5.05.2012

Jeanne d´Arc und das ekelige Spiel mit der Moral

(Sceeenshot - Quelle/Foto: dpapd/Alexei Furman) Augen auf, Kaffe an, Honigsemmel rein, Zeitung her und aufschlagen. Ich wollte bloß Nachrichten lesen in meiner (noch) Leib- und Magenzeitung. Ich habe sie also aufge- und wurde erschlagen. Die ersten acht Seiten habe ich wegen der Übersicht nur mal durchgeblättert. Stimmt: Es ist auch heute wieder nichts als die gedruckte Wiederholung der Tagesschau. Auf Seite 1, lese ich, das deutsche Ärzte in Begleitung deutscher Diplomaten Julia Timoschenko in ihrer "Krankenzelle" untersucht haben. Der eher faktenarme Text von dpa endet mit dem Verweis Bericht - Seite 3. Was ich sehe, irritiert mich noch mehr. Von einem Bericht über die Ärzte und Diplomaten keine Spur. Dafür trhont "Eine Frau mit vielen Gesichtern" als Dachzeile über einem Bild, dass in einem Camp ihrer (Timoschenkos) Unterstützer aufgehängt oder abgestellt sein soll. (Betrachten Sie das Bild aufmerksam!) Es ist ein Klischee auf religösen Hintergrund, eine Farc und geichzeitig nichts als die Wiederholung eines nur moralischen Urteils. "Das ist die Gute und wir sind die Guten. Unser aller Anstrengungen müssen dem Kampf um ihre Befreiung einerseits und der Zerstörung des augenblicklichen Unrechts-Regimes in der Ukraine andererseits gelten. Im Text, der die Zusammenfassung der Schreibarbeit zweier Lohnschreiber von dpa und dapd ist, geht es weiter mit den Manipulationen der Leser. Julia Timoschenko hätte (vor ihrer Verurteilung) wie ihr Mann das Land verlassen können (wie ihr Mann, der ohne weiteres politisches Asyl erhalten habe), sie(wie eine echte Heldin) aber sei geblieben. "Doch Julia Timoschenko, in deren Kiewer Arbeitszimmer ein Standbild der Jeanne d´Arc auf dem Schreibtisch steht . . . ", heißt es weiter. Unfassbar! Jeanne d´Arc und Timoschenko? Wieviel absichtsvolle Dummheit grassiert eigentlich in den deutsche Medien? Es folgt einen Absatz weiter ein nicht weniger aufschlussreicher Satz. "Der Vorwurf (der ukrainischen Justiz) lautet auf "Amtsmissbrauch" (in der Tat in Anführungszeichen) während ihrer Zeit als Regierungschefin." Wenn das keine Manipulation ist. Anmerkung Jens Berger: Es ist erstaunlich, dass die deutschen Medien unisono die Verhaftung Timoschenkos aufs Schärfste verurteilen. Julia Timoschenko (ihr Spitzname lautet „Gasprinzessin“) ist durch dubiose Geschäfte mit russischen Gaslieferungen zu einem großen Vermögen gekommen, saß bereits mehrfach in Untersuchungshaft und stand bis Anfang 2004 sogar auf der Fahndungsliste von Interpol". In einem anderen Beitrag zu diesem Thema schreibt Jens Berger: "Sie (die Verurteilung Timoschenkos durch die ukrainischen Gerichte) basiert auf Ermittlung amerikanischer Anwaltskanzleien, (die) parallel zum ukrainischen Verfahren auch in den USA geführt (werden), und ein Gericht in New York hat im Februar eine Subpoena (Herausgabe prozessrelevanter Informationen mit Strafandrohung) gegen die ehemalige Ministerpräsidentin erwirkt. Die Vorwürfe gegen Timoschenko sind auch Gegenstand eines amerikanischen Verfahrens gegen die Schweizer Bank Credit Suisse, die Timoschenko bei der Geldwäsche der unterschlagenen Gelder geholfen haben soll. Pawel Lasarenko, der nicht nur Timoschenkos politischer Ziehvater, sondern auch ihr Geschäftspartner war, wurde wegen ähnlicher Vorwürfe bereits 2004 in den USA zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilt". Soviel zur ukrainischen Jeanne d´Arc. Eigentlich müssten es die Autoren vor diesem Hintergrund - den sie hätten auch recherchieren können - selbst gemerkt haben, wie dumm das ist, was sie zur Erhöhung des "Opfers" Timoschenko mit dem Satz von sich geben: "Volksnähe ud eine radikale Abrechnung mit der verhassten Vetternwirtschaft, das war ihr Programm. Anfang 2005 wurde wurde sie von Juschtschenko zur ersten "orangenen" Premierministerin berufen". Genug des Schmarrens. Mich wundert nicht, dass in einer wachsenden Zahl Medien anderer europäischer Länder Deutschland zunehmend mit dem Dritten Reich verglichen und deutsche Politiker immer häufiger als Nazis dargestellt werden. Nein Freunde, wir kommen heute nicht mehr mit Panzern und Stukas, heute reicht unsere Wirtschaftsmacht um euch unterzukriegen. Und so drohen wir in einem "ersten Schritt" nicht nur mit dauerhaften Liebesentzug, sondern auch mit der Wegnahme der Fußball-Europa-Meisterschaft. Was kann die Ukraine schon dagegen tun? Ich wüsste schon etwas. Wenn sie die Kraft aufbrächte, dann sollte sie just jetzt! die EM absagen. Das wäre doch mal was!

5.04.2012

Am Sonntag wählt Griechenland. Und danach?

Ich bin nicht ängstlich. Ich habe Angst. Um Griechenland, um meine griechischen Freunde, um meine freundlichen und gutherzigen Nachbarn dort, um Eleni, die Wirtin meines Lieblings-Cafenion und die vielen guten Bekannten, um Menschen, denen ich ohne Vorbehalt verbunden bin. Sie müssen sich am Wochenende zwischen 32 Parteien entscheiden, von denen etwa zehn die Aussicht haben die griechische Drei-Prozent-Hürde zu nehmen und Kandidaten in das Parlament zu bringen. Neben der Nea Dimokratia und der PASOK, werden das die KKE (Kommunisten) sein und "SYRIZA" (eine linke Sammlungsbewegung) aber auch zum Beispiel "Cryssi Avgi" ("Goldene Morgendämmerung"), ein schlichtweg faschistische Sammlungsbewegung, die derzeit einen starken Aufwind erlebt. "Stark ist sie vor allem im Großraum Athen, in dem mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten des Landes leben. In den zu Slums verkommen Gegenden am nördlichen und westlichen Rand der Innenstadt erhält die "Chryssi Avgi" bis zu 20 Prozent Zustimmung - was in etwa dem Anteil der dort verbliebenen Griechen an der Wohnbevölkerung entspricht. Der Aufstieg der Rechtsradikalen wurde möglich, weil die etablierten Parteien soziale Fehlentwicklungen über Jahre ignorierten der Verwandlung ganzer Stadtteile in Gettos tatenlos zusahen", beschreibt FAZ-Autor Michael Martens, die Chancen der "Crysi Avgi". Und weiter: "Doch selbst in bessergestellten Regionen erhält die Chrysi Avgi seit einigen Wochen wachsenden Zuspruch. Ihren ersten politischen Erfolg feierte die Partei bei den Kommunalwahlen im November 2010, als Partei-Chef Michaloliakos mit 5,3 Prozent der Stimmen der Einzug in den Athener Stadtrat gelang. Bei Stadtratssitzungen sorgte er mehrfach für Eklats, indem er den Arm zum Hitlergruß erhob. In einem Klima allgemeiner Politiker- und Parteienverdrossenheit setzt die Partei auf eine ostentativ zur Schau getragene Politikferne. Man legt Wert darauf, eine „Bewegung“ zu sein, nicht eine Partei. Für die griechischen Rechtsradikalen kandidieren Bäcker, Lastwagenfahrer und Straßenfeger, eher sozial Benachteiligte also. Ihr unbeholfenes, wenig redegewandtes Auftreten ist Programm - es soll Volksverbundenheit demonstrieren." Wie in Frankreich Sarkozy setzt in Griechenland die "Nea Dimokratia" auf Stimmen vom rechten Rand. Failos Kranidiotis, persönlicher Berater von Nea-Dimokratia-Parteichef Antonis Samaras und Parlamentskandidat fordert beispielsweise in direkter Konkurrenz zu "Crysi Avgi", dass alle Immigranten mit einem "gut erkennbaren Mal am Körper" dauerhaft gekennzeichnet werden. Und Parteichef Samaras fordert, dass die von der PASOK-Regierung eingeführten Einwanderungsgesetze, welche die Staatsbürgerschaft für im Land geborene Kinder legaler oder legalisierter Einwanderer vorsieht, gekippt und die erteilten Staatsbürgerschaften wieder entzogen werden. Die Gefahr eines Abgleitens in nahezu faschistische Verhältnisse kann heute eigentlich nicht mehr ausgeschlossen werden. Zumal die linken Parteien und Sammlungsbewegungen sich nicht auf einen halbwegs gemeinsamen Kurs einigen konnten, auf eine gemeinsame Wahlstrategie, um das Schlimmste für das Land ud die Menschen dort, zu verhindern. Am Sonntag ist Wahl. Und danach?

4.30.2012

Zu wenig Verehrer höhrer Wesen im Osten

"Die christliche Diaspora ist mitten in Europa: Nirgendwo sonst auf der Welt glauben so wenige Menschen an einen Gott wie in Ostdeutschland. Nach den Ostdeutschen sind die Tschechen (unsere direkten Nachbarn hier im Dreilländereck) die zweitgrößten Zweifler an der Existenz eines Gottes. Wie eine aktuelle Vergleichsstudie der Universität Chicago in christlich geprägten Ländern weiter herausgefunden hat, ist der Atheismus in vielen Ländern auf dem Vormarsch. In den neuen Bundesländern glauben nur 13 Prozent der Ostdeutschen an die Existenz eines Gottes", berichtet meine Tageszeitung. Ja und? Ist doch gut so! Und ich muss hier aus gutem Grunde Robert Menasse zitieren: "Die Aufklärung begannn mit zwei Feuerwerken auf diesem dunklen Firmament der Menschheitsgeschichte: mit der Entwicklung einer philosophischen Ethik, die an die >Stelle des Schicksals die Vernunft setzte und schließlich zu den Menschenrechten führte, und mit der systematischen Religionskritik, die das Menschengamachte in die Hände der Menschen zurücklegte. Als Gott unbewiesen in seinem Blute schwamm, war auch das Schicksal tot, eines natürlichen Todes gestorben.. . . Das wurde überhaupt die geistige Grundlage der Moderne: das Denken in Alternativen." Und wo stehen wir heute? Wenn Angela Merkel, einst unter anderem FDJ-Sekretärin, irgendeine neue Strategie zu verkünden hat - sei es nun ein neues Sparprogramm oder im Kampf gegen den Terror - dann benutzt sie vielfach das Argument von der "Alternativlosigkeit" dieser Entwicklung. Alternativlosigkeit = Schicksal = Freiheitsberaubung im religiösen Sinne. "In Ostdeutschland bewegen sich die jungen Leute in Sachen Gottesferne weitgehend auf demselben Niveau wie ihre Eltern. Die Annahme, dass sich mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur DDR deren Atheismus abschwäche, war falsch. Die Tageszeitung „Die Welt“ zitierte dazu den Erfurter Theologieprofessor Eberhard Tiefensee. Der sagte während eines Kolloquiums „Deutsche Einheit und katholische Kirche“: „Wenn Ostdeutschland nun Missionsland ist, dann trifft christliche Verkündigung erstmalig nicht auf andere Religionen, sondern auf ein stabiles areligiöses Milieu.“ Dieses Milieu habe sich als hochresistent für Missionsbewegungen aller Art erwiesen. Erforderlich sei ein langer Atem" schreibt meine Zeitung weiter. So so, wir sind also jetzt Missionsgebiet? Vielleicht könnte Theologieprofessor Tiefensee erst mal die Menschen hier fragen, ob sie überhaupt missioniert - also mit den Keimen eines überkommenen Weltbildes infiziert - werden wollen. Aber es stimmt, es wird schon missioniert, beispielsweise mittels meiner Tageszeitung, die bis 1992 über ein eigenes Redaktionsstatut verfügte und im Kopf die vielversprechende Zeile "Überparteiisch - Unabhängig - Kritisch" trug. Beides ging verloren, als die Zeitung einem Großkonzern zugeschlagen wurde. Heute tummeln sich Pfarrer(innen) auf den Seiten, die nach dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein" uns Gottensgedanken nahebringen, uns missionieren dürfen. Das geht dann etwa so: div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
Daran mag glauben wer will. Schließlich ist Religion Privatsache. Ach ja, und was ist das denn da? "Dass Gott uns leidenschaftlich liebt. So sehr, dass er am Kreuz für uns stirbt. . . ". Na gut, ich bin Atheist. Ich kenne mich da nicht so aus. bin aber trotzdem überzeugt, dass Gottes Sohn am Kreuze starb.