wo Personalmangel herrscht. Die Durchführung dieser Maßnahmen sind eine Voraussetzung dafür, dass Athen einen zweiten Kredit in Höhe von 109 Mrd. Euro erhalten kann.
Als Zeichen des Protestes gegen die damit verbundenen Sparmaßnahmen findet am Donnerstag dieser Woche ein 24-stündiger Generalstreik statt. Daran beteiligen sich die beiden größten Gewerkschaften des Landes ADEDY (Öffentlicher Dienst) und GSEE (Privatwirtschaft). (Text: Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)


3. Die Verzweiflung muss bei einigen Griechen groß sein. Viele Menschen infizieren sich offenbar absichtlich mit dem tödlichen HI-Virus, um vom Staat höhere Sozialhilfe zu kassieren. Das berichtet Focus online. Das Medienportal beruft sich dabei auf Ärzte und Seuchenexperten in Athen. Demnach sei die Zahl der HIVInfektionen Bewusst mit HIV infizieren in Griechenland sprunghaft angestiegen. 
Wie der Klinikdirektor des Athener Rot-Kreuz-Krankenhauses gegenüber Focus
online sagt, hätten sich ihm mehrere Patienten offenbart und ihre finanzielle Not als
Grund gehabt, sich bewusst mit Aids anzustecken. HIV- Positive erhalten in
Griechenland offenbar zusätzlich zu ihren Medikamenten lebenslang 700 Euro im
Monat´.
Griechenland: Dramatischer Anstieg der Patientenzahlen
Unterdessen vermeldete die Hilfsorganisation «Ärzte der Welt», die in Griechenland
vier Anlaufstellen für Menschen ohne Zugang zur Gesundheitsversorgung unterhält,
einen dramatischen Anstieg der Patientenzahlen. Die kostenlosen medizinischen
und psychosozialen Hilfsangebote würden nun auch vermehrt von griechischen
Staatsbürgern aufgesucht. Ursprünglich waren die Anlaufstellen für Flüchtlinge und
Asylsuchende gedacht.  «Die Anzahl griechischer Staatsbürger unter unseren Patienten ist auf 30 Prozent gestiegen», erklärte Nikitas Kanakis, Präsident der griechischen Abteilung von «Ärzte der Welt». 
Darunter seien schwangere Frauen, die Vorsorgeuntersuchungen erhielten, Kinder, die Impfungen benötigten, Menschen, die kein Einkommen mehr hätten oder auch Beamte, deren Gehälter drastisch gekürzt worden seien. Immer mehr Menschen würden auch um Lebensmittel bitten, berichteten Mitarbeiter der Hilfsorganisation der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. Der griechische Nachrichtensender Vima 99.5 startete Anfang der Woche eine Lebensmittel-Kampagne für Bedürftige. An seine Hörer appellierte der Sender, beim
Einkauf im Supermarkt «auch an die mittellosen Mitbürger zu denken und auch für sie etwas einzukaufen». «Auch ein Paket Nudeln genügt», hieß es in dem Aufruf. dpa/AZ

Noch geben die griechischen Bürger nicht auf:
4. Die zwei größten Gewerkschaften des Landes ADEDY (Öffentlicher Dienst) und GSEE (Privatwirtschaft) haben für den kommenden Donnerstag, den 1. Dezember, zu einem 24-stündigen Generalstreik aufgerufen. Um 11.00 Uhr findet ein Protestmarsch Richtung Parlament statt. Treffpunkt ist der Pedion tou Areos-Platz, an der Ecke Patission und Alexandras Avenue. 
Um 11.00 Uhr findet zudem eine separate Kundgebung am Athener Omonia-Platz statt. Dort treffen sich Mitglieder der kommunistischen Gewerkschaft PAME. 
Als Grund für die Proteste werden u. a. harte Sparmaßnahmen genannt, die die Regierung durchsetzen will, um Athen aus der derzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise zu bugsieren. Dazu gehören Gehalts- und Rentenkürzungen, sowie Entlassungen im weiteren öffentlichen Sektor. Dies soll über die Maßnahme einer so genannten Arbeitsreserve durchgesetzt werden. Bisher konnten öffentlich Angestellte praktisch nicht entlassen werden. (Griechenland Zeitung / eh) 



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