6.16.2007

"Scanner", "Toucher", Trickbetrüger

Irgendwann geht ja jeder von uns mal einkaufen. Eine regelrechte Horror-Picture-Show erlebe ich immer wieder in der Obst- und Gemüseabteilung meines Marktes. Da steht einer mit einem Netz Kartoffeln in der Hand, dreht den Beutel in Augenhöhe, bis er jede einzelne Kartoffel "gescannt" hat. Dann läßt er den Beutel mehr oder weniger sanft in den Kollie zurückfallen, greift sich den nächsten Beutel und scannt wieder. Dann tatscht (von touch) er die Äpfel an, die Birnen, die Bananen "röntgt" er, bei den Weintrauben kostet er ein paar aus einem Foliepack mit Fix-Preis und bescheisst so den, der später nichtsahnend den Beutel Trauben kauft, dafür den vollen Preis zahlt, aber weniger Trauben drin hat als angegeben, weil einige "Koster" aus eben dem selben Beutel genascht haben.
Ich kennen den Haus-Detektiv. Der geht mit mir eine Runde und macht mich auf ein paar Dinge aufmerksam. In der Presse-Gasse stehen ein paar Kunden und lesen Illustrierte. "Die kaufen sie nicht, die lesen sie bloß. Manche reißen in einem Augenblick, da sie sich unbeobachtet wähnen, drei Seiten mit einem sie interessierenden Artikel raus, legen die Zeitschrift wieder ins Regal und ziehen von dannen, "aufgeklärt" und mit 4,00 eingesparten Euro in der Tasche."
In der Kassenzone diskutiert eine Kundin mit der Kassiererin. Sie hat ein Lebensmittel "entdeckt", bei der das MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) rum ist. Dafür bekommt sie von der Kassiererin oder spätestens aber an der Rezeption einen Gutschein über 2,50 Euro. Das ist Usus in dem Markt, in dem ich gewöhnlich einkaufe. Der Detektiv schmunzelt und erzählt die Geschichte eines älteren Ehepaares. "Regelmäßig alle vier Wochen haben die einen Einkauf mit solchen Gutscheinen bezahlt. Nach einer Weile hat mich das stutzig gemacht. So viele überlagerte Ware kann es doch in einem gut geführtem Markt eigentlich gar nicht geben, habe ich gedacht und auf die alten Leutchen ein Auge geworfen." Es habe lange gedauert, bis er hinter das System gekommen sei. Das habe folgendermaßen funktioniert. Die Alten hätten über die Woche immer wieder mal Dinge eingekauft, bei denen das MHD schon knapp dran war. Die Waren, Lebensmittel versteht sich, haben sie zu Hause in den Kühlschrank geworfen und dann gewartet, bis das Datum überschritten war. Dann sind sie mit den überlagerten Lebensmitteln an die Kasse bzw. an der Rezeption aufgetaucht und haben sie reklamiert, Gutscheine dafür bekommen, die gesammelt und dann nach vier Wochen eben, die Gutscheine bei nächsten größeren Einkauf eingelöst. Zudem hätten sie ja jedes Mal die überlagerte Ware getauscht bekommen, anstandslos. Ein bisschen kriminelle Energie hatte sich für die beiden Rentner, durchaus wohlhabende übrigens, gelohnt. (Fortsetzung folgt)

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