11.13.2006

Der Rand, der in der Mitte liegt

Wie ist er, der typische deutsche Rechtsextremist? Eher ein kahlgeschorener Jugendlicher, der sich martialisch, also standesgemäss kleidet mit Bomberjacke und Springerstiefeln? Einer der von Geschichte nicht die Bohne Ahnung hat, dafür aber ein Skorzeny-Bild über seinem Bett und eine Reichskriegsflagge an der Wand, einer vom rechten Rand unserer Gesellschaft also?
Mitnichten! Ein Rechtsextremer - zumindest dem Denken nach - ist ein durchschnittlich gebildeter deutscher Mann zwischen 31 und 60 Jahren und in aller Regel arbeitslos. Er ist evangelisch (also ein potenzieller Lichterkettenbefürworter) und wählt bevorzugt FDP oder SPD. Also einer von uns, unserer Nachbar vielleicht?
Zu genau diesem Ergebnis ist eine Forschergruppe der Universität Leizig, Abteilung medizinische Psychologie und medizinische Soziologie, im Ergebnis einer Befragung von knapp 1 500 Deutschen beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 99 Jahren gekommen (Ergebnisse). Erforscht werden sollte von den Wissenschaftlern, wie sehr rechstextreme Einstellungen das Denken in Deutschland bestimmen. Dazu formulierten die Forscher Fragen auf den Einstellungsfeldern "Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur", "Chauvinismus", "Ausländerfeindlichkeit", "Antisemitismus", "Sozialdarwinismus" und "Verharmlosung des Nationalsozialismus". Zu jedem dieser Felder wurden Sätze formuliert wie "ohne Judenvernichtung würde man Hitler heute als großen Staatsmann ansehen". Die Befragten hatten die Antwortmöglichkeiten: "stimme voll zu", "stimme überwiegend zu", "teils/teils", "lehne überwiegend ab" oder "lehne völlig ab".
Die Ergebnisse sind erschreckend. Hochgerechnet bedeuten die Ergebnisse, dass rechtsextremes Denken eben nicht am Rande unserer Gesellschaft angesiedelt ist, sondern ein Problem der Mitte. Das sollte vor allem die SPD-Fraktion im Bundestag bedenken, die - so vermeldete es die Tagesschau vom 13.11. (12 Uhr) - neuerdings erneut ein Verbotsverfahren gegen die NPD ankurbeln möchte. Wer glaubt, mit der Ausschaltung der Exponenten extremer Positionen das rechtsextreme Denken ausgemerzt zu haben, der sitzt rittlings auf dem falschen Esel, der gerade auf das Eis tanzen geht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

so.. und hier auch gleich noch *g
eiei.. ich habs gewußt.. naja - wer mit off´nen augen&ohren durch die welt geht, der brauch keine studien um des zu glauben.. oder bin ich doch einfach nur paranoid? ;)