11.03.2009

Geschichte a la MDR oder plumpe Verarsche?

Dass dieser Tage meist gehörte Wort in den öffentlich-rechtlichen Fernseh-Anstalten dürfte nach meiner groben Schätzung das Wort "Todesstreifen" sein. Gegenwärtig sind da (in ARD, ZDF und in vielen Dritten) jede Menge Leute unterwegs an der ehemaligen Ost-West-Grenze, um aus eben diesem Todesstreifen zu berichten und dabei zu dokumentieren, was für ein Unrechtsstaat die DDR doch gewesen sei. Eigentlich wäre dagegen ja auch nichts einzuwenden, denn Aufklärung darüber, was da passiert ist über Jahre, ist zweifellos wichtig und richtig. Aber das DDR-Systems so totalitär auf den "Todesstreifen" zu verkürzen ist fatal. Aber die Verkürzung der Geschichte auf solche Dinge hat offensichtlich Methode, vertreten einerseits von Großinquisitoren a la Hubertus Knabe und andererseits von Leuten, die nach der "backe backe Kuchen-Methode" ihr Bild von der DDR zwischen den flachen Händen in Worte oder Bilder kneten. Das jüngste Beispiel dafür lieferte der öffentlich-rechtliche MDR mit seiner für den Kinderkanal produzierten 581. Folge von "Schloß Einstein". Da ging es, entnehme ich meiner Tageszeitung "Sächsische Zeitung" Dresden (Seite 12 vom 30.10.2009) um "Ein paar Tage Diktatur". Der Titel der Sendung lautete, so die "SZ" "Alltag in der DDR".
Und zum Inhalt heißt es: "Die Schüler von heute haben die DDR nicht miterlebt. In der neuen Folge sollen sie miterleben, wie es ist, in einer Diktatur zu leben", erklärt Redakteurin Christa Streiber (vom MDR).
Und so sah nach Christa Streiber der (Schul)Alltag in der DDR aus: "Plötzlich sollen die Schüler eine Schuluniform tragen, unzählige Verbote ohne Widerrede befolgen und sich gegenseitig ausspionieren. Das lassen sich die Einstein-Kids nicht gefallen und organisieren sich zum Widerstand". Wenn wir die Schuluniformen mal dorthin stecken, wo sie hingehören - in den Müll nämlich, und wenn wir die dümmliche Behauptung vernachlässigen, das die DDR-Schüler sich gegenseitig ausspionieren "sollten", dann bleibt nur ein a la Streiber verschwurbelter Rest von Diktatur und oder aber gleich gar nichts vom "Alltag in der DDR". In dem hatten die Schüler an den Schulen im Osten anderes zu tun.

Und noch was zur Streib erschen "backe backe Kuchen-Methode": Lustigerweise, so konnte es der SZ-Leser auf besagter Seite 12 und im Original auf "Kika" sehen (auch hier auf dem Repro-Foto), hielten die "Kids" Schilder hoch mit "Stasi 2.0", Schildern also, mit denen im Deutschland von heute gegen den Überwachungswahn der politisch Machtausübenden, protestiert wird.
Ich höre in letzter Zeit immer wieder einen Werbespot: "Diese Sendung wurde
ermöglicht durch ihre Gebühren" (radio1). Kann man da nicht auch mal den Umkehrschluss denken?

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