11.11.2008

Ist Mehdorn ein Nazi?

Ich behaupte mal: Die Bahn AG hat ein Problem. Die Behauptung ist lächerlich, die Bahn ist das Problem! Radachsen, Erfolgsprämien in Millionenhöhe für die Manager bei erfolgreichem Börsengang und - die Spitze - der fatale Umgang mit dem "Zug der Erinnerung". Der Träger der rollenden Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust, ein gemeinnütziger Verein, soll erneut tausende Euro an die Bahn zahlen für die Benutzung des Schienennetzes und diverser Bahnhöfe, wo der Zug mit seiner Ausstellung über die Vernichtung der europäischen Juden Station machen soll.
Was mag Bahnchef Mehdorn wohl denken, wenn ihm der Zug der Erinnerung in den Sinn kommen könnte? Dat Ding iss mir ein (Meh)Dorn im Auge, stört den Betriebsablauf, erinnert die Besucher des Zuges dran, das wir (äh unsere Vorgänger) an der Deportation der Juden (Achs/Tonnen-Kilometer) ziemlich gut verdient haben. Oder sagt er sich gar, dass man ja blöd wäre, nicht ein zweites Mal dran verdienen zu wollen. Und oder ist er sogar ein Nazi neuen Types, der mit seinem Handeln seine innere, zutiefst antisemitische Einstellung auslebt? Er könnte es sein. Denn er führt den Laden und ist verantwortlich für die Direktiven, die die Bahn für den Umgang mit dem "Zug der Erinnerung" herausgibt:
BERLIN. Mit zahlreichen Zwangsmaßnahmen, gewaltsamen Räumungen durch Bahn- und Polizeikräfte sowie mit Aufenthalts- und Redeverboten reagierte die Konzernleitung der Bahn AG am Auschwitz-Gedenktag auf die bundesweiten Informationsveranstaltungen über das Deportationsschicksal von 3 Millionen NS-Opfern. Auch mehrere zehntausend jüdische Kinder waren mit dem Bahn-Vorgänger "Deutsche Reichsbahn" in die Vernichtungslager transportiert worden. Wie aus Halle berichtet wird, forderte das lokale Bahnmanagement die bereitstehenden Polizeikräfte auf, "mit allen Mitteln" gegen das Gedenken vorzugehen. Auf den Bahnhöfen Würzburg und Schweinfurt wurde den Veranstaltern untersagt, sich mit Redebeiträgen an die Reisenden zu wenden. Anlaß war eine Gedenkansprache des Berliner Wissenschaftlers Prof. em. Dr. Ekkehart Krippendorff. In Göttingen rissen Bahnbedienstete Fotos und Dokumente der 11.000 deportierten jüdischen Kinder von einer provisorischen Ausstellungswand im dortigen Hauptbahnhof. In Frankfurt a. M. griff das lokale Bahnmanagement Mitglieder einer Bürgerinitiative an, die in den Zügen Informationsmaterial an die Reisenden verteilen wollten. Die Repressionsmaßnahmen waren von der Berliner Konzernzentrale angeordnet worden. In Berlin drohte sie, den Berliner Hauptbahnhof zu räumen, sollte es dort zu einer Pressekonferenz mit anschließender Informationsveranstaltung kommen. Angekündigt war die Teilnahme des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Berlin Gideon Joffe und der Publizistin Lea Rosh. Aus Paris kam Beate Klarsfeld in den Berliner Hauptbahnhof. Bahnbedienstete setzten Gewalt ein, um ein Transparent zu beschlagnahmen. "Wir sind bestürzt und beschämt", sagt der Pressesprecher der "Initiative Elftausend Kinder". "Hier wird ein demokratischer Konsens aufgekündigt, der unser aller Vergangenheit betrifft. german-foreign-policy.com dokumentiert die Ereignisse mit Fotos und Redebeiträgen.

Auf die politische Agenda der Berliner Parteien gehört eben dieser Skandal. Das Staatsunternehmen Bahn muss zurück unter demokratische Kontrolle, Mehdorn und der nicht weniger skandalumwitterte Bundesverkehrsminister Tiefensee gehören abgelöst. Das ist eine gerechte Forderung.

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