3.18.2008

Tibet: der gewöhnte Rede- und Schreibbrei

"Wenn Serben in Kosovska Mitrovica mit ausländischen Polizeikräften, die die illegale Lostrennung der Provinz Kosovo von Serbien militärisch abzusichern haben, in Konflikt geraten, dann erscheinen sie in der medialen Darstellung als wütende Meute, die den Kosovo-Albanern die Unabhängigkeit mißgönnt. Wenn zur gleichen Zeit in Tibet Anhänger des Dalai Lama plündernd, brandschatzend und ihren chinesischen Mitbürgern Gewalt antuend durch die Straßen ziehen, hält sich trotzdem das Gerücht, daß eine friedliche Menschenmenge von einer grausamen Staatsmacht an der Ausübung ihrer elementarsten Rechte gehindert worden sei", schreibt Werner Pirker in einer Kolummne der "Junge Welt". Und was ist mit den Plästinensern/Israelis und den Tibetern/Chinesen. Wir müssen es selbst herausfinden. Die Medien in Deutschland werden uns es nicht wirklich sagen - bis auf wenige Ausnahmen vielleicht. Ansonsten wird wie gewohnt verschleiert oder Partei genommen. "Tote und Verletzte beim Aufstand gegen die Besatzer: Brutal wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr spitzt sich der Tibet-Konflikt zu. Die EU warnt China vor dem Einsatz von Gewalt, US-Wahlbetrüger-Präsident Bush reagiert alarmiert - das kommunistische Regime hat im Olympia-Jahr plötzlich ein Problem", textet "Spiegel-online" in gewohnt hasserfüllter Kalter-Kriegsterminologie. Beispielsweise auf N24. Dort erschien im Online-Angebot ein Beitrag unter der Überschrift "Über 100 Tote in Tibet". Zwar meldet N24 richtig, dass es unterschiedliche Zahlen gebe (100 Tote nennt die Exilregierung, 10 die chinesische Regierung). Was macht es schon, wenn wir nix genaues nicht wissen? Die 100 Toten müssen in die Überschrift. Zwei Tage später glänzt N24 mit der Überschrift "Tibets Kampf um Autonomie - Ein Jahrhunderte alter Konflikt". Offensichtlich auch nur abgeschrieben bei Wikipedia, beginnt der Artikel im Jahre 1950 mit dem Einmarsch der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Aus gutem Grunde verkürzt man bei N24 den jahrhundertealten Konflikt auf rund 68 Jahre. Zuviel Wissen macht zu dumm, um zu glauben, bei N24 berichte man nicht ohne Absicht.
Und was wissen wir nun wirklich? Eigentlich nicht viel. Aber vielleicht hören wir abwechselnd anderen zu. Beispielsweise Colin Goldner, klinischer Psychologe und Wissenschaftsjournalist, Autor des Buches »Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs« (alibri-Verlag) in einem Kommentar für die "Junge Welt": "Nichts kann China vor den Olympischen Spielen weniger gebrauchen als negative Presse. Grund genug für den Dalai Lama, für eben solche zu sorgen. Mit ausdrücklicher Billigung »Seiner Heiligkeit« wurde am 4. Januar 2008 ein exiltibetischer Kampfverband gegründet, bestehend vor allem aus Mitgliedern des militanten »Tibetan Youth Congress«, mit dem Ziel, »direkte Aktionen« durchzuführen: »Wir werden den historischen Moment der Olympischen Spiele dazu nutzen«, so die als »Tibetan People’s Uprising Movement« (TPUM) ausgerufene Kampftruppe, »das Ende der chinesischen Besetzung herbeizuführen.« Im Internet kursierten wenig später erste Gerüchte über geplante Sabotageakte, Terroranschläge und Attentate. Schon Ende der 1980er hatte es unter der Bezeichnung »Chinesische Häuser anzünden: Sabotage« eine exiltibetische Untergrundorganisation gegeben, die für Terror gegen chinesische Siedler sorgte."
Für eine gezielte Aktion unter zumindest Duldung des 14. Dalai Lama spricht noch mehr. Da wären die zahlenmäßig zwar nicht starken, aber minutiös geplanten Aktionen von - na sagen wir einigen tausend Exil-Tibetern rund um den Erdball. Und muss auch fragen, welche koordinierende Rolle der Sender "Radio Free Asia" bei der Organisation der Krawalle gespielt hat, von dessen QSL-Karten schon mal der Dalai Lama herunterlächelt. Und was wurde bei der 2007er Welttournee des Dalai Lama durch Deutschland - Frau Merkel empfing ihn im Bundeskanzleramt - und in den USA im Oktober vergangenen Jahres besprochen?
Unbeschadet, dass uns niemand diese Fragen beantworten wird, steht fest: "Eine Handvoll Tibeter haben wegen der bevorstehenden Olympischen Spiele eine Provokation gestartete, deren Folgen sie nun ausbaden und die ihrem Wunsch nach mehr "Autonomie" (Dalai Lama) einen schlechten Dienst erwiesen haben.

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