Sind oder waren Sie auch ein Gucker eines der oder aller sieben politischen Magazine im "Ersten"? Und erinnern Sie sich noch, wie auf Sie die Ankündigung der ARD gewirkt hat, die politischen Magazin-Sendungen um 15 Minuten zu kürzen?
Seinerzeit (Januar 2006) hatte der Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eine Podiumsdiskussion organisiert. Sigmund Gottlieb, Chefredakteur Bayerischen Fernsehens, Sonia Mikich, Redaktionsleiterin des politischen Magazins „Monitor“ (WDR), sowie Fritz Wolf, freier Medienjournalist aus Düsseldorf, haben zu diesem Problem miteinander und gegeneinander diskutiert. Gottlieb verteidigte seinerzeit die Sendezeitkürzungen. Es ginge, führte er aus, um eine erwünschte Stärkung der Position der Tagesthemen, der die gekürzten 15 Magazin-Minuten für einen früheren Sendestart zu Gute kommen. Die Steigerung des Marktanteils der Tagesthemen auf 12 Prozent sei ein erster sichtbarer Erfolg, rieb sich Gottlieb voller Freude die Hände. Außerdem sei die Kürzung eine „Anregung der journalistischen Qualität“ für die Macher der Magazine: Unrelevante Themen müssten herausgefiltert und eine Konzentration auf das Essentielle vorgenommen werden. Entscheidend sei schließlich die „Kundschaft, und nicht was in den Köpfen der Redakteure vorgeht.“ Da staunten wir. Gottlieb als letzte Instanz für "Unrelevantes und Essentielles" zugleich? Fritz Wolf, freier Medienjournalist, der einen Aufsatz zur Geschichte der politischen Magazine in der ARD im Rahmen des 50. Geburtstages des WDR verfasst hat, antwortete ironisch spitz: "Kürzte man die Magazine weiter auf 25-20 Minuten Sendezeit, so müsse ja eigentlich die Kreativität der Redakteure explodieren“.
Vielleicht hätten wir Zuschauer als Finanziers der Öffentlich-rechtlichen auch gerne mit diskutiert. Aber wurden oder werden wir gefragt? Nein. Aber geantwortet haben viele Zuschauer. "400.000 Zuschauer haben die montags ausgestrahlten Magazine "Fakt", "Report Mainz" und "Report München" gegenüber dem Vorjahr verloren" hat die ARD-Medienforschung ermittelt. Zwischen Januar und November 2006 waren nur noch 2,77 Millionen Zuschauer im Schnitt dabei, im Vorjahreszeitraum seien es noch 3,17 Millionen gewesen. Der durchschnittliche Marktanteil lag bei 9,7 Prozent und damit nur im einstelligen Bereich. Nicht ganz so stark verloren die Donnerstags-Magazine "Kontraste", "Monitor" und "Panorama", doch auch dort zeigt die Tendenz nach unten. Nun ja, so lieb hatte Gott Gottlieb wohl doch nicht.
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