In gleichen Augenblick sagt einer, der mit seiner Frau in der Diagonale mir gegenüber saß mit außerordentlicher Entschiedenheit: "Nein, das unterschreibe ich nicht. Das nicht! Zerknüllte einen Zettel und warf ihn in einen Papierkorb in seiner Nähe. Was gehen denn Versicherungen oder Gutachtern meinen Patientendaten oder Krankengeschichten an, polterte er weiter. Ich zuckte gedanklich mit den Schultern. Was mag der bloß haben?
Vier Plätze neben dem Ehepaar hockte eine sichtlich verdrossen vor sich hinblickende Damen um die 60. Irgendetwas bohrte in ihr. Eine halbe Stunde murmelnde Stimmen später platze sie: "Jetzt reicht es. Seit halber Neune sitz ich hier und nichts tut sich, weil so ein Affe von Pharma-Vetreter dem Doktor und uns die Zeit klaut. Ich gehe jetzt mal fragen, was werden soll. Sprach´s und verließ mit inzwischen zornigen Gesicht das Wartezimmer, segelte in Richtung Anmelde-Theke. Was draußen geredet wurde, konnte ich nicht verstehen. Die meuterwillige Dame kam zurück ins Wartezimmer. Auf ihrem Gesicht glitzerte ein Anschein von Triumpf. Und zwei Minuten später kam tatsächlich ein Herr mit einem dicken Pilotenkoffer aus dem Arztzimmer. Ein bißchen hastig.
Gegen 11.30 Uhr wollte ich platzen. . . . Mittlerweile hat das Personal der Praxis geschlossen auch noch die obligatorische Kaffeepause absolviert. Aber noch bevor ich aus der Haut fahren konnte, war ich dran. Die Schwester drückte mir einen Zettel halbA4groß in die Hand.
"Erklärung zur Schweigepflichtsentbindung" oben als Überschrift. Mit meiner zu leistenden Unterschrift sollte ich meinen Hausarzt von seiner ärztlichen Schweigepflicht zu entbinden (siehe Faksimile) zugunsten Krankenhäusern, Fachärzten, Gutachtern, Versicherungen, dem med. Dienst der Krankenkassen. Den Zettel haben ich meinem Hausarzt ununterschrieben über seinen Schreibtisch zurückgeschoben. Meine Daten sind meine Daten. Sie gehören gleich gar nicht pauschal Versicherungen oder Gutachtern.Mein Doktor ist sonst ein lustiger Vogel. Als ich mir einmal beim Autofahren mit offener Seitenscheibe erst Zug und dann einen steifen Hals geholt hatte, kommentierte er das mit den Worten: Ja, kommt vor, übermäßiger Gbrauch von Viagra kann schon mal zum steifen Hals führen". Es war jetzt das erste Mal, dass er mich ohne einen solchen Schlußspaß aus seiner Praxis entließ. Es war ja auch keiner.
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